Es muss ein seltsames Gefühl gewesen sein – als einzige Frau in einem Hörsaal voller Männer. 1913 war das. Die Frau hieß Auguste Streeb, kam aus Ingolstadt und durfte sich als erste vollwertige Studentin der Landwirtschaft neben knapp 200 Männern an der Technischen Universität München (TUM) einschreiben.
Mädchen haben gleiche Bildungschancen, aber trotzdem schlechtere Perspektiven
Heute lernen an den deutschen Agrarfakultäten beinahe ebenso viele Frauen wie Männer. Am Campus Weihenstephan der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf – um ein Beispiel zu nennen – wurden im Wintersemester 2019/20 rund 43 Prozent weibliche Studierende immatrikuliert. Der Trend ist dabei positiv: Genau zehn Jahre zuvor waren es noch 36 Prozent.
Von offizieller Seite gibt es hierzulande keinerlei Bildungshürden mehr, die für Mädchen höher gestapelt wären als für Jungen. Dass es offenbar trotzdem für Frauen schwieriger ist, später eine Führungsposition einzunehmen, zeigen Zahlen, die die Europäischen Gemeinschaft 2016 veröffentlicht hat. Diesen zufolge wird nur etwa jeder zehnte deutsche Landwirtschaftsbetrieb von einer Frau gelenkt.
Deutschland hinkt bei weiblichen Führungskräften hinter der EU her
Obwohl rund 36 Prozent aller in der Landwirtschaft Tätigen hierzulande Frauen sind und laut einer Umfrage von agriEXPERTS 35 Prozent von ihnen einen Hochschulabschluss haben, hinkt Deutschland mit nur 10 Prozent weiblichen Führungskräften im Agrarbereich weit hinter dem EU-Durchschnitt von 28 Prozent her.
Und die Diskrepanz der Geschlechter steigt, je größer und personalstärker das Unternehmen ist, das es zu führen gilt.
Frauen sind oft viel zu perfektionistisch
Weshalb tun sich viele junge Frauen hierzulande so schwer mit der Übernahme von Führungsaufgaben? Die jahrhundertealte Tradition, dass der Hof stets an einen männlichen Erben zu gehen habe, kann dafür als alleinige Erklärung nicht mehr herhalten.
Zwar gibt es auch heute noch gelegentlich scheele Blicke und gehässige Bemerkungen. Dabei kommt die Ablehnung allerdings immer seltener aus der eigenen Familie, die sich schließlich meist schon über Jahre mit der Frage nach dem Betriebsnachfolger (oder eben der Nachfolgerin) befasst hat. Gestichelt wird eher aus dem dörflichen oder beruflichen Umfeld.
Gegen diese Vorbehalte hilft nur kompetentes und selbstsicheres Auftreten. Und genau da liegt in vielen Fällen der Hund begraben.
Hinfallen, aufrappeln und weitermachen!
„Wir glauben, dass wir Frauen auf der Stelle treten, weil wir allzu oft nicht erkennen, ja uns nicht einmal vorstellen können, was möglich ist.“ Das schreiben die beiden US-amerikanischen Journalistinnen Claire Shipman und Katty Kay in ihrem 2016 erschienen Buch Confidence Code: Was Frauen selbstbewusst macht.
„Allzu vielen der überaus kompetenten Frauen, die wir trafen und mit denen wir sprachen, fehlte es anscheinend an einer gewissen Kühnheit, an einem unerschütterlichen Glauben an ihre Fähigkeiten.“ Frauen, so die beiden Autorinnen, wollen viel zu oft perfekt sein. Ein Scheitern betrachten sie als persönliches Versagen – selbst wenn sie die Ursachen dafür gar nicht beeinflussen konnten. Und während die meisten Männer misslungene Versuche als lehrreiche Ansätze betrachten und einfach mit einer Idee neu durchstarten, neigen Frauen dazu, in Selbstzweifeln zu versinken.
Lernen, auf die Nase zu fallen, aufzustehen, das Krönchen zu richten und weiterzumachen – das ist laut Shipman und Kay die Herausforderung, der sich Frauen stellen müssen.
Den kompletten Artikel lesen Sie in unserem agrarheute-Märzheft, das am Freitag, dem 28. Februar, erscheint. Dort geht es im Titelthema diesmal um Frauen in der Landwirtschaft. Im Heft finden Sie außerdem unter anderem ein spannendes Roundtable-Gespräch mit vier Landwirtinnen aus verschiedenen Regionen und Generationen sowie interessante Portraits von Landwirtinnen aus aller Welt.
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