Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Bullenparade

Von Windach bis Herrsching

2023-Abschlussbild-1619 D
am Dienstag, 29.08.2023 - 16:30

Eine Reise durch den Bullenstall der Besamungsstation in Greifenberg im Rahmen der Bullenpräsentation BSGInside.

Der Hoeri-Sohn Hakro (GZW 136, MW 124, FW 111, FIT 119, Eu  126) wurdein Österreich am bekannten Betrieb Sommersguter in Wenigzell gezüchtet.

Nach der Zuchtwertschätzung im August war es wieder soweit und die Besamungsstation in Greifenberg öffnete an zwei Abenden ihre Tore, um eine Auswahl ihrer besten und schönsten Bullen zu zeigen. Während Tag 1 schwerpunktmäßig der Rasse Brown Swiss gehörte, wurden am zweiten Tag die Fleckviehbullen vorgestellt. 45 Bullen waren es an diesem Abend, davon 35 Fleckviehbullen aller Altersklassen. Insgesamt waren 78 Stiere an den beiden Tagen am Start.

Willenskraft-Sohn Weisser mit GZW 141, MW 134 (+1868 M-kg), FW 112, FIT 109, Eu 104.

Insgesamt hält der Zweckverband rund 280 Zuchtbullen aus 15 Rassen. „Früher waren es einmal 400“, berichtet Helmut Gossner, der Geschäftsführer einer der dienstältesten bayerischen Besamungsstationen, die 1948 gegründet wurde und im März i 75 Jahre alt wurde. Inzwischen arbeitet Greifenberg eng mit anderen Stationen, verstärkt aber mit CRV und Genostar, zusammen. In diesem Verbund stehen 552 Bullen, davon 350 Fleckviehbullen den Landwirten zur Verfügung.

Morgan PP* ist ein Sohn des Martinus P*S und damit väterlicher Halbbruder zu Megastar. GZW  130, MW 123, FW 110, FIT 110, EU 113.

Die Besamungen werden durch 39 Tierarztaußenstellen und 18 Besamungstechniker durchgeführt, inzwischen gibt es aber auch 125 Eigenbestandsbesamer im Gebiet. Im Jahr 2022 wurden 146 721 Erstbesamungen (EB) mit Greifenberger Bullen durchgeführt, ein Plus von 0,36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 75 068 EB entfielen auf die Rasse Fleckvieh und erfreulicherweise konnte hier sogar deutlich zugelegt werden (+5,28 Prozent), während bei Braunvieh, den Fleischrassen und auch beim Holstein Rückgänge zu verzeichnen waren. Ein Blick zurück ins Jahr 1985, eine Hochzeit der Rinderhaltung, machte die drastischen Veränderungen, die seitdem stattgefunden haben, deutlich. So nahm die Anzahl der Erstbesamungen von 247 353 um 40,7 Prozent ab. Die Anzahl der Betriebe im Gebiet um 58,5 Prozent. Vor allem die ehemals so starke Braunviehrasse nahm in ihrer Bedeutung stark ab und die Erstbesamungen gingen von 137 340 auf jetzt 28634 EB zurück. Der Rückgang beim Fleckvieh beläuft sich seit 1985 auf knapp 17 Prozent. Von den 134 Fleckviehbullen in Greifenberg sind heute etwas über 75 Prozent Jungvererber. Beim Braunvieh 67,2 Prozent und bei den Holsteins sogar über 82 Prozent. Fast 55 Prozent der Fleckviehbullen sind dabei schon natürlich hornlos. Auch gesextes Sperma wird mannigfaltig angeboten. Die Bedeutung bei der Doppelnutzungsrasse Fleckvieh ist aber längst nicht so hoch wie bei den milchbetonten Rassen.

Groß-Kreutz-Sieger im Doppelpack

Seit April 2023 ist der Hutab-Sohn Hutland Pp* nachkommengeprüft. GZW 124, MW 123, FW 107, FIT 103, Eu 117.

