Windräder stehen oft still, obwohl viel Wind weht – Warum?


Windräder stehen oft still. Der Grund ist absurd: Sie erzeugen zu viel Strom. Das überlastet die Netze. Oder die Betreiber wolle für das Einspeisen keine Strafgebühr zahlen. Nämlich dann, wenn die Strompreise bei einem Überangebot negativ werden.

Viele Autofahrer wundern sich: Viele Windräder stehen still obwohl reichlich Wind weht. Der Grund: Sie erzeugen zu viel Strom. Oder anders gesagt die Stromnetze sind überlastet und können die bei reichlich Wind anfallenden Strommengen nicht aufnehmen und schon gar nicht speichern.
Die Anlage wird dann vom Netzbetreiber runtergeregelt, um eine lokale oder regionale Überlastung des Stromnetzes und einen Stromausfall zu vermeiden. Eine absurde Situation angesichts einer wachsenden Stromlücke und horrender Strompreise.
Gerade angesichts des künftig steigenden Strombedarfs, sagt Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) dem Bayerische Rundfunk: „Dadurch, dass die Elektromobilität mit Macht kommt, haben Sie schon mal allein eine Verdoppelung Ihres Stromverbrauchs von früher. Durch die Wärmepumpe kriegen Sie eine weitere Verdoppelung für den Stromverbrauch im Haushalt. Er wird aber auch in der Industrie zunehmen, weil der fossile Brennstoff durch Strom und durch Wasserstoff ersetzt wird.“
Abschalten wegen negativer Strompreise

Und es gibt noch einen Punkt: Fällt der Strompreis aufgrund des Überangebots zu stark oder sogar ins Negative, wie Anfang Juli, dann zahlen Betreiber von Windparks drauf - oder schalten ihre Anlagen eben einfach ab. Auch wenn zu viel Strom produziert wird, stehen Windräder still.
Gut zwanzig Tage im Jahr seien es mittlerweile, in denen Strom aus Windkraft wegen Minuspreisen keinen Wert habe. Dann müssen die Stromerzeuger draufzahlen, wenn sie ihren Strom verkaufen, sagt der Windkraftunternehmer Johannes Lackmann aus Paderborn gegenüber tagesschau.de. Weil Lackmann das natürlich nicht will, schaltet er seine Windräder lieber ab.
Seine Prognose: Bis 2026 könnte es sogar dreimal so viele Tage werden, das wären ganze zwei Monate. Regelt der Netzbetreiber wegen einer drohenden Netzüberlastung die Anlage runter dann bekommen die betroffenen Windpark- oder Windradbetreiber diese Ausfallkosten hingegen bezahlt, und zwar von den Verbrauchern.
Der Betrag ist, etwas versteckt, auf der Stromrechnung, unter dem Punkt "Netzentgelte" zu finden.
Stromverbraucher zahlen die Zeche
Insgesamt summieren sich diese Erstattungskosten auf stattliche Beträge. Allein im ersten Halbjahr 2022 haben die deutschen Verbraucher, laut Bundesnetzagentur, knapp 150 Millionen Euro dafür bezahlt, berichtet der Bayerische Rundfunk.
Mehr als 4,8 Milliarden Kilowattstunden an erneuerbarem Strom konnten in den ersten sechs Monaten 2022 nicht in die Stromnetze eingespeist werden, weil es Engpässe in den Leitungen gab. Das entspricht knapp fünf Terrawattstunden und damit etwa einem Prozent des gesamtdeutschen Jahresverbrauchs.Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, eine Steigerung um 23 Prozent.
Umso wichtiger sind die Stromnetze: „Damit wir den Strom, den wir in Regionen, insbesondere in Norddeutschland, Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein haben – da gibt es sehr, sehr viel Windstrom gerade in der Winterjahreshälfte, auch aus dieser Region rausbekommen. In den Süden. Weil die Leitungen fehlen, müssen stattdessen die Anlagen stillstehen,“ sagt Jürgen Quentin von der Fachagentur Windenergie an Land, dem dem Bayerische Rundfunk.
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