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Ernährung und Gesundheit

Frankreich: Parkinson als Berufskrankheit anerkannt

am Mittwoch, 16.05.2012 - 16:00 (Jetzt kommentieren)

Die französischen Landwirte haben ein Dekret erwirkt: Parkinsonerkrankung durch Pflanzenschutzmittel wird jetzt als Berufskrankheit akzeptiert. Auch in Deutschland haben schon Landwirte geklagt - und Recht bekommen.

Wie der Stern auf seiner Internetseite berichtet, sei in Frankreich der "Zusammenhang zwischen der Parkinson-Krankheit und der Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft offiziell anerkannt worden". Agrarminister Bruno Le Maire habe ein Dekret unterzeichnet, demzufolge Parkinson unter bestimmten Bedingungen als Berufskrankheit in der Landwirtschaft akzeptiert würde, heißt es weiter. 
 
Für die französischen Bauern ist das ein Erfolg. Auch wenn nicht jeder Betroffene mit einer Entschädigung rechnen könne. Denn der Nachweis eines Zusammenhanges sei äußerst schwierig, weil der Morbus Parkinson das Ergebnis einer langsamen Zerstörung dopaminerger Neurone ist, schreibt das Ärtzeblatt im Mai 2011.
Mindestens zehn Jahre lang müssten französiche Bauern oder landwirtschaftliche Angestellte mit den Pestiziden in Berührung gewesen sein und die neurologische Krankheit müsse spätestens ein Jahr nach Ende der Verwendung ausgebrochen sein, schreibt der Stern weiter.

Deutsche Landwirte klagen ihr Recht ein

Auch in Deutschland gibt es Fälle, wo Landwirte ihre Parkinsonerkrankung durch Pestizide als Berufskrankheit anerkannt bekommen haben. Nach der erfolgreichen Klage eines Landwirtes im Jahr 2003 vor dem Landessozialgericht Mainz (Aktenzeichen L 2 U 260/00) hat die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft im Jahr 2008 erneut die Erkrankung eines Landwirtes als Berufskrankheit akzeptiert. Wie Rechtsanwalt Hildebrandt Mehrgardt schreibt, würden beide Landwirte neben einer fortlaufenden monatlichen Verletztenrente für die zurückliegenden Jahre auch eine Nachzahlung erhalten.

BfR: Kein kausaler Zusammenhang

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nahm bereits im Jahr 2006 Stellung zum Thema Pestizidexposition und Parkinson: "Die ausgewerteten epidemiologischen Untersuchungen weisen auf einen Zusammenhang zwischen einer Exposition gegenüber Pestiziden und einer Parkinsonerkrankung hin. Jedoch konnte bisher weder ein einzelnes Pestizid noch eine Kombination verschiedener Pestizide als Auslöser identifiziert werden. Selbst wenn einzelne Pestizide den Dopaminhaushalt beeinflussen können, kann eine biologische Plausibilität experimentell nicht hinreichend abgeleitet werden, die das Entstehen von Parkinson erklären könnte.
 
Ein kausaler Zusammenhang zwischen einer Pestizidaufnahme und dem Entstehen der Krankheit beim Menschen kann somit derzeit nicht belegt werden", so heißt es in der Stellungnahme.

Pestizidexposition und Parkinson: BfR sieht Assoziation, aber keinen kausalen Zusammenhang ...

Studie aus Übersee bestätigt Verdacht

Weitere Recherchen ergeben, dass der Zusammenhang zwischen der Verwendung von Pflanzschutzmitteln in der Landwirtschaft und der Erkrankungen an Parkinson Gegenstand verschiedener Studien ist.
So schreibt das Ärtzeblatt im Mai vergangenen Jahres: "Bewohner des Central Valleys, einer Region intensiver landwirtschaftlicher Nutzung in Kalifornien, erkranken dreifach häufiger an einem Mobus Parkinson, wenn sie in der Nähe von Feldern arbeiten, auf denen die Pflanzenschutzmittel Ziram, Manet und Paraquat eingesetzt werden."
Das sei das Ergebnis einer Untersuchung im European Journal of Epidemiology. Die Forschergruppe um Beate Ritz von der School of Public Health der Universität Los Angelos habe in den letzten Jahren ein Informationssytem entwickelt, das die landwirtschaftlichen Flächen und den Einsatz bestimmter Pestizide verzeichne, heißt es weiter. Die Ergebnisse hätten den früher Verdacht gegen das Herbizid Paraquad (in Europa nicht zugelassen) und das Fungizid Maneb bestätigt.
"Für die Exposition wurde in einer früheren Analyse der Autoren ein um 75 Prozent erhötes Risiko für Anwohner gefunden", schreibt das Ärtzeblatt weiter.

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