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Stallumbau

Aus wenig viel gemacht

Futterband-Huber
am Mittwoch, 17.03.2021 - 13:01

Wie man trotz wenig Platz aus einem Anbindestall einen schönen Laufstall machen kann, der sich gut im Nebenerwerb managen lässt, kann man bei Familie Huber aus Rehenbühl in Mittelfranken sehen.

Huber-Anbindestall

Sie hatten zehn Kühe in der Anbindehaltung, wenig Platz am Betrieb und keine Ambitionen auf 80 und mehr Kühe im Vollerwerb. Eigentlich war der knapp 20 ha große 13a-Betrieb, den Markus und Katrin Huber von Katrins Eltern vor zwei Jahren übernommen haben, ein typischer Aufgabebetrieb. »Wir haben beide gute Jobs, die wir nicht aufgeben wollen, aber ein Leben gänzlich ohne eigene Kühe konnte ich mir dann doch nicht so recht vorstellen«, erzählt Markus Huber, der vom Betrieb Huber in Seitersdorf stammt und dort mit der Leidenschaft fürs Fleckvieh groß geworden ist.
Nach reiflicher Überlegung und Zustimmung von Katrins Eltern beschlossen die beiden die Milchviehhaltung weiterzuführen und den Anbindestall in einen Laufstall für 30 Kühe umzubauen. Schon 2015 haben sie die Förderungen für den Umbau beantragt. Viele der Dinge, die die Familie gemeinsam mit dem Stallplaner umgesetzt hat, hat Markus Huber im Rahmen seiner Tätigkeit als Management-Berater bei der VFR-GmbH auf anderen Betrieben gesehen.
Das größte Problem an der typisch fränkischen Hofstelle war der Platz. Insgesamt hat die gesamte Hofstelle nur etwas über 1600 m2. Die Fläche des alten Stalles mit einer angrenzenden Scheune, die ebenfalls in den Umbau mit einbezogen wurde, beträgt nicht einmal 300 m2.

 

Jungviehaufzucht ausgelagert

Huber-Außenliegeboxen

Um 30 Kühe unterzubringen, haben sich Hubers entschlossen, die Jungviehhaltung auszulagern. Nach dem Abtränken gehen die Kälber nun zur weiteren Aufzucht zu einem ehemaligen Milchviehhalter in der Nähe. Auch die männlichen Tiere werden nicht mehr alle am Betrieb bis zur Schlachtreife behalten. Da fast alle männlichen Kälber typisiert werden, verbleiben nur noch die interessantesten am Betrieb und werden als potenzielle Zucht- und Deckbullen aufgezogen, der Rest wird an einen regionalen Mäster in Seitersdorf, etwa 12 km entfernt verkauft.  Altkühe und Bullen, die doch nicht den Weg in die Zucht fanden, werden an regionale Metzger verkauft. Hier können die beiden von den Verbindungen von Katrins Vater Georg Schwarz profitieren, der nach wie vor als Viehhändler arbeitet.
Um genügend Liegeboxen stellen und den Tieren Licht- und Luftreize sowie mehr Lauffläche bieten zu können, wurden an der Westseite des Stalles 14 überdachte Liegeboxen angebaut. Dazu wurde die Stallwand an drei Stellen geöffnet und ein neuer Güllekanal angelegt. Da die Fläche, auf der sich die Außenliegeboxen befinden schon zum Nachbargrundstück gehört, wurde ein langfristiger Pachtvertrag abgeschlossen. »Ohne diese Verpachtung wäre das Projekt nicht möglich gewesen«, betont Markus Huber. Bei schlechtem Wetter kann ein Vorhang aus Windschutznetz zugezogen werden, um die Kühe vor allzu heftigem Regen oder Schnee zu schützen. Die Außenliegeplätze sind fast immer die ersten, die komplett belegt sind, konnten Hubers beobachten.

Melkroboter trotz geringerer Auslastung

Melkroboter-Liegeboxen-Huber

Auch im Gebäude wurde komplett umgebaut. Die beiden zentralen Anlaufstellen sind der Melkroboter und das Futterband. Der Melkroboter befindet sich im ehemaligen Scheunenteil des Stalles. Eigentlich sollte es ein gebrauchtes Gerät werden, aber durch die günstigen Umbau-Förderungen konnte sich die Familie ein neues Modell leisten. Da der Roboter im Stall der Hubers nur etwa zur Hälfte ausgelastet ist, wurde ein Servicevertrag mit etwas längeren Intervallen verhandelt, um die gemolkene Milch nicht unnötig mit Kosten zu versehen. In der ehemaligen kleinen Milchkammer neben dem Roboter befindet sich die Milchseparation und der Stallcomputer.

