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Dorf und Familie

Vor EU-Agrarrat: Landwirte legen Autobahnen lahm

am Montag, 07.09.2015 - 11:28 (Jetzt kommentieren)

Heute tagen die EU-Agrarminister. Thema: Die prekäre Preissituation in der Agrarbranche. Ein Überblick über Aktionen und Demos, bei denen zwischenzeitlich auch Wasserwerfer zum Einsatz kamen.

Tausende Milchbauern haben am Rande des EU-Krisentreffens mit Traktoren und ohrenbetäubenden Hupkonzerten Hilfen für den Milchsektor gefordert. Heute Morgen haben Milchbauern mit ihren Traktoren auf dem Weg ins Brüsseler EU-Viertel bereits erhebliche Verkehrsbehinderungen auf belgischen Autobahnen und Nationalstraßen verursacht.  Die belgische Polizei setzte Wasserwerfer ein, weil Landwirte im Brüsseler EU-Viertel mit Traktoren Straßensperren demolierten.
 
Nach Angaben des europäischen Bauernverbandes Copa Cogeca beteiligten sich insgesamt 6.000 Landwirte mit 2.000 Fahrzeugen an dem Protest - darunter rund 800 aus Deutschland. Auch andere Erzeuger wie Schweine- und Rinderzüchter, die unter dem Preisverfall für ihre Produkte leiden, waren dabei.
 
Die EU-Kommission schlug Sofortmaßnahmen für notleidende Milchbauern vor. "Es geht um ein Paket, um die finanziellen Nöte der Bauern anzugehen, den Markt zu stabilisieren und das Funktionieren der Handelskette zu verbessern", sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Zudem solle es den Landwirten helfen, neue Exportmöglichkeiten zu finden. Einige dieser Maßnahmen könnten sofort umgesetzt werden.
 
EU-Vizekommissionschef Jyrki Katainen will das Paket den EU-Landwirtschaftsministern bei ihrem Treffen (14.30 Uhr) vorstellen.

European Milk Board (EMB) zieht mit Schleppern vor das Ratsgebäude

Die Milcherzeuger des EMB wollen heute in einer großen Aktion ein Ende der "zerstörerischen Milchpolitik" fordern. Dazu werden sie mit Schleppern vor das Ratsgebäude, in dem die EU-Agrarminister tagen, ziehen.
 
Ihre Forderungen wollen sie "an die Agrarminister, aber auch an die großen Bauernverbände richten", die ihrer Ansicht nach "diese ruinöse Politik mit zu verantworten haben".

Thüringen/Sachsen: 50 Mitglieder der Landesbauernverbände ziehen nach Brüssel

25 sächsische und ebenso viele Bauern aus Thüringen haben sich einem Bericht des sächsischen Bauernverbandes zufolge am Sonntagabend auf den Weg in die belgische Hauptstadt gemacht. "Wir wollen zusammen mit unseren deutschen und europäischen Berufskollegen Flagge zeigen und der Europapolitik deutlich machen, wie hart die Realität in der Landwirtschaft ist. Schweinebauern in unserem Land fehlen 25 Euro für jedes Schlachtschwein, viele Milchbauern im Land verlieren täglich 3 Euro pro Kuh und Tag. Bei 190.000 Milchkühen in Sachsen sind das täglich 570.000 Euro", sagt SLB-Präsident Wolfgang Vogel im Vorfeld.
 
Die Forderungen an die EU:
  • EU-Exportoffensive
  • Superabgabe für Krisenmanagement ausgeben
  • Interventionspreise erhöhen und Intervention verlängern
  • Beschleunigte Umsetzung der GAP-Vereinfachung
  • Abbau von Bürokratie und weiteren Hemmnissen

Brandenburger demonstrieren vor ALDI und auf der A10

Brandenburger Landwirte demonstrieren heute mit einer großen Kundgebung vor einer ALDI Zentrale und einem Milchkorso um den Berliner Ring, kündigte der brandenburger Landesbauernverband an. Sie wollen damit die Bemühungen von Landwirten aus ganz Deutschland unterstützen, die heute in Brüssel ebenfalls gegen den Preisdruck und für Unterstützungsmaßnahmen demonstrieren.
 
Folgende Aktionen sind geplant:
Schleuderpreise zerstören unsere heimische Landwirtschaft
Bauern der Bauernverbände Südbrandenburg, Elbe-Elster, Spree-Neiße und Teltow-Fläming demonstrieren am 7. September um 11 Uhr vor der Aldi-Lagerzentrale in Mittenwalde (Zülowstraße 1-4)
 
Milchkorso - A 10 Berliner Ring am 7. September
Gemeinschaftsaktion der Kreisbauernverbände Potsdam-Mittelmark, Oderspree, Märkisch Oderland, Barnim, Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin

Bauernverband Güstrow demonstriert in Teterow

Rund 200 Landwirte aus dem ganzen Land sind dem Aufruf des Bauernverbandes Güstrow gefolgt und mit 100 Fahrzeugen, darunter 70 Traktoren, nach Teterow gekommen, um auskömmliche Preise für Fleisch, Milch und Eier zu fordern, berichtet der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern. An jedem Supermarkt habe man Halt gemacht, um die Menschen auf die prekäre wirtschaftliche Situation der tierhaltenden Betriebe aufmerksam zu machen.
 
Zudem werden Bauernpräsident Rainer Tietböhl und Landwirtschaftsminister Till Backhaus heute einen Katalog mit Forderungen des Berufsstands an die Politik, die zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in der Tierhaltung beitragen sollen, überreichen.

Bayerischer Bauernverband: 10-Punkte-Plan in Brüssel bekräftigt

"Beim aktuellen Sondertreffen der 28 EU-Agrarminister muss Brüssel wirksame Hilfsmaßnahmen für unsere bäuerlichen Familienbetriebe beschließen", erklärte Günther Felßner, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes. Deshalb seien er, der schwäbische Bezirkspräsident Alfred Enderle und der stellvertretende Bezirkspräsident Gerhard Ehrlich mit einer Gruppe bayerischer Landwirte bei der Protestaktion des Europäischen und Deutschen Bauernverbandes dabei.
 
Bereits am Vormittag hatte der Bauernverband nochmals seine 10 Forderungen an die nationale und europäische Politik gegenüber Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, den bayerischen Europaabgeordneten Ulrike Müller und hochrangigen Vertretern der EU-Kommission bekräftigt. Zum Start der heutigen Bauernproteste hatte am Vormittag eine Kundgebung des Deutschen Bauernverbandes stattgefunden, an der der Bundesminister, Europaabgeordnete und die EU-Kommission beteiligt waren.

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