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Geschäftsideen in der Krise

Corona Existenzangst: Wie ein Landwirt seinen Hof rettet

Peter-Zens
am Donnerstag, 09.04.2020 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Peter Zens bewirtschaftet einen Erlebnisbauernhof mit Streichelzoo und Hofladen. Aber jetzt in der Corona-Krise funktioniert sein Geschäftsmodell nicht mehr. Der Umsatz brach weg. Doch der Landwirt ließ sich etwas Cleveres einfallen.

Peter Zens (42) bewirtschaftet einen Erlebnisbauernhof mit Streichelzoo und Hofladen, in dem er Kartoffeln, Gemüse, Obst und Blumen aus eigenem Anbau vermarktet. Insgesamt bewirtschaftet er 130 ha. Gerade jetzt vor Ostern bricht ihm vor dem Hintergrund der Corona-Krise der Großteil seines Umsatzes weg. Um zu überleben und seine Mitarbeiter zu halten, hat er sein Geschäftskonzept komplett geändert.

Herr Zens, wieviele Kunden empfangen Sie zu normalen Zeiten auf Ihrem Betrieb?

Normalerweise kommen täglich mehrere hundert Menschen zu uns auf den Gertrudenhof. Sie gehen mit ihren Kindern in den Streichelzoo, verbringen etwas Zeit im Grünen und kaufen in unserem Hofladen ein. Darüber hinaus machen wir jährlich ca. 1.000 Führungen mit Schulklassen, Kindergärten und Kitas.

Wie wirkt sich nun die Corona-Krise auf Ihren Betrieb aus?

Allein in den ersten zwei Tagen hatten wir 80 Prozent Umsatzeinbußen. Sich zu Freizeitzwecken bei uns aufzuhalten, ist aufgrund der Ausgangsbeschränkungen verboten, die Führungen im Schulbauernhof fallen ebenfalls komplett weg und die Leute trauen sich auch noch so recht, zum Einkaufen zu uns auf den Hof hinaus zu kommen. Kurz gesagt: das ganze Geschäftskonzept funktionierte von einem auf den anderen Tag nicht mehr.

Wie reagieren Sie darauf?

Ich habe in Windeseile einen Onlineshop auf die Beine gestellt. Hier können die Kunden feste Pakete bestellen, z.B. ein Osterpaket, ein Spargelpaket, eine Secco-Box oder eine bunt gemischte Bauernhoftüte. Auch unsere Tulpen und unsere verarbeiteten Produkte, wie Suppen oder eingekochtes Gemüse vermarkten wir darüber paketweise.

Wie nehmen die Kunden das Angebot an?

Es läuft sehr gut an. Bereits am vierten Liefertag hatten wir 250 Bestellungen. So kann ich auch alle meine 60 Mitarbeiter noch weiterhin beschäftigen. Diejenigen, die zu normalen Zeiten in der Gastro arbeiten, fahren jetzt die Produkte nach Köln und im gesamten Erftkreis aus.

Glauben Sie, die Vermarktung von regionalen Produkten erfährt gerade generell einen Aufschwung?

Ich denke, es kommt darauf an, den Leuten zu erklären, inwiefern sie uns unterstützen, wenn sie direkt beim Bauern kaufen. Wenn ihnen bewusst ist, welchen Beitrag sie für unseren Betrieb und die heimische Landwirtschaft leisten, dann funktioniert das gut. Deshalb arbeite ich auch mit Promis und Medien wie RTL zusammen, um dieses Anliegen zu verbreiten.

Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?

Wenn man seinen Betrieb innerhalb von 14 Tagen komplett auf links dreht, geht es natürlich etwas chaotisch zu. Die nächste Aufgabe ist, alles in geregelte Prozesse zu führen und zu überlegen, was wir sonst noch machen können. Denn der Bedarf der Leute nach unserem Angebot ist ja nach wie vor da. Es gilt zu kompensieren, was sie vermissen.

Gibt es diesbezüglich bereits Ideen?

Zum einen bieten wir bereits Tierfutterpatenschaften an. Monatlich kostet mich der Streichelzoo 10.000 Euro, die Kosten muss ich irgendwie auffangen. Über die Patenschaften gelingt es mir, zumindest einen Anteil davon auszugleichen. Die Kinder vermissen die Tiere, die Eltern merken das natürlich und wollen einen Beitrag leisten, um das ganze aufrechtzuerhalten, damit sie irgendwann wiederkommen können. Darüber hinaus überlegen wir, wie wir unseren Schulbauernhof digitalisieren können. So versuchen wir eben, uns eine Perspektive aufzubauen, um den Betrieb über diese schwierige Zeit zu bringen.

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