Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Video-Tipp

Wie aus Windkraftanlagen teure Designermöbel entstehen

Die Rotorblätter eines Windrads sind abgebrochen

Sie sind defekt, zu alt oder müssen Platz für Neue schaffen: Wie sieht es eigentlich aus, wenn Windräder ausrangiert werden? Ein Unternehmer aus Nordfriesland hatte eine skurrile Idee.

am Mittwoch, 24.05.2023 - 10:30 (Jetzt kommentieren)

Der Grund für viele Abrisse von Windrädern ist, dass nach 20 Jahren Nutzungsdauer die staatlichen Zuschüsse für Windstrom entfallen. Aber wohin mit dem alten Windrad-Schrott? Über ein Recycling haben die Windanlagenhersteller erst spät nachgedacht.

Beim Entsorgen gibt es allerdings die verrücktesten Ideen: In Polen werden aus den Rotorblättern Möbel hergestellt. In Nordfriesland hingegen hat ein Windrad-Unternehmer aus einem ausrangierten Windradturm ein Schwimmbad für seine Mitarbeiter gebaut.

Schwimmbad aus dem Turm einer Windmühle kostete 500.000 Euro

Anstatt die Materialien der Windräder zu verbrennen, müssen alternative Möglichkeiten des Recyclings her. Ein polnisches Unternehmen fertigt aus den Rotor-Blättern aus Deutschland beispielsweise Gartenmöbel. Windkraftunternehmer Dirk Kettel erzählt in einem weiteren YouTube-Video: „Mir kam die Idee, den Turm einer Windmühle zu nehmen, einzubuddeln und halb voll Wasser zu füllen. Dann habe ich auch eine Schwimmbahn.“ Die umgebaute Röhre bietet laut dem MDR gute Trainingsmöglichkeiten; auch für das Triathlon-Team der Firma.

Der Umbau und die Neuanlage des Schwimmbads haben den Unternehmer über 500.000 Euro gekostet. Es ist 25 m lang und 2 m tief. Diese nachhaltige Idee kann jedoch nicht die Lösung für alle Windräder sein.

Besondere Herausforderung: Recycling der Rotorblätter

Das Umweltbundesamt rechnet beim Windrad-Schrott pro Jahr mit einem Aufkommen von bis zu 5,5 Mio. t Beton, 1 Mio. t Stahl und über 70.000 t alter Rotorblätter. Letztere sind das größte Problem. Die Blätter bestehen aus hartem, glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK).

In Deutschland ist es verboten, diese Glasfaser-Verbundstoffe auf Mülldeponien zu entsorgen. Einige Firmen stellen allerdings aus dem GFK ein Granulat her, das in Zementfabriken als Brennstoff dient.

Neuer hochwertiger Verbundstoff aus altem Windrad-Schrott

In den kommenden Jahren könnte Windrad-Schrott sogar noch zunehmen. Aktuell beginnt in vielen Windparks ein großer Umbau und beim Repowering bleibt eine Menge Windrad-Schrott übrig. Deutschlandweit Spritzenreiter beim Repowering ist Schleswig-Holstein mit 34 Anlagen im Jahr 2022.

Holger Sasse ist Geschäftsführer einer Firma für Beläge. Er hat allerdings auch für ausgediente Rotorblätter von Windrädern eine Verwendung gefunden: Das Hauptprodukt seiner Firma sind Wand- und Bodenbeläge aus einem speziellen Holzfaser-Verbundwerkstoff. Bei dieser Produktion entsteht jedoch auch Abfall, der sich gut mit GFK-Windrad-Schrott zu einem neuen hochwertigen Verbundstoff mischen lässt.

Chemisches Recycling als Lösung für neuere Windanlagen?

Für das Recycling von Windrädern steht allerdings das nächste Problem vor der Tür: Bald müssen auch die Flügel modernerer Anlagen entsorgt werden. Das neue Material ist noch komplizierter als GFK.

Bisher gibt es noch kein Verfahren, um carbonfaserverstärkten Kunststoff (CFK) im industriellen Maßstab komplett zu recyclen. Aber auch das Recycling von GFK ist noch nicht ganz ausgereift. Das Fraunhofer Institut für angewandte Polymerforschung in Halle arbeitet aktuell jedoch an einer möglichen Lösung: Das chemische Recycling.

Mit Material von MDR

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...