Klimaschutz ist eine wichtige Sache. Genauso wie der Artenschutz. Oder der Schutz der Menschen. Das kommt natürlich auch beim Bau eines neuen Windrades zum Tragen. In Brandenburg muss in Zukunft wohl ein Gericht entscheiden, ob der Schlagschatten eines Windrades Rohrweihen stört. Und zwar nicht nur bei Tag, sondern auch bei Nacht. Also auch bei Mondschein. Damit steht und fällt auch die Genehmigung dieser Anlage. Experten fürchten aber, dass sich damit Tür und Tor für Verhinderer der Windenergie öffnen.
Windräder produzieren Schlagschatten
Der sogenannte Discoeffekt ist nicht zumutbar. Er entsteht, wenn die Flügel eines Windrades regelmäßig Schatten werfen. Hell, dunkel, hell, dunkel, hell ... Das ermüdet auf Dauerl. Im Immissionsschutz ist eine zumutbare Beschattung von 30 Minuten pro Tag geregelt. Dementsprechend sind Schattenwurfprognosen für den jeweiligen Standort längst Standard. Die Brandenburger wollen nun auch die Nacht zum Tag machen. Schließlich brütet die Rohrweihe auch nachts.
Artenschutz trifft Bürokratie
Die Schutzbemühungen der unterschiedlichen Länder haben das Chaos bei dem Windkraftausbau nicht gerade verkleinert. Die Bundesregierung will aber den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen. Das Bundesnaturschutzgesetz etwa soll eigentlich dabei nicht im Wege stehen und wurde dementsprechend angepasst.
In Brandenburg könnte es demnächst trotzdem nicht einfacher werden. Laut Süddeutscher Zeitung arbeitet das Brandenburger Umweltministerium an einem Erlass, der Artenschutz über Windkraft stellt. Beziehungsweise dem Artenschutz sehr viel Gewicht verleiht. Denn demnach könnten Rohrweihen Totschlagargumente für Windräder liefern; die Vögel könnten durch aufgewirbelten Staub während der Wartung genauso gestört werden wie durch den Discoeffekt bei Nacht. Es gilt das Störungsverbot, wie es die EU-Vogelschutzrichtlinie vorschreibt.
Windkraftbetreiber protestieren
Klar ist, dass Rohrweihen in Gefahr sind. Der Art machen schon längst Dürre und Lebensraumverlust zu schaffen. Klar ist auch, dass der Windkraftausbau forciert werden muss. Doch die Gefahr steht im Raum, dass hier Artenschutz und Klimaschutz gegeneinander ausgespielt werden. Windkraftgegnern fiele es mit einem solchen Erlass leichter, jedes Windrad zu verhindern. Zwölf Unternehmen aus der Windenergiebranche, darunter Notus und Nordex, fordern das Umweltministerium deswegen auf, die Regeln zu überarbeiten.
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