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Politik EU

EU versäumt Schritte zum Verbot hormonell schädigender Pestizide

am Mittwoch, 28.05.2014 - 09:59 (Jetzt kommentieren)

Brüssel - Die EU hatte bereits 2009 entschieden, dass hormonell schädigende Wirkstoffe in Pestiziden verbannt werden sollen. Bisher ist nichts geschehen. Schweden droht mit einer Klage.

Trotz des massiven Widerstands der Pflanzenschutzmittelindustrie hat das EU-Parlament bereits 2009 entschieden, dass Pestizide zum Schutz der Gesundheit zukünftig keine hormonell schädigenden Chemikalien beinhalten dürfen. Rund jeder zehnte der derzeit zirka 400 in der EU zugelassenen Pestizidwirkstoffe könnte somit seine Zulassung verlieren. Die EU-Kommission wurde verpflichtet, Kriterien vorzulegen, anhand derer hormonell wirksame Pestizidwirkstoffe identifiziert und verboten werden können.
 
Dies sollte bis spätestens 14. Dezember 2013 geschehen. Dieses Ultimatum ließ die Kommission tatenlos verstreichen.
 

Schweden kündigt Klage an

Mit der Säumigkeit fehlten jetzt die Grundlagen, um die schädlichen Chemikalien gesetzlich zu regulieren und bereits beschlossene Verbote umzusetzen. Von diesem Stillstand betroffen ist nicht nur die Pestizid- und Biozid-Gesetzgebung. Auch die Regelung von hormonell wirksamen Chemikalien in Kosmetikprodukten hängt von diesen Kriterien ab. Die schwedische Umweltministerin Lena Eck hat daher nun angekündigt, die Kommission wegen Säumigeit zu klagen und notfalls im Alleingang in Schweden Verbote durchzusetzen.
 

Hintergrund: Studie bestätigt Schädlichkeit

Eine Studie im Auftrag der EU-Kommission kam zum Schluss, dass "diese außergewöhnlichen toxikologischen Eigenschaften die Einstufung von hormonell wirksamen Chemikalien als besonders besorgniserregende Stoffe auf einer Ebene mit krebserregenden, mutagenen und reproduktionstoxischen Stoffen sowie mit persistenten bioakkumulierbaren und giftigen Chemikalien rechtfertigen".
 
Hormonell wirksame Chemikalien werden u.a. von der Weltgesundheitsorganisation WHO mit zahlreichen Erkrankungen, die in den Industrieländern am Vormarsch sind, in Zusammenhang gebracht: Dazu zählen Brust-, Prostata- und Hodenkrebs, genitale Missbildungen, Verhaltens- und Entwicklungsstörugen bei Kindern sowie verfrühte Pubertät und Unfruchtbarkeit. Gelangen diese Chemikalien in die Umwelt, seien Missbildungen und Fortpflanzungsstörungen bei Fischen, Amphibien und anderen Wasserlebewesen die Folge.
 

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