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Umwelt

Bauerntag: Zukunftsfrage Tierhaltung

am Donnerstag, 28.06.2012 - 12:50 (Jetzt kommentieren)

Fürstenfeldbruck - Im Forum "Tierhaltung im Fokus" wurde die Zukunftsstrategie der Tierhaltung auf dem Podium diskutiert. Ein Kodex Tierhaltung soll dabei elementarer Baustein sein.

"Um die Erfolgsgeschichte unserer Veredlungsbranche auch in Zukunft weiterzuschreiben, müssen wir uns auch den gesellschaftlichen Rückhalt für unsere Tierhaltung sichern". Mit diesen Worten eröffnete DBV-Vizepräsident Werner Hilse das Forum "Tierhaltung im Fokus" anlässlich des Deutschen Bauerntages 2012 in Fürstenfeldbruck. Der Bauernverband arbeite an einer Zukunftsstrategie Tierhaltung, die auf beides setzt: Wirtschaftlichen Erfolg auf der einen und gesellschaftliche Akzeptanz auf der anderen Seite. Elementarer Baustein darin sei ein Kodex Tierhaltung, der der als "gesundes Selbstbild" der Tierhalter ihr Selbstverständnis und Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck bringe.
 

Klotzen statt kleckern

"Gemeinsam mit der Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Münster, Susanne Schulze-Bockeloh sowie dem Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, Walter Heidl, stellte Hilse die ersten Überlegungen und Versatzstücke für dieses grundsätzliche "Credo" vor, das auf Ergebnissen der ersten Dialog- und Zukunftswerkstatt des DBV zum Thema Tierhaltung, die mit 70 berufsständischen Vertretern im Frühjahr 2012 stattfand. Bei den Delegierten stießen die Vorstellungen zur Zukunftsstrategie sowie zum Kodex Tierhaltung auf grundsätzliche Zustimmung. Gefordert wurde ein "Klotzen statt Kleckern" in der Öffentlichkeitsarbeit.
 

Podiumsdiskussion zeigte ganze Bandbreite

Eine  Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Thomas Jungbluth (Deutsche Agrarforschungsallianz), Dr. Thomas Schröder (Präsident des Deutschen Tierschutzbundes), Paul Daum (Kaisers Tengelmann), Heinrich Graf von Bassewitz sowie DBV-Vizepräsident Werner Hilse zeigte die gesamte Bandbreite der gesellschaftspolitischen Diskussion um die zukünftige Entwicklung der Tierhaltung auf.
  • Schröder verdeutlichte die Position des Tierschutzbundes den Fokus nicht auf die Größe der Herde und des Stalles, sondern auf das einzelne Tier und sein Wohlbefinden zu richten. Vor diesem Hintergrund kritisierte er allerdings viele bestehende Haltungssysteme.
  • Daum warb für eine intensive Kommunikation zum Verbraucher, die von der gesamten Wertschöpfungskette zu leisten sei.
  • Hilse und Bassewitz schilderten den enormen wirtschaftlichen Druck, dem alle Tierhalter ausgesetzt seien. Sie verdeutlichten aber auch, dass man über kurz oder lang nicht gegen Verbraucherwünsche wirtschaften könne. Um diese im Bereich Tierschutz zu erfüllen, brauche man Zeit, Wissenschaft und auskömmliche Preise.
  • Prof. Jungbluth schloss sich dieser Einschätzung an und verdeutlichte, dass es jetzt darauf ankomme bestehende Defizite auszumachen und im Konsens abzuarbeiten.

Weitere Informationen zu diesem Forum finden Sie hier ...

pd

Bauerntag: Tierhaltung im Fokus


Fürstenfeldbrück - In einem Forum auf dem Bauerntag steht die Tierhaltung im Mittelpunkt. Es gilt einen Weg zu finden, der erfolgreiches Wirtschaften und gesellschaftlicher Akzeptanz der Gesellschaft in der Tierhaltung verbindet.


Kaum ein Thema bewegt derzeit mehr als die Frage nach der zukünftigen Entwicklung der  Tierhaltung. Vor Ort regen sich (auch in veredlungsarmen Regionen) Kritik und Widerstand gegen neue Tierställe. Tierschutz- und Verbraucherverbände und andere NGOs fordern mehr Tier-, Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft ein und geißeln den zu hohen Fleischverzehr der deutschen Verbraucher und finden mehr und mehr.
Widerhall in Medien und Politik, aber auch bei den Marktpartnern der Landwirte. Diese  fragen sich ihrerseits, wie angesichts eines härter werdenden Wettbewerbs und zunehmender gesellschaftlicher Ansprüche eine betriebliche und familiäre Zukunftsperspektive erhalten werden kann.
 
Offenkundig verlagert sich – ausgehend von einer scheinbaren "Überflusssituation" bei Fleisch – der Fokus zunehmend vom Preis oder von Produktqualitäten hin zur Prozessqualität und damit auf die Art und Weise der Nutztierhaltung. Zunehmend wird die Sicherung der gesellschaftlichen Akzeptanz zu  einem wichtigen Faktor für den weiteren wirtschaftlichen Erfolg der Nutztierhaltung in Deutschland.

Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit schließen

Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die Frage nach der Zukunft der Tierhaltung zu einem wahren Brennpunkt, nicht nur für den einzelnen Landwirt, der investieren will, sondern auch für den Verband und seine Gremien, der weiterhin gute Rahmenbedingungen am Veredlungsstandort Deutschland sichern will. Es muss ein Weg gefunden werden, wie die Tierhaltung in Deutschland wirtschaftlich erfolgreich und gleichzeitig gesellschaftlich verankert bleibt.
 
Nicht zuletzt die Ergebnisse der jüngsten Emnid-Studie zum Bild der Landwirtschaft bestätigen diese Aufgabenstellung. Zwar wird den Landwirten ein hohes Maß an Kompetenz und Vertrauen entgegengebracht. Insbesondere aber der verantwortliche Umgang mit Nutztieren und die Wahrung nachhaltiger Prinzipien wird als (vermeintlich nicht ausreichend erfüllte) „Wunscheigenschaft“ mehr und mehr an die deutschen Landwirte herangetragen. Der Berufstand ist gefordert, diese „Soll-/Ist-Lücke“ zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu schließen.
pd

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