Platzsparend füttern

Huber-Futterband

Wenig Platz war auch das Thema bei der Fütterung. Die Lösung: ein Futterband im ehemaligen Anbindestall. Dazu wurde eine bodennahe Öffnung an der Ostseite des Stalles verwirklicht. Ein Futterband bringt die Ration aus dem Mischwagen dann zu den Kühen. Da das 11-Meter lange Futterband nur 1,4 Meter breit ist, muss das Futter nicht nachgeschoben werden. Die Kühe schieben es sich so zusagen gegenseitig zu. An den gegenüberliegenden Fressgittern haben 21 Kühe Platz. Ein erhöhter Antritt sorgt dafür, dass die Kühe ungestört fressen können, auch wenn der Spaltenroboter seinen Dienst tut. Durch den Einsatz des Spaltenroboters konnten die alten Güllekanäle genutzt werden. Die Anschaffung war günstiger als ein neuer Unterbau, so Huber.
Drei weitere Fressplätze sind in der ehemaligen Scheune sowie vier Fressliegeboxen, die sich ebenfalls schon bewährt haben – zumal sie über einen Bügel verfügen, mit denen man die Tiere fixieren kann. Darüber hinaus befinden sich hier weitere sieben Liegeboxen und im ehemaligen Anbindestall noch drei. In Summe sind es 30 Plätze. Das Stroh für die Liegeboxen wird etwa einmal im Monat in die Kopfkästen eingebracht und bei Bedarf verwendet. Zusätzlich wird Kalk eingesetzt.

 

Funktionale Flächengestaltung

Abkalbebox-Huber

Ein Teil der Fläche im ehemaligen Anbindestall kann abgetrennt und zu einem Abkalbebereich umfunktioniert werden. Der Boden wurde hier mit den alten Matten aus dem Anbindestall ausgelegt und es wird bei Bedarf etwas Stroh eingestreut. Dieses System hat sich bewährt und bald soll dort ein neuer Gummiboden verlegt werden. »Er ist hygienisch und leicht zu reinigen«, erklärt Markus Huber. Außerdem sehe er sofort, wie viele Fladen rumliegen. Sind es weniger als Normal weiß er, dass die Kuh schlecht frisst und eventuell Probleme nach der Kalbung hat. Je nachdem wie schnell die Kuh fit ist, kommt sie wieder in die reguläre Gruppe, normal nach drei Tagen. Auch in der ehemaligen Scheune lässt sich ein Bereich abtrennen und kann für trockenstehende Kühe genutzt werden, wenn sie nicht auf der Weide sind. Der Stall ist so konzipiert, dass er von einer Person gut zu managen ist. Um die Kälber kümmert sich Ingrid Schwarz, die Mutter von Katrin. Gefüttert wird einmal täglich am Abend. Ist Markus Huber verhindert, springt Katrins Cousin ein.

Gewinn für die Kühe und die Familie

Familie Huber

Eine Herausforderung war auch der Umbau selbst. Da das Ehepaar auswärtige Jobs hat, musste dieser in einem engem Zeitfenster stattfinden. »Wir haben dafür Urlaub genommen und waren deshalb zeitlich eng gebunden und alles war streng durchgetaktet«, erzählt Katrin Huber rückblickend. Die Kühe konnten in den zehn Wochen des Umbaus zu Markus Bruder Johannes nach Seitersdorf ausgelagert werden. Dort wurde 2018 umgebaut und erweitert und es waren noch nicht alle Stallplätze belegt. Schöner Nebeneffekt: Die Kühe konnten sich in diesen zehn Wochen vom Anbindestall auf einen Laufstall umstellen. Die Eingewöhnung an den Roboter fiel dann auch leichter, obwohl sie dort im alten Melkstand gemolken wurden.
Insgesamt hat die Familie rund 10 000 Euro/Stallplatz investiert. Eine Erweiterung des Fahrsilos, die Anschaffung des Futtermischwagens und der Zukauf von acht Milchkühen sind da schon dabei. Der Umbau war für die Kühe und die Familie ein echter Gewinn. Mehr Tierwohl, Fütterung einer Mischration sowie das Melken am Roboter brachten eine enorme Leistungssteigerung. Im September 2020 lag der gleitende Herdenschnitt bei 10 731 kg Milch mit 4,21 % Fett und 3,55 % Eiweiß. Zum Abschluss 2018 gaben die Kühe 8439 kg im Schnitt. Dank des Futterbandes und des Melkroboters ist die Familie inzwischen wesentlich flexibler. An St. Martin 2019 konnten alle zum ersten Mal gemeinsam am späten Nachmittag in die Kirche gehen, freut sich der stolze Familienvater.