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Stromerzeugung und Energiequellen

Kein Strom in Deutschland ohne Kohle – 36 Prozent ist Kohlestrom

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am Freitag, 23.12.2022 - 15:26 (5 Kommentare)

Ein Großteil des Stroms wird in Deutschland aus Kohle erzeugt. Mit 36 Prozent ist Kohle der größte Stromlieferant überhaupt. Die erneuerbaren Energien kommen zusammen auf 44 Prozent.

energie zur Stromerzeugung.

Doch nicht nur in Deutschland und Europa ist Kohle knapp und teuer, sondern Kohle erlebt weltweit scheinbar eine Renaissance und mit ihm auch die Kohlepreise. Die überdurchschnittliche Nachfrage aus Europa (vor allem aus Deutschland) aufgrund von Befürchtungen eines Erdgasmangels für die Stromerzeugung, in Verbindung mit sprunghaft ansteigenden Importen von Kraftwerkskohle aus Indien, haben die Preise dieses Jahr weit in die Höhe getrieben.

Darüber hinaus verstärkte ein kräftiger Nachfrage-Anstieg der Kohlekraftwerke (auch in China) in diesem Winter die globale Nachfrage. Auf der Angebotsseite haben Überschwemmungen in Australien, einem der größten Kohle-Exporteure, die Kohleproduktion beeinträchtigt. Infolgedessen werden Australiens Exporte voraussichtlich um 13 Millionen Tonnen auf 183 Millionen Tonnen einbrechen.

Die Kohlepreise liegen am Weltmarkt derzeit bei rund 400-Dollar pro Tonne. Damit kostet der fossile Brennstoff fast dreimal so viel wie vor einem Jahr (140 USD je Tonne). Im September 2022 erreichten die globalen Kohlepreise deshalb ein neues Rekordhoch von rund 450 USD pro Tonne.

Weltweit ist Kohle noch immer der wichtigste Brennstoff zur Stromerzeugung. Der größte Produzent und Verbraucher von Kohle ist China. Andere große Produzenten sind: die Vereinigte Staaten, Indien, Australien, Indonesien, Russland, Südafrika und auch Deutschland sowie Polen.

Die größten Exporteure von Kohle sind: Indonesien, Australien, Russland, die Vereinigten Staaten, Kolumbien, Südafrika und Kasachstan.

Etliche Kohlekraftwerke gehen wieder ans Netz

Kohlepreise am Weltmarkt.

Vor dem Hintergrund einer akuten Gasknappheit wurden Kohlekraftwerke, die bereits geschlossen waren oder in Reserve gelassen wurden, in diesem Jahr in Europa wieder hochgefahren, aber in den meisten Ländern war die Menge begrenzt.

„In Deutschland hat die Kohleverstromung und der Zuwachs jedoch ein signifikantes Ausmaß. Dies hat die Kohleverstromung auch in der Europäischen Union erhöht, wo sie voraussichtlich noch einige Zeit auf diesem höheren Niveau bleiben wird“, sagt jährliche Kohlemarkt-Bericht der Internationalen Energieagentur IEA.

Trotz der Anstiege bei der Stromerzeugung aus Kohle und auch aus Erdgas ging die aus konventionellen Energieträgern insgesamt erzeugte Strommenge  zurück. Das lag  an der Abschaltung von drei der sechs bis dahin noch im Betrieb befindlichen Kernkraftwerke, so dass nur noch gut halb so viel Atomstrom erzeugt und ins Stromnetz eingespeist wurde wie ein Jahr zuvor (siehe Grafik oben).

Der weltweite Kohleverbrauch erreichte in diesem Jahr ein Rekordhoch von über 8 Milliarden Tonnen, wobei Deutschland mit einem Anstieg von 19 % oder 26 Millionen Tonnen gegenüber 2021 einen der höchsten Zuwächse verzeichnete, sagte die IEA. Statt wie ursprünglich geplant 1,6 GW Braunkohlekraftwerke bis Ende 2022 vom Netz zu nehmen, hat die Bundesregierung eine Ausnahmegenehmigung für die Produktion bis März 2024 erteilt.

Deutschland hat wegen der Gaskrise zudem eine „Gasersatzreserve“ mit einer Gesamtkapazität von 11,6 GW geschaffen. Darin enthalten sind 1,9 GW Braunkohle- und 4,3 GW Steinkohlekraftwerke, die bis 2024 am Netz bleiben dürfen, heißt es im IEA-Bericht. Die geplante Stilllegung von 2,6 GW Steinkohleleistung und 1,2 GW Braunkohleleistung wurde verschoben.

Dennoch wird Deutschland 2022 erstmals Nettoexporteur von Strom nach Frankreich sein, nicht umgekehrt, berichtet Destatis. Diese Entwicklung lässt sich vor allem auf technische Probleme in den französischen Kernkraftwerken zurückführen. Man erwartet jedoch, dass Deutschland aufgrund des erwarteten Wachstums der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und einer Erholung der Verfügbarkeit französischer Kernenergie in den nächsten Jahren wieder zum Nettoimporteur von Strom werden dürfte.

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