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Wärmewende

Wärmepumpe: Was wäre, wenn alle damit heizen?

Künftig soll in Deutschland nur noch mit einer Wärmepumpe geheizt werden. Jedoch ist dies nicht in allen Häusern möglich. Würde für den geplanten Wärmepumpen-Boom überhaupt der Strom reichen? Sind die Stromnetze dafür ausgelegt oder müssen sie erst gebaut werden? Viele Experten Zweifeln an der Machbarkeit der Pläne der Bundesregierung.

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Redaktion agrarheute, agrarheute
am Donnerstag, 03.08.2023 - 06:00 (7 Kommentare)

Basis von Heizungsgesetz und Energiewende

Bis 2030 sollen sich die Zahl der Wärmepumpen von etwas über einer Million auf knapp sechs Millionen erhöhen. Das kann jedoch zu Problemen führen. Vor allem an extrem kalten Tagen könnten die Geräte eine erhebliche Belastung für die Stromnetze darstellen. Insbesondere wenn viele neue Wärmepumpen und Ladestationen für E-Autos ans Netz gehen. 

Wärmepumpen – nicht genügend Strom, Netz überfordert

Vonovia, Deutschlands größter Immobilienkonzern, kann derzeit rund 70 Prozent seiner bereits installierten Wärmepumpen nicht nutzen. Das sagte Vorstandschef Rolf Buch der „Wirtschaftswoche“. Demnach fehlen aktuell viele Genehmigungen von lokalen Netzbetreibern, um die Wärmepumpen anzuschließen. Ein Grund dafür sei, dass aktuell nicht genügend Strom zur Verfügung stehe, um die Wärmepumpen zu betreiben. Dezentrale Energieerzeuger drohen vielerorts die Stromnetze in den Lastspitzen zu überfordern. 

 

Es fehlt die Strategie und ein Plan

Auch müsse noch geklärt werden, ob die für Wärmepumpen vorgesehenen Häuser gut genug gedämmt sind. Bei den Wärmepumpen zeigt sich, dass gute Vorhaben politisch oft nicht zu Ende gedacht sind“, so Buch zur „Wirtschaftswoche“. Experten kritisieren immer wieder den hohen Aufwand, der aktuell noch mit der Installation von Wärmepumpen verbunden ist – vor allem, wenn es um die Stromversorgung geht. In vielen Fällen müssen dafür erst spezielle Leitungen verlegt werden.

Gigantischer Netzausbau als Folge

Die lokalen Netzbetreiber gehen derzeit davon aus, dass der Stromverbrauch in Deutschland aufgrund der Elektrifizierung von Verkehr und Wärme bis 2045 um mehr als das Doppelte steigen wird. Gemäß dem Ausbauszenario des Netzentwicklungsplans Strom 2013 müssen die Übertragungsnetzbetreiber bis 2032 rund 145.000 Kilometer neue Stromleitungen verlegen, um eine erfolgreiche Integration erneuerbarer Energien zu gewährleisten. Die Bundesländer schätzen ihrerseits den erforderlichen Ausbau sogar auf etwa 280.000 Kilometer ein. Im Jahr 2022 betrug der gesamte Stromverbrauch, auch bekannt als Nutzlast, 484 Terawattstunden. Nach der letzten Prognose der Bundesregierung wird dieser bis 2030 auf rund 750 Terawattstunden ansteigen. 

Stromfresser Wärmepumpe

Wirtschafts- und Bauministerium gehen davon aus, „dass der zusätzliche Stromverbrauch von Wärmepumpen würden die geplanten fünf Millionen neuen Wärmepumpen bis 2030 weniger als 30 Terawattstunden Strom benötigen.  Das Prognos-Institut kommt hingegen bei einer Berechnung mit rund 5,5 Millionen Wärmepumpen auf einen Stromverbrauch von rund 33 TWh. Gleichzeitig nimmt auch der Einsatz von Großwärmepumpen bei der Fernwärme zu, plus neun TWh. Insgesamt steigt der Stromverbrauch der Wärmepumpen im Zeitraum 2018 bis 2030 danach um 35 TWh auf rund 42 TWh. Werden zusätzlich die kleinen ungekoppelten Warmwasser-Wärmepumpen hinzugezählt, steigt der Stromverbrauch der Wärmepumpen um zusätzliche 3 TWh auf insgesamt 45 TWh.

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