Sollten die EU-Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament noch zustimmen, werden wertmäßig 45 Prozent der heutigen Ausfuhren aus der EU in dieses Land sofort liberalisiert, wie die Kommission in einer Aussendung mitteilte. In zehn Jahren soll der zollfreie Anteil 70 Prozent ausmachen. Die EU soll freien Zugang für Milchprodukte bekommen, allerdings ohne Flüssigmilch und Milchpulver.
Ölsaaten und Getreide dürfen nach dem Entwurf ohne Zoll nach Marokko ausgeführt werden, mit der Ausnahme von Weizen und Hartweizen. Für Fleisch und Wurst aus der Europäischen Union soll es verbesserte Einfuhrkontingente geben. Die EU soll im Gegenzug ihren Markt für sensible Produkte allmählich öffnen. Das sind Tomaten, Erdbeeren, Zucchini, Gurken, Knoblauch und Clementinen aus Marokko. Diese Produkte dürfen laut Kommission allerdings nur zu bestimmen Jahreszeiten in die EU geliefert werden. Außerdem sollen Zollkontingente und ein Einfuhrpreissystem für diese Obst- und Gemüsesorten bestehen bleiben.
Sorge um EU-Obst- und Gemüseerzeuger
Die Dachverbände der EU-Bauern und ihrer Genossenschaften (Copa und Cogeca) äußerten sich höchst skeptisch und warnten davor, dass die EU-Marokko-Handelsliberalisierung katastrophale Auswirkungen auf die EU-Obst- und Gemüseproduktion, speziell aber bei Tomaten, haben könnte. "Das würde - verglichen mit der früheren Übereinkunft - die Einführung von signifikant höheren Importquoten bei sechs sensiblen Produkten bedeuten.
Ausgleichsmaßnahmen erarbeiten
Bevor die EU-Kommission die Steigerung der Quoten für diese Erzeugnisse aus Marokko überlegt, sollte sie die sozio-ökonomischen Effekte evaluieren und Ausgleichsmaßnahmen für traditionelle EU-Produktionsgebiete erarbeiten. Die europäischen Obst- und Gemüsebauern müssen die höchsten weltweiten Standards in den Bereichen Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und Lebensmittelsicherheit erfüllen, im Gegensatz zu den Importen", betonte Copa/Cogeca-Generalsekretär Pekka Pesonen.
"Krisensituation durchlebt"
"Der Obst- und Gemüsesektor hat in den vergangenen zwölf Monaten eine Krisensituation durchlebt. Der Umsatz der Branche ist im Jahr 2009 um 7,7 Prozent eingebrochen, was einen Verlust von 5,7 Milliarden Euro bedeutete", warnten Copa und Cogeca vor dem Entwurf des Handelsabkommens und damit verbundenen Zugeständnissen. (aiz)
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