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Unternehmensverkauf

Nach Viessmann-Deal: Werden Wärmepumpen jetzt billiger?

am Mittwoch, 03.05.2023 - 11:15 (Jetzt kommentieren)

Es war ein Paukenschlag am vergangenen Mittwoch: Der Traditions-Heizungsbauer Viessmann wird seine Klimatechnik-Sparte an den US-amerikanischen Konkurrenten Carrier Global verkaufen. Für 12 Milliarden Euro sichern sich die Amerikaner einen großen Anteil am boomenden Wärmepumpen-Markt in Europa.

Ausverkauf der deutschen Wärmepumpe?

In der Politik wird die Übernahme sehr unterschiedlich bewertet. "Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Dagegen befürchtet Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) „einen Ausverkauf der deutschen Wärmepumpe“.

Verbraucher können profitieren

Dabei könnte die Übernahme tatsächlich eine gute Nachricht für Verbraucher und Handwerk sein. Nach den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums sollen in Deutschland pro Jahr 500.000 neue Wärmepumpen eingebaut werden. Auch durch die enorme Nachfrage und den Fachkräftemangel in der Branche sind die Preise für den Heizungstausch derzeit sehr hoch. Viessmann war bisher in der Sparte auf dem deutschen Markt die Nummer zwei nach Bosch und vor Vaillant. International spielen aber alle drei in einer eher zweitklassigen Liga. Die Platzhirsche heißen Daikin und Mitsubishi aus Japan. Die Übernahme durch den amerikanischen Branchenriesen könnte für einige Bewegung hierzulande sorgen. Denn das Angebot auf dem Wärmepumpenmarkt in Deutschland würde breiter werden und damit auch die Preise für Haus- und Wohnungsbesitzer deutlich niedriger.

Zugang zum europäischen Wärmepumpenmarkt

Denn die Strategie von Carrier Global dürfte dabei vor allem sein, sich Zugang zum europäischen Vertriebsnetz zu verschaffen. Heizungsinstallateure arbeiten in der Regel mit einem Heizungsbauer zusammen, an deren Produkten die Monteure auch geschult werden. Mit Viessmann hat man hier einen großen Wurf gelandet. Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber der asiatischen Konkurrenz, der mittelfristig dazu führen könnte, dass auch Daikin und Co. versuchen, sich mittels Übernahme kleinerer, europäischer Unternehmen einen Zugang zum hiesigen Markt zu verschaffen.

Nach Solarbranche: Sorge vor Abwanderung der Industrie

Ob die Sorge vor einem weiteren Technologie-Exodus nach dem Abwandern der Solarindustrie vor etwa zehn Jahren berechtigt ist, wird sich zeigen. Damals war nach dem Wegfall der großen Subventionen durch hohe Einspeisevergütungen ein Großteil der zuvor florierenden Industrie nach China verlegt worden.

Fürs Erste jedoch scheinen die deutschen Arbeitsplätze sicher: Carrier Global gibt langfristige Garantien. Betriebsbedingte Kündigen seien demnach für drei Jahre ausgeschlossen, die Produktionsstandorte blieben für fünf Jahre gesichert, die Firmenzentrale in Allendorf sogar für zehn.

Gegen den Klimawandel: Viessmann plant massive Investitionen für CO2-Senkung

Doch was bleibt eigentlich vom Traditionshersteller, wenn die Zukunftstechnologie verkauft und die Gasheizung verboten wird? Mit dem Verkaufserlös plant Firmenchef Max Viessmann jedenfalls massive Investitionen. Die eigene Zukunft sieht man vor allem in Technologien zur Vermeidung, Reduzierung und Speicherung von CO2 – und zwar auch abseits vom Heizungssektor. „Als lösungsorientiertes Familienunternehmen sehen wir unsere Verantwortung darin, unseren positiven Beitrag gegen den negativen Trend des Klimawandels zu verstärken – auch über unser traditionelles Geschäftsfeld hinaus“, so Viessmann. Man darf also gespannt sein, was aus Viessmann wird. Der mittelständische Heizungsbauer aus Nordhessen wird es jedenfalls in Zukunft nicht mehr sein.

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