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Wetterexperten

Dürresommer 2018 vom Menschen verursacht, 2020 zu warm und zu trocken

Mais-trockenheit
am Donnerstag, 11.03.2021 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Es gibt immer mehr Wetterextreme. Nun kann man untersuchen, welche davon hausgemacht sind. Dazu gehört, so berichtet nun der DWD, auch der Hitzesommer 2018, der vielen Landwirten in Nord- und Ostdeutschland zugesetzt hat. Auch das Jahr 2020 war laut DWD zu warm und zu trocken.

2020 war mit einer Mitteltemperatur von 10,4 °C das zweitwärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der inzwischen 140-jährigen Temperaturzeitreihe des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Damit fielen neun der zehn wärmsten Jahre in Deutschland ins 21. Jahrhundert. Wie schon 2019 waren elf der zwölf Monate zu warm - verglichen mit der Referenzperiode 1961-1990.

Zwar wurden, so der DWD auf seiner jährlichen Klimakonferenz, im Sommer 2020 Spitzenwerte von über 40 °C wie 2019 nicht erreicht. Die hochsommerlichen Temperaturen hatten aber wieder negative Auswirkungen. In der Landwirtschaft litten in Verbindung mit zu geringen Niederschlägen vor allem Obstgehölze und Wein, regional auch Mais, Zuckerrüben und Grünland, vor allem aber die Wälder.

Ist der Mensch schuld am Extremwetter?

Wetterextreme und ihr zumindest gefühlt häufigeres Auftreten führen inzwischen immer häufiger zu der Frage, ob ein bestimmtes Extremereignis durch den vom Menschen verursachten Klimawandel beeinflusst wurde. Die Antwort liefert nun der DWD.

Um zu untersuchen, inwieweit Wetterextreme wie zum Beispiel Dürrekatastrophen oder Hochwasser durch den Klimawandel verursacht werden, führen die Wissenschaftler sogenannte Extremwetterattributionen durch. Das sind Modellsimulationen zweier verschiedener Welten. Diese Simulationen beschreiben einerseits die Welt, in der wir aktuell leben und welche alle Einflüsse des Menschen beinhaltet. Anderseits beschreibe eine Simulation eine Welt ohne menschlichen Einfluss auf die Treibhausgase und andere Einflussfaktoren. Vergleiche man beide simulierten Welten, zeige sich, ob der Klimawandel die Häufigkeit und Intensität des untersuchten Extremereignisses beeinflusst hat.

Dürre 2018

DWD-Modell Extremwetter

Klimatologen untersuchten nun auch die langanhaltende Dürre im Nordosten Deutschlands im Jahr 2018. Ein solches Ereignis hatte es, zeigt ein Blick ins DWD-Klimaarchiv, in den vergangenen 140 Jahre dort noch nicht gegeben. Die Attributionsanalyse ergebe nun, so die Experten, dass sich durch den Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für derart starke Dürren in der Region mindestens verdoppelt hat und dass zugleich deren Intensität zunimmt. "Das ist ein alarmierender Hinweis zum Beispiel für die Land- und Forstwirtschaft in dieser Region", so Klimaexperte Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des DWD. 

Leider könnte man noch nicht alle Wetterextreme so untersuchen. Für Deutschland kämen bisher nur großräumige Extremniederschläge, Hitze- und Kältewellen sowie Dürren, die sich über mehrere Bundesländer erstrecken, in Frage. 

Im TopThema "Trockenheit: Droht der Landwirtschaft ein drittes Dürrejahr?" auf agrarheute lesen Sie weiteres zu den vergangenen Dürrejahren. 

Klima im Wandel: steigende globale Jahresmitteltemperatur

Die Temperaturen steigen. Die globale Jahresmitteltemperatur ist seit Ende des 19. Jahrhunderts bereits um 1,1 °C gestiegen. In Deutschland sind es 1,6 °C. Trotz der weltweiten Pandemie mit ausgebremster Wirtschaft und reduzierter Mobilität habe sich die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre auch 2020 wieder erhöht. Das erklärte Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und des DWD, auf der Klimakonferenz. Der Anstieg gehe also ungebremst weiter.

"Damit werden wir die im Paris-Abkommen vereinbarte Temperaturerhöhung von deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau bis zum Jahr 2100 nicht erreichen. Leider sieht es im Moment sogar nach einem Plus von 3 bis 4 °C aus." Die Folgen konnten, so Adrian, auch 2020 beobachtet werden: Das vergangene Jahr war weltweit das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen.

2020 in Deutschland zu trocken

Das vergangene Jahr war mit einer Niederschlagsmenge von 705 l/m2 im Flächenmittel für Deutschland 10,6 Prozent zu trocken. Besonders niederschlagsarm war das Frühjahr mit einem Defizit von 43 Prozent. So lag die nutzbare Feldkapazität - oft auch Bodenwasservorrat genannt - im April mit rund 68 Prozent markant unter dem vieljährigen Mittel von etwa 87 Prozent. Sie war damit so niedrig wie noch nie im Zeitraum 1991-2019. Dank des leicht wechselhaften Wetters mit etwas überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im Mai und August spitzte sich die Situation im vergangenen Sommer aber nicht wieder so zu wie in den beiden Vorjahren. Vielerorts waren die Landwirte trotzdem gezwungen, der Trockenheit mit innovativen Bewässerungskonzepten oder Gebrauchtwasseraufbereitung zu entgegenzuarbeiten.

Unter dem Strich dominierte auch 2020 in der für das Pflanzenwachstum besonders wichtigen Zeit von April bis September die Trockenheit das Witterungsgeschehen. Dr. Thomas Deutschländer, Klimaexperte des DWD: "Insgesamt betrachtet verstärken die vergangenen drei Jahre die Befürchtungen der Klimaforschung, dass wir künftig immer öfter mit Wetter- und Klimaextremen rechnen müssen." In der warmen Jahreszeit würden sich dabei Hitze und Trockenheit regelmäßig mit Starkniederschlagsepisoden abwechseln - zu Lasten gemäßigter und wechselhafter Witterung.

Mit Material von DWD

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