Jeden Morgen um 5 Uhr klingelt bei Christine Löb aus dem unterfränkischen Stadelschwarzach der Wecker und die dreifache Mutter fährt in das rund vier Kilometer entfernte Reupelsdorf. Dort managt sie die 100 Milchkühe und deren weibliche Nachzucht am elterlichen Betrieb. "Um sieben Uhr bin ich dann mit dem Melken fertig und wieder zuhause", erzählt sie. Das ist der Landwirtin besonders wichtig, denn so kann sie sich noch um ihre drei Kinder Rosalie, Andreas und Helena kümmern, die um halb 8 zum Schulbus müssen.
Danach geht es für die Milchviehhalterin zurück in den Stall – das ist ihr Reich im Familienbetrieb, den sie zusammen mit ihren Eltern bewirtschaftet. Vater Hugo ist für die Außenwirtschaft und die Biogasanlage zuständig, Mutter Irmgard hilft im Stall mit. Zudem sind zwei Fremdarbeitskräfte in Vollzeit angestellt, die unter anderem die Fütterung übernehmen sowie beim Melken und Kälbertränken mit anpacken.
Lebensversicherung der Kälber

Alles ist am Betrieb so gestaltet, dass jeder jede Arbeit übernehmen kann. So zum Beispiel bei den Tränkekälbern. Die Einzelboxen und die Tränkeeimer sind durchnummeriert, sodass jedes Kalb immer wieder seinen Eimer bekommt. Dieser wird dreimal täglich, nach jedem Tränken, in einer Eimer-Waschmaschine gespült. Zum Anrühren des Milchaustauschers, der den männlichen Kälbern ab zwei bis drei Wochen und den weiblichen ab vier Wochen gefüttert wird, steht eine Waage und eine genaue Mischtabelle bereit.
Davor wird Vollmilch vertränkt, ergänzt durch einen Vollmilchaufwerter mit Eisen, mehreren Vitaminen und verschiedenen Kräutern wie Rosmarin und Oregano. Diese sollen die Widerstandsfähigkeit der Kälber stärken und deren Verdauung verbessern. Doch das wichtigste für gesunde Kälber ist die Biestmilchgabe. "Die Biestmilchversorgung ist die Lebensversicherung für die Kälber", betont Löb. Das sofortige Tränken nach der Geburt ist selbstverständlich – dabei dürfen die Kälber so viel saufen, wie sie wollen. "Wenn ein Kalb gar nicht säuft, wird es gedrencht", erklärt sie.
Digitale Hilfsmittel

Seit rund sechs Jahren sind alle Kühe mit einer Ohrmarke ausgestattet, die die Wiederkauaktivität misst. "Anhand der Wiederkauaktivität kann ich sofort sehen, ob eine Kuh Probleme macht und schnell einschreiten", berichtet Löb. Besonders um den Geburtszeitraum herum sei das sehr nützlich. "Dieses System funktioniert 100-prozentig – wenn die Ohrmarken richtig drin sind." Doch das war nicht immer so. "Am Anfang gab es oft Probleme durch Entzündungen oder die Tiere haben die Ohrmarken ganz verloren", erzählt sie rückblickend. Mittlerweile klappt es reibungslos – die Ohrmarken erleichtern den Arbeitsalltag und führen letztendlich zu besserer Tiergesundheit. Für die besonders hohe Tiergesundheit wurde der Betrieb vor kurzem mit dem dritten Platz beim MSD-Tiergesundheitspreis ausgezeichnet.
Durch technische Hilfsmittel und externe Berater realisiert Löb nicht nur eine sehr gute Tiergesundheit in ihrer hochleistenden Herden, sie verschaffen der dreifachen Mutter auch mehr Flexibilität und Freiraum für die Familie. "Wir wollen jetzt in zwei Melkroboter investieren und damit beim Melken flexibler werden, weil meine Eltern bald in Rente gehen", erklärt sie.
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Die vollständige Familienreportage über Christine Löb lesen Sie im Fleckvieh 1/2020.