Der neue Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, sieht trotz viel Kritik Potenzial für Windräder an Land. "Ich bin fest davon überzeugt, dass es noch viele Flächen gibt, die man dafür besser nutzen kann", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. So kämen etwa Einflugschneisen an Flughäfen für Windkraftanlagen in Frage. Hier könnte die Deutsche Flugsicherung Technologien entwickeln, die Windausbau und Sicherheit gemeinsam zulassen.
Ohne die Akzeptanz der Bürger könne die Energiewende aus Kapferers Sicht aber ohnehin nicht gelingen. "Es nützt nichts, wenn man politische Ziele verfolgt, die von der Bevölkerung am Ende nicht akzeptiert sind", sagte er mit Blick auf den derzeit schleppenden Ausbau der Windenergie an Land.
Um die Ziele der Bundesregierung bei den Erneuerbaren zu erreichen, müsse nicht der gesamte erneuerbare Strom aus Deutschland kommen, sagte Kapferer. Man selbst arbeite etwa an einer Verbindung nach Schweden. Ein weiterer Übertragungsnetzbetreiber, Tennet, baue derzeit eine Trasse zwischen Norwegen und Deutschland, die weit vorangeschritten sei. Bis 2030 will die Bundesregierung den Anteil erneuerbarer Energien von derzeit rund 43 auf 65 Prozent steigern.
Widerstand gegen Bau der Stromtrasse Südostlink
Der 54 Jahre alte Kapferer war Anfang Dezember auf den Chefposten bei 50Hertz gerückt. Als einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland ist das Unternehmen für die Höchstspannungsleitungen in den ostdeutschen Bundesländern zuständig. Ein wichtiges Projekt ist derzeit der Bau der Stromtrasse Südostlink. Über die Verbindung soll Strom aus erneuerbaren Energiequellen im Norden des Landes nach Bayern transportiert werden, wo es kaum Kapazitäten, aber einen hohen Bedarf gibt. Andere Betreiber setzen in den anderen Bundesländern ähnliche Projekte um.
Auch dagegen regt sich an allen Orten seit Jahren lokaler Widerstand. Die Bürger wollen nicht nur keine Windräder im eigenen Garten stehen haben, sondern auch keine Strommasten. Doch die Stimmung habe sich in den vergangenen Jahren merklich entspannt, denn ein Großteil der Kabel wird inzwischen unterirdisch verlegt.
Hessen steigert Akzeptanz
Um den Ausbau an Windrädern an Land anzukurbeln, will die hessische Landesregierung 260.000 Euro in diesem Jahr an Städte und Gemeinden auszahlen, weil sie an den Pachteinnahmen für Windenergieflächen beteiligt werden. Nach Auskunft des Umweltministeriums haben 2019 sieben Kommunen insgesamt neun Anträge auf Beteiligung an den Pachteinnahmen gestellt, die alle bewilligt wurden.
Hintergrund ist, dass Kommunen, die entweder an ihren Gemeindegrenzen oder in unmittelbarer Nähe ein Windrad stehen haben, mit 20 Prozent am wirtschaftlichen Ertrag aus den Pachteinnahmen des Staatswaldes beteiligt werden können. Die Auszahlungshöhe ist den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wurden 2015 noch 25.000 Euro an Kommunen gezahlt, waren es 2018 bereits 222.000 Euro.
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