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Umwelt

Dorsche falsch gezählt: Fangquote sinkt massiv

am Montag, 09.06.2014 - 08:59 (Jetzt kommentieren)

Die Fangquote für den Ostseedorsch soll im kommenden Jahr um 56 Prozent gekürzt werden. Grund ist ein schwerwiegender wissenschaftlicher Fehler. Doch auch die Preise bereiten Kopfzerbrechen.

Der Dorsch in der östlichen Ostsee steht doch nicht so gut da, wie die letzten Jahre vermutet wurde. Ende Mai gab der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) eine neue wissenschaftliche Fangempfehlung für 2015 heraus. Hiernach will man die Fangquote um 56 Prozent von 65.934 Tonnen auf 29.085 Tonnen reduzieren. Auch der westliche Dorsch wird von einer Reduzierung um 53 Prozent betroffen sein.
 
Die schlechte Verfassung der Ostseedorsche wird von den Fischern seit Jahren beklagt, so der Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer.

Wissenschaftler bestimmt Alter der Fische falsch

Grund für die enorme Kürzung sind schwerwiegende Fehler bei der Bestimmung des Alters, wie das Fischmagazin berichtet. Jahrelang hatte der zuständige Wissenschaftler das Alter der Fische falsch bestimmt: "Der dänische Altersbestimmer hat jahrelang die Otolithen falsch gelesen und die Dorsche älter und damit schwerer gemacht", so der Deutsche Fischereiverband (DFV).

Problematische Fehleinschätzung

Gerade im Falle des Ostseedorsches ist dieses "Missgeschick" problematisch. 2002 stand der Bestand bereits einmal kurz vor dem Kollaps, erholte sich dann aber wieder stark und wurde als gesund eingestuft. Nun jedoch stelle man fest, dass sich die Situation des Ostseedorsches in den letzten Jahren wieder verschlimmert hat, so der ICES. Die Exemplare seien durch die zunehmend schlechter werdenden Umweltbedingungen und das abnehmende Nahrungsangebot im allgemeinen dünn und wiesen schlechtes Wachstum auf, wie der Bericht feststellt.

Zentraler Fischbestand 'datenlimitiert'

Für die angestrengten Forschungen der letzten Jahre stellt dies einen Tiefschlag dar. Die Ostsee ist eines der am besten überwachten Meeresgebiete und der Ostseedorsch wiederum zählt zum zentralen Fischbestand dieses Gewässers. Es gibt wohl kaum einen Bestand, für den derart langjährige Datenreihen und Untersuchungen vorlägen. Leider muss nun ausgerechnet diese Fischart vom ICES als "datenlimitiert" behandelt werden, so das Fischmagazin.

Besorgniserregende Fehler

Für den DFV sei besonders schockierend, dass diese falschen Berechnungen jahrelang nicht bemerkt wurde: "Besorgniserregend ist die Tatsache, dass dieser systematische Fehler weder bei den standardisierten Ringversuchen noch beim großen Benchmarking durch den ICES im vergangenen Jahr aufgefallen ist".

Allgemein 'auf einem guten Weg'

Der DFV meinte jedoch auch, dass sich die Fischbestände in der Ostsee "insgesamt auf einem guten Weg zur Nachhaltigkeit" befänden. Dennoch zeigen die frappierenden Probleme bei den Schätzungen der Bestände, dass der schrittweise Ansatz zur Quotenfestsetzung in einem mehrjährigen Managementplan als beste Methode gelten müsse, so das Fischmagazin.

Mehr Hering

Höhere Fangquoten um die sieben Prozent solle es laut Empfehlung des ICES für den Ostseehering geben. Diese Bestände würden sich in den letzten Jahren sehr viel besser entwickeln als die des Dorsches. Gleiches gilt für Plattfische, bei denen die Quoten für Schollen um etwa 20 Prozent angehoben werden könnten. Beim Lachs gilt die gleiche Fangempfehlung wie im letzten Jahr.

Dramatisch niedrige Preise

Den Fischern bereiten im Moment jedoch vor allem die niedrigen Preise Kopfzerbrechen. Insbesondere für Scholle und Dorsch werde man angesichts des weltweit großen Angebots kaum noch entlohnt, wie der Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer mitteilte. Der DFV nennt dramatische Beispiele: "Ostseefischer erlösten nur noch 48 Cent für ein Kilogramm Dorsch. Ein Familienbetrieb brachte 100 Kilogramm Ostseescholle auf den Markt und erhielt dafür nur 17,- Euro". Durchschnittspreise von 90 Cent pro Kilogramm stellen die Fischereibetriebe jedoch vor ernsthafte Existenzprobleme, so das Fischmagazin.
 

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