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Umwelt

7 Fakten zu Dioxin

am Donnerstag, 06.08.2015 - 09:30 (Jetzt kommentieren)

Dioxin-Funde in Lebensmitteln wie Eiern oder Milch sorgen seit Jahren immer wieder für Verunsicherung. Dabei kommt der Schadstoff fast überall in der Umwelt vor. Doch wie gelangt er dorthin? Antworten lesen Sie hier:

Da Dioxine überall in der Umwelt vorkommen, lässt sich ein Eintrag in die Nahrungskette nicht vollständig vermeiden. Menschen nehmen Dioxine hauptsächlich über tierische Lebensmittel auf. Nutztiere nehmen die Schadstoffe mit Bodenpartikeln auf. Mit einer Halbwertszeit von mehreren Jahrzehnten ist Dioxin im Boden sehr langlebig und wird kaum verlagert. Die Umweltbelastung, aber auch die Belastung von Lebensmitteln durch Dioxine ist in Deutschland seit Ende der 1980er-Jahre deutlich zurückgegangen, berichtet das Bundesumweltamt. Weitere Fakten zu Dioxin:
 

1. Was sind Dioxine?

Dioxine und PCB sind persistente organische Schadstoffe. Als solche werden organische Chemikalien bezeichnet, die sich in den Körpern von Menschen, Tieren und Pflanzen anreichern und das Potential zum weiträumigen Transport aufweisen. Dioxine liegen immer als Gemische von Einzelverbindungen (Kongenere) mit unterschiedlicher Zusammensetzung vor. Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind chlorierte Kohlenwasserstoffe mit einer ähnlichen chemischen Struktur wie Dioxine.
 

2. Wie entstehen Dioxine?

Dioxine wurden nie im technischen Maßstab produziert. Sie entstehen unerwünscht bei allen Verbrennungsprozessen in Anwesenheit von Chlor und organischen Kohlenstoff unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel bei bestimmten Temperaturen. Dioxin entsteht bei 300°C und mehr. Dioxine können auch bei Waldbränden und Vulkanausbrüchen entstehen. Man fand Dioxine auch in etwa 200 Millionen Jahre alten Kaolinitböden. Auch bei allen chemischen Produktionsverfahren, in denen Chlor verwendet wird, werden mehr oder weniger Dioxine gebildet, die dann auch als Verunreinigung in den Produkten enthalten sein können.
 

3. Hauptquellen für Dioxine in der Umwelt

Über dioxinbelastete Chemikalien, wie Pentachlorphenol, polychlorierte Biphenyle (PCB), bestimmte Herbizide wurden in den 1980er-Jahren Dioxine jährlich im Kilogrammbereich in die Umwelt eingetragen. Diese Stoffe sind mittlerweile durch Verbotsverordnungen reglementiert. Für den Eintrag in die Luft waren früher Metallgewinnung und die Abfall-Verbrennungsanlagen die wichtigsten Quellen. Dank anspruchsvoller Grenzwerte und Technik konnte der Dioxinausstoß aus den Abfall-Verbrennungsanlagen drastisch gesenkt werden.
 

4. Wie gelangen Dioxine in die Umwelt?

In den Boden gelangt das Dioxin hauptsächlich über die Luft, aber auch über die Bewirtschaftung, zum Beispiel über die Düngung mit Klärschlamm oder anderen Sekundärrohstoffdüngern. Eine wichtige Quelle für lokale Dioxinkonzentrationen kann auch das unkontrollierte Verbrennen von lackiertem oder behandeltem Holz oder anderen Abfällen sein. Mit einer Halbwertszeit von mehreren Jahrzehnten ist Dioxin im Boden sehr langlebig und wird kaum verlagert.
 

5. Wie gelangt Dioxin in die Nahrungskette?

Durch Untersuchungen weiß man, dass Dioxine mit wenigen Ausnahmen (Zucchini) kaum im Gemüse zu finden sind, sondern durch Bodenpartikel außen am Gemüse oder Gras anhaften. Die Dioxine aus dem Boden gelangen hauptsächlich über diese anhaftenden Bodenpartikel in die Nahrungskette. Daher ist bei belasteten Böden eine Nutzung als Weide oder Hühnerauslaufgebiet besonders problematisch. In den Tieren und im Menschen werden die Dioxine lange Zeit im Fett gespeichert und können sich so dort anreichern.Über Abwasser und Flüsse gelangten Dioxine jahrzehntelang in hohen Konzentrationen in die Meere. Dioxine reichern sich hier über die Nahrungskette besonders im Fett von Fischen, Säugetieren und Vögeln an. Vom Menschen werden 90 bis 95 Prozent der Dioxine über die Nahrung aufgenommen. Nahezu zwei Drittel dieser Aufnahme erfolgt über den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten.
 

6. Dioxinbelastung des Menschen in Deutschland

Ein erwachsener Mensch nimmt in Deutschland durch Dioxine durchschnittlich etwa 0,7 pg (ein Pikogramm = ein Billionstel Gramm) pro Kilogramm Körpergewicht und Tag auf. Einschließlich der dioxinähnlichen polychlorierten Biphenyle mit 1,3 pg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag kommt es zu einer täglichen Aufnahme von durchschnittlich 2 pg pro Kilogramm Körpergewicht. Ausgehend von einer sich weiter fortsetzenden Belastungsminderung liegen derzeit in Deutschland allerdings etwas niedrigere Belastungen vor. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass diese Schätzung der Dioxinaufnahme auf durchschnittlich belastete Lebensmittel bei durchschnittlichen Verzehrsgewohnheiten der Menschen beruht.
 
Die Dioxinaufnahme vor und nach der Geburt ist - je nach der mütterlichen Belastung sehr hoch. Studien zeigen, dass über die Plazenta eine Belastung des Kindes mit Dioxin entsteht, die etwa der Hälfte der mütterlichen Fettkonzentration entspricht. Über die Muttermilch werden ebenfalls Schadstoffe an den Säugling weitergegeben. So lag zum Beispiel 1998 die Dioxinaufnahme bei einem Säugling, der in den ersten vier Monaten gestillt wird, bei täglich durchschnittlich 57 pg pro kg Körpergewicht.
 

7. Wie gesundheitsgefährdend sind Dioxine?

Die verschiedenen Substanzen gefährden die Gesundheit unterschiedlich stark. Einige der Stoffe sind extrem giftig. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass sie beispielsweise das Nerven- und Immunsystem schädigen, zu Missbildungen führen sowie Krebs erzeugen können. Am bedrohlichsten für den Menschen ist das auch als "Sevesogift" bekannte "2,3,7,8 Tetrachlordibenzo-dioxin" (2,3,7,8-TCDD), das umgangssprachlich oft einfach als "Dioxin" bezeichnet wird. Diese Chemikalie hat die Agentur für Krebsforschung als eindeutig krebserregend bei Menschen eingestuft.
 

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