Am 23. April feiern die Brauer den Tag des deutschen Bieres. In diesem Jahr hält sich die Feierstimmung allerdings in Grenzen. Die gefallenen Corona-Regeln und der bevorstehende Start in die Biergartensaison wären ein Grund zum Feiern gewesen. Doch die Brauereien befürchten, das Jahr könnte eher als Preistreiber im Gedächtnis bleiben.
Brauer in Sorge: Druck aus der Buchhaltung größer als im Braukessel
Branchenbeobachter zufolge müssen die Verbraucher mit Bierpreiserhöhungen im Handel rechnen. Dass Bier teurer wird, war schon länger bekannt. Doch damit reagiert die Braubranche noch nicht auf die aktuell explodierenden Energiepreise.
„Lieferengpässe und Kostensteigerungen sind wir leider gewohnt. Bereits die Corona-Krise hat der Braubranche schwer zugesetzt. Aber was gerade passiert, sprengt alle Dimensionen: Wir sehen bei Rohstoffen, Verpackungen, Energie und Logistik nie gekannte Preiserhöhungen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. Besonders massiv seien die Einkaufspreise von Braumalz und Neuglas gestiegen. Das betreffe aktuelle und neue Lieferverträge.
Gaslieferstopp würde Bierherstellung zum Erliegen bringen
In der Kostenwelle kämpfen vor allem kleine Brauereien ohne langfristige Verträge und Preiszusagen ums Überleben. Für sie sei es nicht immer einfach, an die benötigten Rohstoffe zu kommen.
Aus der Nachfragekrise durch die Einschränkungen in der Gastronomie sei eine Versorgungskrise und vor allem eine Kostenkrise geworden. In den vergangenen Jahrzehnten hätten die allermeisten Brauer ihre Sudkessel auf Gas umgestellt. Die Sorge sei groß, dass ein Gaslieferstopp sofort die Bierherstellung zum Erliegen bringen könnte, weil Brauer nicht zur kritischen Infrastruktur gehörten.
Keine Erholung von der Pandemie: Braubranche mit gedämpften Erwartungen
Der Deutsche Brauer-Bund kann nicht vorhersehen, wieviel Bier die deutschen Brauereien in diesem Jahr im In- und Ausland verkaufen werden. Eichele zufolge sind die Absätze von Brauern und Gastronomen noch weit von dem Niveau vor der Pandemie entfernt. Allerdings sehe man in der für das Fassbier-Geschäft wichtigen Gastronomie, dass die Gästezahlen wieder zunehmen.
Branchenexperten schätzen, dass die Bierpreise vieler Marken steigen. Dabei sind das nur die Preiserhöhungen, die Großbrauereien bereits im Herbst angekündigt hatten. „Diese werden zurzeit im Handel umgesetzt und sicherlich nach Ostern auch für den Konsumenten sichtbar“, sagt Marktforscher Marcus Strobl von NielsenIQ. Bei den großen Pilsmarken könnte der Bierkasten mit 20 Halbliterflaschen um etwa1 Euro teurer werden. Das ist – zumindest bislang – eine moderate Preiserhöhung von weniger als zehn Prozent.
Seit Kriegsbeginn fließt kein deutsches Bier mehr nach Russland
In den vergangenen Jahren wurde Russland der zweitgrößte Absatzmarkt (der größte ist Italien) für deutsches Bier im Ausland. Russland galt als einer der aussichtsreichsten Wachstumsmärkte in der deutschen Braubranche. Rund 2 Millionen Hektoliter Bier, also fast 13 Prozent des deutschen Bierexports, wurden im vergangenen Jahr laut Deutschem Brauer-Bund nach Russland exportiert. Eichele zufolge werde kaum mehr Bier nach Russland exportiert wird.
„Wir haben mit Beginn des Ukraine-Kriegs umgehend alle Investitionen in den russischen Markt gestoppt. Auch einen Export unserer Waren nach Russland haben wir vollständig eingestellt“, sagte Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe. Auch die Brauereien Erdinger Weißbräu, Krombacher und Radeberger exportieren seit Kriegsbeginn nicht mehr nach Russland.
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