Gleichzeitig hat der Handel innerhalb der EU bislang offenbar kaum unter der Schuldenkrise vieler Mitgliedsstaaten gelitten.
Das geht aus dem Exportbarometer der deutschen Ernährungsindustrie hervor, das die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) erstmals im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) erstellt hat.
Wechselkursentwicklung nicht überbewerten
"Die Euro-Schwäche gegenüber dem US-Dollar und anderen Fremdwährungen begünstigt zweifellos die Lebensmittelexporte nach Übersee. Allerdings darf die Wechselkursentwicklung gegenüber Faktoren wie der Konjunktur- und damit der Nachfrageentwicklung im Zielland nicht überbewertet werden", kommentiert Gerd Bovensiepen, Partner und Leiter des Competence Center Retail & Consumer bei PwC. Beispielsweise glauben trotz der aktuellen Euro-Schwäche nur 42 Prozent der Exporteure in die USA, dass die Ausfuhren in das Land steigen werden, während 15 Prozent einen Rückgang erwarten.
Im Handel mit dem EU-Land Dänemark hingegen, dessen Währung eng an den Euro gekoppelt ist, rechnen 50 Prozent der Exporteure mit Zuwächsen, jedoch kein einziger Befragter mit Einbußen.
Schuldenkrise wirkt sich kaum aus
Von den häufig genannten "Krisenstaaten" innerhalb der Eurozone sind allein Spanien und Italien wichtige Märkte für die deutsche Ernährungsindustrie. Doch beurteilten die befragten Unternehmen die Perspektiven für diese Länder keineswegs schlechter als für andere EU-Staaten. Beispielsweise glauben 39 Prozent der Unternehmen an steigende Ausfuhren nach Spanien, während nur acht Prozent Einbußen befürchten (Saldo: 31 Prozent). Damit schneidet Spanien besser ab als das Vereinigte Königreich (Saldo: 28 Prozent) oder auch Österreich (Saldo: 23 Prozent).
Übersee: Optimisumus im Handel
Überdurchschnittlich optimistisch sind die Lebensmittelexporteure für den Übersee-Handel (mit Ausnahme der USA). So prognostizieren per Saldo 47 Prozent der Unternehmen steigende Ausfuhren nach Australien, 42 Prozent erwarten ein Plus im Japan-Handel.
China: Geringes Interesse an Exportbeziehungen
Eine Ausnahmestellung nimmt China ein. Bislang exportiert erst gut jedes fünfte befragte Unternehmen (22 Prozent) ins Reich der Mitte. Von diesen rechnen jedoch per Saldo 75 Prozent mit steigenden Ausfuhren. Trotz dieses Wachstumspotenzials ist das Interesse der bislang nicht in China aktiven Unternehmen an einer Aufnahme von Exportbeziehungen gering. Lediglich elf Prozent haben Pläne für einen Markteintritt auf Sicht der kommenden zwölf Monate.
Brauer optimistischer als Fleischbranche
So bewertet die bereits sehr exportstarke Fleischwirtschaft ihre aktuelle und zukünftige Lage zurückhaltender. Demgegenüber sind die Bierbrauer positiver gestimmt. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Branchenunternehmen bewerten die aktuelle Lage als gut und 52 Prozent rechnen sogar mit einer weiteren Verbesserung. Der Export ist für den deutschen Biermarkt von besonderer Bedeutung, da der weltweite Bierkonsum zunimmt, während in Deutschland der Bierkonsum seit Jahren rückläufig ist. (dlz agrarmagazin/jo)
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