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RUW und RBW

Es gibt keinen Zusammenschluss

Vom Strukturwandel in der Rinderhaltung sind auch die Zuchtorganisationen nicht verschont. Der Zusammenschluss von RUW und RBW kommt zunächst aber nicht zustande.
am Freitag, 13.01.2023 - 12:22

Die Rinder-Union West und die Rinderunion Baden-Württemberg wollten ihre operativen Geschäfte zusammenlegen. Das ist jetzt vom Tisch.

Erst hätte es eine Vollfusion werden sollen, dann die Gründung einer gemeinsamen GmbH, in die das gesamte operative Geschäft verlagert wird, und jetzt ist auch diese Idee vom Tisch. Bei einer gemeinsamen Vorstands- und Aufsichtsratssitzung der RUW am Montag, 9. Januar gab es dafür keine Mehrheit. Wie die Rinder-Union West eG (RUW) und die Rinderunion Baden-Württemberg e.V. (RBW) in einer Presseerklärung mitteilen, wurden die Gespräche über eine Zusammenlegung der operativen Bereiche beendet. Wörtlich heißt es: „Nachdem die Vertreterversammlung der RBW im November für das gemeinsam ausgearbeitete Konzept votiert hatte, haben sich die Gremien der Rinder-Union West eG nach langen und intensiven Beratungen mehrheitlich gegen das zuletzt aufgestellte Konzept ausgesprochen, das ihrer Ansicht nach die aufgezeigten Synergiepotenziale nicht vollständig nutzen und ausschöpfen kann. Daher wurde beschlossen, den Prozess zu beenden!“

Geplant war in der GmbH die Zusammenlegung von Vermarktung, Zuchtprogrammen und Spermaproduktion sowie Spermavertrieb. Damit wollte man die beiden Unternehmen auch ohne Fusion vollständig zusammenführen.

Keine Mehrheit

„Wir haben eine intensive Diskussion geführt und die Mehrheit in unseren Gremien nicht hinbekommen“, sagte RUW-Aufsichtsratsvorsitzender Georg Geuecke auf Anfrage. Nachdem diese Mehrheit bereits in Vorstand und Aufsichtsrat nicht gegeben war, habe man die Abstimmung erst gar nicht in die Vertreterversammlung gebracht. Dort wäre eine Dreiviertel-Mehrheit notwendig gewesen. Details aus den Gesprächen nannte Geuecke nicht. Nur soviel: „Es hatte nichts mit Rassen, Regionen oder Größen zu tun!“ Vielmehr seien es formelle Hürden gewesen und letztlich waren die Gremien nicht ausreichend überzeugt, dass die Synergien, die man erwartet hatte, auch tatsächlich erreicht werden.

Trotz der gescheiterten Zusammenlegung mit der RBW sieht Geuecke die Notwendigkeit einer intensiveren Zusammenarbeit gegeben. Vieles deute darauf hin, dass sich die Rinderbestände in Deutschland bis 2030 um 30 Prozent reduzieren. Damit die bäuerlichen Organisationen die Dienstleistungen für ihre Mitglieder, etwa die Beratung, den Außendienst und vieles mehr aufrecht erhalten können, werde man enger zusammenarbeiten müssen. „Hier sind strukturelle Veränderungen notwendig. Es wird nicht reichen, wenn wir intern konsolidieren“, sagte Geuecke.

Blaupause für Kooperationen

Für RBW-Geschäftsführer Dr. Alfred Weidele kommt die fehlende Mehrheit aus den RUW-Gremien überraschend, nachdem die Gespräche positiv verlaufen waren und, so Weidele, auf einem hohen Niveau stattfanden. Auch wenn der angestrebte Zusammenschluss nun nicht zustande kommt, seien die Verhandlungen nicht umsonst gewesen. Dass, was man entwickelt hatte, könne man als Blaupause für weitere Kooperationen nutzen. Auch ohne die Zusammenlegung des operativen Geschäftes wolle man mit der RUW wie auch den anderen Phoenix-Partnern künftig enger zusammenarbeiten.

Auch in ihrer Pressemitteilung betonen beiden Unternehmen ausdrücklich die Bedeutung einer weiteren Konsolidierung innerhalb der deutschen Rinderzuchtbranche für die Schaffung zukunftsfähiger Unternehmensstrukturen. Dieser Bedarf sei nicht zuletzt durch das deutliche Votum der Vertreterversammlung der RBW bekräftigt worden.

Zusammenarbeit in definierten Geschäftsfeldern

Auch die intensiven und vertrauensvollen Gespräche zur Gründung der gemeinsamen GmbH habe man mit der Absicht geführt, positive Synergien durch eine effiziente Unternehmensstruktur mit starken Geschäftsbereichen zu erzielen.

Beide Unternehmen sind auch Partner der PhönixGroup, einer Kooperation von sechs deutschen und einem französischen Rinderzuchtunternehmen. Zudem grenzen die Geschäftsgebiete der RUW und RBW aneinander, wodurch beide Unternehmen Nachbarn und enge Partner sind, heißt es weiter. Man werde die bisherige Arbeit dazu nutzen, Synergien in definierten Geschäftsfeldern zu identifizieren mit dem Ziel, gemeinsam Vorteile für die hinter den Unternehmen stehenden Mitglieder zu erzielen.