Das Schaulaufen eröffneten die Fleischrinderbullen, darunter die drei hochkarätigen Fleckvieh-Fleisch-Vererber Gin PP*, Herrsching PP* und Lancelot PP*. Die beiden letzteren verließen ihren Körort Groß-Kreutz in Brandenburg sogar als Siegerbulle, aber auch der schöne Gin PP* kann mit hohen Körnoten bestechen.

Die Fleckvieh-Fleisch-Bullen Herrsching PP und Lancelot PP waren beide Sieger der Körung in Groß Kreutz in Brandenburg.

Bevor es mit den Fleckviehvererbern aus der Doppelnutzung weiter ging, setzten drei Pinzgauer, darunter der wunderschöne schwarz-weiße Rausch und drei Braunviehstiere nochmal einen Farbakzent.

Makani PP und Maverik PP (l.) sind zwei reinerbig hornlose Mercedes-Pp*-Söhne.

Auffallend viele der gezeigten Bullen vererben bereits homozygot die Beta-Kasein Variante A2/A2. So auch der noch ganz junge Auftaktbulle Weisser, ein Willenskraft-Sohn aus Dream, der im Oktober in die Samenausgabe gehen wird und mit +1868 M-kg enorm viel Milch bei seinen Töchtern erwarten lässt, ohne den Fleischwert auf der Strecke zu lassen (ZW 112). Mit Windach (V: Warlock) wurde ein weiterer noch junger Weissensee-Enkel aus bewährter Kuhlinie gezeigt, der ebenfalls im Oktober in die Ausgabe geben soll. Enkel von Hokuspokus waren bereits Hangar (Hephaistos x Hood), Hakro (Hoeri x Worlscup) und Holti (Hoeri x Herztakt). Hangar ist mit GZW 139 aktuell der beste Sohn seines Vaters an Station.

Bewährte männliche  vererber kombinieren sich Pedigree des Evident-Sohnes Edgar P*S. GZW 135, MW 120, FW 114, FIT 120, EU 108.

Vater und Sohn einträchtig nebeneinander gab es mit Manjana (Mannaus x Haribo) und Merching (MV: Hermelin) zu bestaunen. Merching ist bisher der einzige männliche Nachkomme des in Österreich gezogenen Manjana an Station und wird ebenfalls im Oktober in die Ausgabe gehen. Milch und Fitness zeichnen ihn besonders aus.

Der Hamlet Pp*-Sohn Hasebe Pp* verspricht Doppelnutzung auf höchstem Niveau (GZW 139, MW 128, FW 122, FIT 115, Eu 105).

Auch wenn sich züchterisch derzeit viel rund um die Nummer 1 der Hashtag-Söhne, den Bullen Heiss, abspielt, so braucht sich die Nummer 4,Haix, als Rundumpaket ebenfalls nicht zu verstecken. Mit Melkbarkeit 112, Eutergesundheit 118 und Fruchtbarkeitswert 112 müssten unkomplizierte Kühe hier Standartprogramm sein. Ähnliches gilt für Wintertag, der seinem Vater Wintertraum äußerst ähnlichsieht. Die begehrte gedeckte gelbe Farbe findet man nicht mehr allzu oft. Aus dem gleichen Züchterstall – Wegmann in Pullenreuth– wurde kurz darauf noch der Spartacus-Sohn Skyline gezeigt. Wie viele seiner Halbbrüder musste er nach dem etwas verpatzten Antritt seines Vaters als nachkommengeprüfter Vererber vorallem im Milchwert Federn lassen, steht aber immer noch als kompletter Bulle im Raum.

Der Greifenberger Star-Vererber Manolo Pp*

Dann kamen auch schon die Hornlosvererber in den Ring. Mit dem ausgeglichenen Majestix-P*S-Sohn Meico P*S hatte der Halbbruder zum schon gezeigten Bullen Weisser einen Auftritt. Sie stammen aus dem bekannten Züchterstall Estelmann. Doppelnutzung auf allerhöchstem Niveau verspricht der Hamlet-Pp*-Sohn Hasebe Pp*. Er wurde in Kärnten beim bekannten Preisrichter Reinhard Scherzer, der auch die Deutsche Fleckviehschau im September 2023 richten wird, geboren.

