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Klimakrise

Extremwetter trifft Landwirte: Dürre 20-mal, Hitze 10-mal häufiger

Hitze auf einem Feld
am Mittwoch, 15.03.2023 - 11:32 (2 Kommentare)

Die nächsten Jahre bringen sehr viel häufiger Extremwetter mit sich. Damit steigt auch das Risiko für Landwirte. Ausfälle der Ernte, Krankheiten der Tiere und Schäden an Hab und Gut könnten häufiger werden.

Die Niederschläge der letzten Tage in vielen Regionen Deutschlands waren eine Wohltat. Gerade auch vor dem Hintergrund eines möglichen erneuten Jahres der Trockenheit. Immer noch gibt es Menschen, die sehen darin lediglich Launen des Wetters. Doch Studien zeigen, dass mehr dahinter steckt. So eine Dürre wie 2022 sollte es nur alle 400 Jahre geben. In der Theorie. Stattdessen muss man heute alle 20 Jahre damit rechnen. Das sagen Wissenschaftler, die einem beobachteten Phänomen - in diesem Fall ein Wetterereignis - eine Ursache zuordnen kennen. Das ist die vom Menschen ausgelöste Klimakrise.

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Streitpunkt „noch Wetter“ oder „schon Klimakrise“

Hitze und Trockenheit hatten im vergangenen Jahr beinahe ganz Europa getroffen und tausende Menschen getötet. Die Klimakrise lässt grüßen, wurde vielerorts gemeldet. Doch im Prinzip ist es nicht so einfach. Extremwetter wie die Dürre oder besser Dürren der letzten Jahre oder das Hochwasser im Ahrtal gehören zum Standardprogramm in der Wetterküche. Das macht es nicht weniger dramatisch, aber hilft bei der Einordnung.

So gab es beispielsweise im Jahr 1069 eine Dürre in England, in dessen Folge 50.000 Menschen verhungerten. Mit der Magdalenenflut 1342 ging etwa im Spessart so viel Ackerboden flöten, dass Landwirtschaft unmöglich wurde. Aber der Mensch hatte daran keinen Anteil.

Klima-Computer rechnen wahlweise mit oder ohne Menschen

Aber der Verweis auf historische Wetterereignisse bei Diskussionen ist zu kurz gedacht. Und er taugt vor allem nicht als Argument gegen Maßnahmen zum Klimaschutz. Die Attributionsforschung oder auch Zuordnungsforschung ist ein relativ neuer Zweig in der Klimaforschung. Sie untersucht, was wäre, wenn. Im Grunde füttert sie einen Computer mit Daten und lässt ihn rechnen. Eine Simulation ohne und eine mit den menschengemachten Treibhausgasen. Die Methode gibt es so erst seit 2020, ist aber allgemein anerkannt. Zentral ist dabei die „World Weather Attribution Initiative“ (WWA). Das ist ein weltweiter Zusammenschluss von Forschungsinstituten.

Die Klimakrise lässt Dürren 20-mal häufiger werden

Ist diese oder jene Dürre nun schon der Klimawandel? Nein, was aber lediglich daran liegt, dass die Frage so nicht funktioniert. Darauf weisen Klimaforscher immer wieder hin. Die Klimakrise erhöht und verschlimmert Extremwetter. Die Frage muss daher lauten, ob eine Dürre jetzt wahrscheinlicher wird. Und das ist die Antwort „ja“.

Die WWA geht davon aus, dass solche Dürren statt alle 400 Jahre nun alle 20 Jahre vorkommen. Also 20-mal so häufig. Ähnliches gilt für Starkregen oder extreme Hitze; die soll 10-mal so häufig werden. Wobei Starkregen oder auch Stürme sehr schwierig konkret dem Klimawandel zuzuordnen sind.

Klimaschäden lassen sich Verursachern zuordnen

Die Zuordnung zu Schadereignissen bietet eine Chance, für die Schäden konkret Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen. Industrien, Staaten oder Wirtschaftszweige können sich weniger leicht aus der Verantwortung ziehen. Das ist für Landwirte durchaus relevant. Zum einen durch ihre Rolle bei der Entstehung und bei der Speicherung von Treibhausgasen. Zum anderen bei Schäden an Kulturen und auf Betrieben.

Bundeswirtschafts- und Umweltministerium meldeten letztes Jahr, dass Extremwetter wie die außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer sowie die Hochwasserkatastrophe von 2021 haben in Deutschland Schäden von insgesamt über 80 Milliarden Euro verursacht. Land- und Forstwirtschaft sind davon allein mit 25,6 Milliarden Euro betroffen.

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