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Regionale Vermarktung

Regionalität auf den Punkt gebracht

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am Freitag, 25.12.2020 - 18:39

Die Vermarktungsgemeinschaft Biokalb Oberland hat sich vorgenommen, möglichst viele Kälber regional und mit hohem Qualitätsanspruch zu vermarkten. Verbraucherwünsche bleiben da keine mehr offen.

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Der Druck von außen, am besten nur noch enthornte Kälber zu verkaufen wurde immer größer, da haben wir es nach unserem Stallbau im Jahr 2005 halt angefangen«, erzählt Albert Stürzer, der seinen Hairerhof bei Warngau-Wall bereits seit 1994 ökologisch bewirtschaftet. »Enthornen war bis dahin eine Unbekannte in unserem Leben«, erzählt der 45-jährige Landwirt und zuckt mit der Schulter. Doch er konnte sich damit nicht wirklich anfreunden. Sogar an einem Projekt über horntragende Kühe hat Stürzer teilgenommen und als er 2011 auf eine Bewirtschaftung nach Demeter umstellte, war das Thema Enthornen für ihn schön längst wieder ad acta gelegt.

Auch das Transportthema treibt den Bauern schon länger um. »Eigentlich will ich nicht, dass die Kälber ewig weit rumgefahren werden«, sagt er nachdenklich. Die Idee einer komplett regionalen Aufzucht und Vermarktung machte sich breit und er begann sich im Bekanntenkreis umzuhören und Mitstreiter zu suchen. Schnell waren Gleichgesinnte gefunden.

Nur Weide oder Tiefstreu

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Die Suche nach regionalen Mästern war jedoch schwierig, da die konventionelle Mast überwiegend in Ackerbauregionen und auf Vollspalten stattfindet und nicht auf Grünlandstandorten. Hinzu kommt, dass viele kleinere, regionale Mäster in den letzten 20 bis 30 Jahren schlicht und ergreifend aufgehört haben. »Uns war und ist wichtig, dass die Tiere einen guten Platz haben, dort wo sie gemästet werden – entweder auf der Weide oder auch auf Tiefstreu«, betont Stürzer. Doch diese Mastformen sind schwer zu finden. Mit den Familien Weingand und Schäffler, die die Milchviehhaltung bereits aufgegeben haben, wurden schließlich zwei Betriebe gefunden, die im Nebenerwerb die Heu- und grasbasierte Mast übernahmen. Darüber hinaus konnte ein regionaler Demeter-Mäster, sowie ein weiterer naher Ochsenmäster gefunden werden, die Tiere bei Bedarf abnehmen.

Vor rund zwei Jahren war es dann soweit. Die regionale Vermarktungsinitiative Biokalb-Oberland wurde von neun Bio-Milchviehbetrieben, die im Voll- oder Nebenerwerb wirtschaften und dabei in Summe rund 200 Milchkühe halten, sowie den zwei Mastbetrieben gegründet. Viel Unterstützung erhielten sie dabei von Kreis- und Gemeinderat Leonhard Obermüller, dessen Familie selbst Teil der Gemeinschaft ist und auch viel Pressearbeit übernimmt. Die Vermarktungsgemeinschaft wird auch im Rahmen der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland unterstützt und ist Teil des Projektes Miesbacher Weidefleisch.

Zwei der Betriebe betreiben muttergebundene Kälberaufzucht, darunter auch Familie Stürzer am Hairerhof. Auch auf dem Mastbetrieb Schäffler sowie bei dem Demeter-Mäster werden die Kälber ab der dritten Lebenswoche und bis zum dritten Lebensmonat mit Ammenkühen aufgezogen. Dann geht es auf die Weide oder in den Tiefstreustall, außer es soll Kalbfleisch vermarktet werden. Dann bleibt das Jungtier fünf Monate an der Ammenkuh.

Milch, Fleisch und Fitness

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Die Färsen werden 24 bis 30 Monate gemästet, die Ochsen etwa 30 bis 36 Monate. Damit die Tiere auf der Weide gut zunehmen, versuchen die Betriebe gezielt auf einen traditionellen, ausgewogenen Doppelnutzungstyp zu züchten. Die Beratung dazu hat Alois Seesstaller übernommen, der früher als Besamungstechniker gearbeitet hat. »Ich versuche Besamungsbullen zu finden, die Milch, Fleisch und Fitness in einem ausgeglichenen Verhältnis vererben«, begründet der Nebenerwerbslandwirt mit 20 Bio-Kühen in Kombihaltung seine grundlegende Bullenauswahl. Vor allem nachkommengeprüfte sowie gehörnte Bullen kommen zum Einsatz.

Ein Betrieb setzt auf die Zucht von natürlich hornlosen Fleckviehtieren. Als ideal sieht Seestaller etwa + 500 kg Milch an. »Damit kommen wir auf unserem Grünland gut zu recht. Die Haupteinnahmequelle bleibt schließlich die Milch für die Betriebe«, so der Fleckviehzüchter. Gute Masttypen sind mittelgroß und tiefrumpfig, haben einen breiten Kopf und Rücken sowie in der Regel stämmige Beine. Solche Tiere lassen sich auch auf der Weide und mit Heu gut mästen, auch wenn es etwas länger dauert. Als Besamungsbullen rät Seestaller deshalb aktuell zu Bullen wie Orinoko, Valdivia und Hooper.

Bisher konnten rund 120 Kälber zur regionalen Mast verkauft werden und die ersten Tiere, die komplett unter dem System Biokalb-Oberland aufgezogen wurden, kommen nun bald zur Schlachtung. Ziel der Gemeinschaft ist es, pro Monat etwa zwei Tiere selbst direkt zu vermarkten, darunter auch mal eine Altkuh. Bisher gab es elf Verkaufstermine (Färsen und Altkühe), bei denen das Fleisch komplett abgesetzt werden konnte. Es spricht sich herum, dass hier Verbraucherwünsche auf den Punkt gebracht werden.

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Den vollständigen Beitrag finden Sie in Rinderzucht Fleckvieh 1/2021