Mit Holz heizen klingt zunächst umweltbewusst. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Holz in Deutschland zu den klimafreundlichen Brennstoffen sowie zu den erneuerbaren Energien zählt. Denn theoretisch wird Kohlendioxid (CO2), das beim Verbrennen von Holz in die Atmosphäre strömt, durch nachhaltige Waldwirtschaft mit nachwachsenden Bäume wieder gebunden.
Zudem ist das Heizen mit Holz verhältnismäßig günstig. Nach Ausbruch des Ukrainekriegs sind die Gaspreise – und damit die Nachfrage nach Öfen und Heizungen, die Holz oder Pellets verwenden – enorm gestiegen. Mittlerweile verwenden über eine Million Haushalte Holzscheite, Pellets und Hackschnitzel zum Heizen von Haus oder Wohnung, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mitteilt. Dazu kommen noch mehr als elf Millionen Einzelfeuerstätten wie z. B. Kaminöfen.
Doch durch die Verbrennung von Holz sind einige Wissenschaftler alarmiert. Sie warnen vor Schäden an Gesundheit und Umwelt.
Verbrennen von Holz – ein Gesundheitsrisiko?
Achim Dittler ist Aerosolexperte und am Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) tätig. Er warnt: „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz.“
Bei der Holzverbrennung würden viel mehr Schadstoffe freigesetzt als bei der Verbrennung von Öl oder Gas, darunter Kohlenmonoxid, Stickoxide und Methan. Zudem hätten die hoch konzentrierten Gase und gesundheitsschädlichen Feststoff-Emissionen wie etwa Ruß verheerende Folgen für die Luftqualität.
Dittler zufolge sei es am problematischsten, wenn der Rauch direkt zu benachbarten Häusern strömt und auch bei geschlossenen Fenstern ins Innere gelangt. „Dann erleben Sie, dass Ihr eigener Wohnraum durch Holzofen-Rauchgase zu einer gefährlichen Rauchgasfalle werden kann.“
Preise für Brennholz und Pellets steigen steil an
Während das Heizen mit Gas immer unbeliebter wird, steigt die Nachfrage nach Pelletheizungen und Kaminöfen. In der ersten Hälfte des Jahres wurden circa 32.000 Pelletheizungen verkauft, wie das Deutsche Pelletinstitut meldet. Das seien zwölf Prozent mehr in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.
Obwohl mit Holz Heizen immer noch günstiger ist als mit Öl oder Gas, zogen auch bei Holz die Preise an. Das Statistische Bundesamt gab im September an, dass Brennholz und Holzpellets im August fast 86 Prozent mehr als im Vorjahresmonat kosteten.
Einerseits stiegen die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum um 7,9 Prozent an. Andererseits erklären die Statistiker die extreme Teuerung durch die starke Nachfrage und durch die gestiegenen Beschaffungs- und Transportkosten von Holz.
Feinstaub als Gesundheitsrisiko
Wolfgang Straff, Leiter des Fachgebiets Umweltmedizin und gesundheitliche Bewertung am Umweltbundesamt, sieht die größte Gefahr für die Gesundheit in Feinstaub: „Generell und unabhängig von der Quelle führt die Inhalation von Feinstaub zu relativ hohen Krankheitslasten in der Bevölkerung.“
Lungenkrebsfälle und weitere Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes seien auf Feinstaub zurückzuführen. In diesem Winter werden mehr Menschen mit Holz heizen. „Insgesamt wird es dazu kommen, dass viele Menschen noch mehr Feinstaub einatmen als in den letzten Jahren, und dadurch werden rechnerisch auch mehr Menschen erkranken“, sagt Straff.
Verfeuern von Holz verheerend für Wälder
Umweltschützer befürchten, dass sich die Verbrennung von Holz verheerend auf die Wälder auswirken könnte. Für Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ist das Verfeuern von Holz eine große Gefahr für die Wälder, da sie durch den Klimawandel und die forstliche Nutzung ohnehin beeinträchtigt seien.
„Während also die Bäume schlechter wachsen, wollen wir mehr Holz nutzen. Eine fatale Kombination», gibt der Waldexperte zu bedenken. “Mit Holz heizen bedeutet: Biodiversität, Böden und Mikroklima verschlechtern sich – und das ausgerechnet in der Klimakrise.“
Erst vor kurzem beschloss das Europäische Parlament, die für die Energieerzeugung genutzte Holzmenge zu reduzieren und staatliche Fördermittel herunterzufahren. Das Verbrennen von Holz soll dennoch wie gehabt als erneuerbare Energie gelten.
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