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Landjugend-Studie

Engagiert und naturverbunden: Studie analysiert Jugend auf dem Land

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am Samstag, 12.03.2022 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Was wünschen sich Jugendliche? Was sind ihre Hobbies? Was wollen sie später werden? Gefällt es ihnen dort, wo sie wohnen? Bislang gab es keine Studie, die sich mit diesen Fragen beschäftigt. Zwei Jahre hat die Jugendstiftung Baden-Württemberg Jugendliche befragt. Nun liegen die Ergebnisse der Studie „Jugend im Ländlichen Raum Baden-Württembergs“ vor.

Die Studie zeigt, dass eine gemeinsame jugendliche Lebenswelt in Stadt und Land existiert. Familie, Gesundheit und Freunde – das sind universelle Werte von Jugendlichen, ganz gleich, wo sie wohnen. Freundschaften sind fast allen Jugendlichen in Stadt und Land (97 %) wichtig.

Offenbar gibt es ein spezifisches Lebensgefühl auf dem Land. Die Jugend dort ist engagierter, politisch interessierter und naturverbundener als die Befragten in der Stadt. Anscheinend bietet der ländliche Raum den Jugendlichen mehr Freiräume durch attraktive Landschaften und Abenteuerorte für ihre Freizeit ebenso wie soziale Freiräume durch Mitgestaltungsoptionen.

Lebensqualität am Wohnort: Wie wollen Jugendliche leben?

Stadt oder Land: Wo wollen Jugendliche als Erwachsene wohnen?

40 Prozent aller Jugendlichen möchten später in einem Dorf leben. Jeder dritte Jugendliche, der in der Stadt wohnt, zieht später aufs Land. 42 Prozent der Jugendlichen aus dem ländlichen Raum möchten auch als Erwachsene in einem Dorf leben.

Mehr Mädchen als Jungen möchten später lieber in einer Stadt oder einer Großstadt leben (Mädchen: 45 %; Jungen: 39 %). Auf dem Land nimmt der Wunsch, auch später in einem Dorf zu leben, bei den 17- bis 18-Jährigen zu. In der Stadt ist dieser Anteil rückläufig.

Mädels vom Land sind engagierter

Im ländlichen Raum engagieren sich mehr Jugendliche als in der Stadt (Land: 39 %; Stadt: 30 %). Dabei sind Mädchen engagierter als Jungen. Jugendliche wollen ihr Umfeld mitgestalten, sehen aber nicht immer die Möglichkeit dazu. Die Hälfte der Jugendlichen in Stadt und Land weiß nicht, ob sie sich mit Ideen und Vorschlägen an Zuständige in ihrem Wohnort wenden können.

„Auf jeden Fall sind die Zeiten und auch die Beteiligungsmöglichkeiten, die es momentan gibt, kaum kompatibel mit der Lebensrealität von jungen Menschen. Wenn du drei Jahre an einem Thema rumarbeiten musst, bis sich irgendwas bewegt, hat jeder junge Mensch schon lange das Interesse daran verloren“, sagt die Studienteilnehmerin Johanna.

Beim persönlichen Engagement sieht es zumindest auf dem Land anders aus: Vereine spielen auf dem Land eine größere Rolle als in der Stadt. Das Angebot der Vereine, in denen Jugendliche Mitglied sind, ist vielfältig. Traditionelle Vereine wie die Narrenzunft oder die Jugendfeuerwehr stehen auf dem Land mehr im Fokus als in der Stadt.

Mobilität: Bei Bus und Internet schneidet der ländliche Raum schlechter ab

Die Jugendlichen wurden nach den Wegen in ihrer Freizeit befragt. Auf dem Land nutzen 40% der jungen Menschen abends das Auto. 57 Prozent der Landjugend wünscht sich einen Ausbau des öffentlichen Netzes. Dazu zählen häufigere Fahrten, weniger Verspätungen oder auch eine bessere Erreichbarkeit.

„Durch diese katastrophale Busverbindung ist es schon ein großer Freiheitseinschnitt, weil man immer auf die Eltern angewiesen ist“, sagt Studienteilnehmerin Anna von der Jugendfeuerwehr.

Was die Digitalisierung angeht, finden junge Menschen, dass der ländliche Raum dem städtischen hinterherhinkt. Netz und Internetverbindung auf dem Land sind oft langsamer und schlechter ausgebaut als in der Stadt. Demnach liegen die Zufriedenheitswerte bei der Internetverbindung auf dem Land um sechs Prozentpunkte hinter der Stadt.

Ausbildung oder Studium? Job im Handwerk oder der IT?

Mit Material von Jugendstiftung Baden-Württemberg

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