Depressionen, Burn-out, Krise: Diese Hotlines helfen Landwirten


Nicht nur im Winter, auch in aktuellen Krisenlagen wie Corona, suchen viele Landwirte Rat. Sorgentelefone und Familienberatungen können helfen, wenn es alleine nicht mehr weitergeht.
Quarantäne, Isolation, aber auch wirtschaftliche Probleme und die Unsicherheit, wie es weitergeht - die Coronakrise stellt auch Landwirte vor ungeahnte Herausforderungen. In den von COVID-19 besonders getroffenen USA hat die Krise bereits Landwirte in den Selbstmord getrieben.
Normalerweise klingeln überwiegend in der Winterzeit die Apparate von Sorgentelefonen und Familienberatungen. Diesmal sind sie auch im Sommer gefragt, wie agrarheute aus sozialen Medien erfahren hat.
Wie können Sie gesundheitliche Probleme von Landwirten erkennen?
Der Schritt zu erkennen, dass man Hilfe braucht, ist einer der schwierigsten bei einer psychischen Erkrankung. „Ein belasteter Landwirt wird selbst oftmals als letzter seine Symptome wahrnehmen“, erklärt Anne Dirksen. Sie leitet den Arbeitsbereichs Familie und Betrieb, Sozioökonomische Beratung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Zu den ersten Anzeichen einer Belastung gehören oftmals folgende Symptome:
- Antriebslosigkeit
- Rückenprobleme
- Kopfschmerzen
- Schlafprobleme
Solche Symptome sind Warnsignale, bei denen ein Mediziner oder Psychologe für eine Diagnose aufgesucht werden sollte.
Landwirte in Not: Wie können Sie den geeigneten Ansprechpartner finden?
Landwirtschaftskammern, Bauernverbände, die Bundesarbeitsgemeinschaft Familie und Betrieb oder der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter sowie kirchliche Einrichtungen bieten für solche Fälle Hilfsangebote in Form von Beratungen und Sorgentelefonen.
In der Zusammenarbeit hat sich das Netzwerk „Landwirte in Not“ gebildet. Eine Liste von Ansprechpartnern in den einzelnen Bundesländern hat beispielsweise der „Bäuerinnentreff“ zusammengestellt. Die Berater hinter den Hotlines sind darauf geschult, Symptome zu erkennen und Kontakt zu Hilfestellen herzustellen.
Ein neues, zunehmend wichtiger werdendes Arbeitsfeld ist die Prozessberatung der Landwirtschaftskammer. „Die Landwirtschaftskammer selbst berät nicht im medizinischen Bereich. Die Mitarbeiter geben aber beispielsweise konkrete Hilfestellungen, wenn Betriebe in finanzielle Not geraten sind“, so Daniela Rixen von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.
Hilfsprogramm "Landwirte in Not", Information MELUND Schleswig-Holstein (PDF)
Verarbeitungsprozess von betroffenen Landwirten
Pauschallösungen gibt es nicht und allgemeine Ratschläge helfen in diesen Situationen nicht weiter. „Betroffene Landwirte sollten sich Personen ihres Vertrauens suchen, mit denen Sie Ihre Probleme besprechen können und überlegen können, welches die nächsten richtigen Schritte für Sie individuell sind“, so Rixen.
Die geschulten Mitarbeitenden der Beratungsstellen helfen, indem sie:
- Zuhören und einfühlsame Nachfragen stellen
- gemeinsam mit dem Anrufer Ideen zur Lösung zu entwickeln
- eine sozioökonomischer Beratung durchführen, in der Lösungswege für die Entspannung der finanziellen Lage entwickelt werden
„Mit der entsprechenden Beratung entspannt sich auch die allgemeine Situation für die Familie oftmals erheblich“, erklärt Anne Dirksen.
Fazit: Psychische Erkrankungen bei Landwirten
Nicht jeder Landwirt, der in finanziellen Schwierigkeiten steckt, wird seelisch krank. Aber die Fälle haben zugenommen. Dienstleistungen, die zur Prävention beitragen sowie ein Netzwerk kompetenter Ansprechpartner sind sinnvoll und wichtig. Dabei geht es darum Vertrauen aufzubauen, damit Betroffene sich trauen Hilfe zu suchen.
Burnout und seelische Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft häufig stigmatisiert. Es erfordert Mut, sich einzugestehen, dass Hilfe erforderlich ist und sich im nächsten Schritt Hilfe zur Unterstützung zu holen bzw. Schamgrenzen zu überwinden.
Dieser Artikel behandelt das Thema Depressionen und Suizid. Für Gefährdete existiert ein breites Netz an Hilfsangeboten, in denen Auswege aufgezeigt werden.
So sind in akuten Notfällen die Telefonseelsorge wie auch der Euronotruf 112 durchgängig und kostenlos erreichbar. Nach einer ersten Krisenintervention erfolgt auf Wunsch eine qualifizierte Weitervermittlung zu geeigneten Beratungsstellen.
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