Bei der Diskussion um den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in der EU ist hingegen noch kein Ende abzusehen. Die Europäische Kommission macht es sich mit ihren Plänen für nationale Anbauverbote gentechnisch veränderter Organismen (
GVO) zu einfach. Das ist die Meinung der zuständigen Berichterstatterin im Europaparlament, Corinne Lepage. Die von der Kommission eingeführte Trennung in eine Risikobewertung auf der europäischen Ebene einerseits und davon losgelösten Motiven der Mitgliedstaaten für die Einführung eines Anbaustopps andererseits würden der Komplexität der Situation nicht gerecht, schreibt die linksliberale Französin in der Begründung ihres Entwurfs zu den Kommissionsvorschlägen.
Als Gründe für ein Anbauverbot sollte laut Lepage unter anderem akzeptiert werden:
- das Risiko einer Resistenzbildung,
- die Gefahr der unkontrollierten Ausbreitung,
- sozioökonomische Überlegungen wie unangemessen hohe Kosten für die Gewährleistung vollständig GVO freier Produkte,
- ferner die Zersplitterung der Landschaft, der Artenschutz oder der Erhalt traditioneller landwirtschaftlicher Praktiken.
Nach Ansicht der ehemaligen französischen Umweltministerin beschneidet die Kommission das Recht der Mitgliedstaaten, eigene Risikoabschätzungen vorzunehmen, die über die Bewertung auf Gemeinschaftsebene hinausgehen. EU-Gesundheitskommissar John Dalli will es den Regierungen bekanntlich gestatten, den GVO-Anbau unter Verweis auf gesellschaftliche oder ethische Motive zu untersagen, unter der Bedingung, dass ein solcher Schritt ausdrücklich nicht mit Gesundheits- und Umweltschutzgründen gerechtfertigt wird. Dalli befürchtet, dass dadurch das EU-Zulassungsverfahren, wonach GVO nur dann vermarktet werden dürfen, wenn sie unbedenklich sind, ad absurdum geführt würde.
Lepage unterstreicht, dass die Mehrheit der Bevölkerung GVO ablehne, und verweist dazu ausführlich auf die jüngste Eurobarometer-Umfrage zum Thema Gentechnik. Darin wurde ermittelt, dass beispielsweise 72 Prozent der befragten Bürger der Meinung sind, die Entwicklung von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln sollte nicht ermutigt werden. Die Mitgliedstaaten will die Europaabgeordnete dazu verpichten sicherzustellen, dass Produkte aus konventioneller und biologischer Landwirtschaft nicht versehentlich mit GVO vermischt werden.
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