Elsando (Etoscha x Reumut) ist mit GZW 132 inzwischen die Nummer 4 seiner Halbbrüder an Station. Fitness und Exterieur, sowie eine gute Milchleistung bei etwas kanpperer Melkbarkeit zählen zu seinen Vorzügen.

Vielfältig ging es weiter mit Bullen wie Mexx P*S (Mercury x Hermelin), Edgar P*S (Evident PP* x Irregut P*S) oder Venido Pp* (Virgina x Mocca Pp*), sie alle zeigen sich ausgewogen in Milch, Fleisch, Fitness mit unterschiedlichen Stärken im Exterieur.

In Gedenken an Mercedes

Da der Exterieurspezialist Mercedes Pp* schon seit längerem nicht mehr lebt, hielten sein Vater, der inzwischen 7-jährige Minor und eine stattliche Anzahl an Söhnen die Fahnen für diesen Ausnahmebullen hoch. Mystic Pp* mit Muttersvater Hilfiger sollte im Exterieur (vor allem im Euter mit ZW 127) eine Bank sein. Mit Zuchtwert 137 im Euter verspricht der gehörnte Merten nochmal mehr. Höher in der Milch liegt Milford P*S und mit Maverik PP* und Makanai PP* waren auch zwei reinerbig hornloser Mercedes-Söhne zu sehen.

Ein väterlicher Halbbruder zum derzeitigen „Megastar“ Megastar Pp* ist Morgan PP*. Er ist über Viehscheid und Rajan (V: Romario) auf der Mutterseite nicht alltäglich gezogen.

Erfolgreiche Waban-Linie

Westham PP*, ein weiterer Weissensee-Enkel, und Weltcup PP*, ebenfalls auf Waban zurückgehend, schlossen die reinerbig hornlosen Jungvererber ab. Mit dem Waban-Sohn Wettiner wurde aus gleicher Linie ein Neuzugang unter den nachkommengeprüften Vererbern der Augustschätzung präsentiert. Er stammt wie Merten vom Zuchtbetrieb Lohner in Dorfen und verspricht, ganz auf der Linie seiner Kuhfamilie, langlebige und unkomplizierte Kühe.

Der Etoscha-Sohn Elsando präsentiert sich heute mit höherem GZW als bei seinem Ankauf und trotzt der Abschreibung auf beeindruckende Weise. Auch er hat einen starken Kuhstamm im Pedigree. Er ist aktuell die Nummer 4 der Etoscha-Söhne, kann aber aktuell lediglich 118 Töchter in der Zuchtwertschätzung vorweisen.

Das Abschlussquartett

Ganz anders sieht es da bei Maybach PP* aus, der beliebte reinerbige Mahango-Pp*-Sohn stammt ebenfalls aus dem Jahrgang 2017, kann aber auf 1477 Töchter in der Zuchtwertschätzung blicken. Seit April 2023 nachkommengeprüft ist Hutland Pp*. Im Milchwert steht er heute noch genauso gut da, wie zu Beginn seiner züchterischen Laufbahn, hat also erfolgreich gegen die Abschreibung angekämpft. Mit dem Hutera-Sohn Hood und dem bekannten und beliebten Manigo-Sohn Manolo Pp* vervollständigte sich das Abschlussquartett der diesjährigen BSGInside-Bullenpräsentation.

Doch damit war der Abend noch nicht vorbei. Im Anschluss lud der Zweckverband ein, in einem extra errichteten Zelt, zu einer kleinen Vortragsreihe. Da Hauptreferat hielt Bernhard Luntz, Chefbewerter der LfL, der in Kürze seinen verdienten Ruhestand antreten wird. Er nahm die Zuhörer mit auf eine kurzweilige Reise durch die Fleckviehzucht der vergangenen Jahrzehnte und es wurde nur allzu deutlich, was in dieser Zeit von allen Beteiligten geleistet wurde, um Fleckvieh, die beste Doppelntzungsrasse der Welt, fit für Zukunft zu machen.