Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates West Virginia, Darrell Mc Graw, forderte das Unternehmen Ende Juni zu einer Erklärung über Werbeaussagen auf, wonach die neue Sojalinie gegenüber den Vorgängersorten ein sieben bis elf Prozent höheres Ertragspotential hat.
Weil diese Annahme sich laut unabhängigen Studien im vergangenen Anbaujahr nicht bewahrheitet haben soll, sieht der Generalstaatsanwalt Monsanto nun unter Erklärungszwängen. "Wir sind besonders besorgt darüber, dass sich Farmer auf die Werbung von Monsanto verlassen haben, wonach Ertragssteigerungen von sieben bis elf Prozent gegenüber den ursprünglichen Roundup-Ready-Sorten erzielt werden. Falsche Werbeaussagen verstoßen unabhängig davon, ob jemand getäuscht worden ist, als unfaire oder täuschende Handlungen in West Virginia gegen das Gesetz", erklärt McGraw in einem Schreiben an Monsanto.
Das Unternehmen zeigte sich in einer Reaktion von den Verdächtigungen überrascht und betonte die Vorzüge seines Produkts.
Unterlassungsansprüche, Entschädigungen und Anwaltskosten
West Virginias Generalstaatsanwalt - er wird anders als in anderen Bundesstaaten direkt vom Volk gewählt - warnt Monsanto in seinem Schreiben vor Konsequenzen, sollten Ertragsfortschritte bei den Roundup-Ready-2-Yield-Bohnen tatsächlich ausgeblieben sein. Sollte Monsanto das Gesetz übertreten haben, wäre laut dem Schreiben McGraws ein Ausgleich in Form von Unterlassungsansprüchen, Entschädigungen und Anwaltskosten fällig.
Neue Sojalinie: Erträge wie die Vorgängersorten
Der Generalstaatsanwalt konfrontiert das Unternehmen in seinem Brief mit Testergebnissen des Unabhängigen Testzentrums von Landwirten für Saatgutforschung (FIRST), wonach die neue Sojalinie von Monsanto nur die gleichen Erträge wie die Vorgängersorten gebracht haben soll. FIRST sei nicht die einzige Institution, die die Erträge der neuen Bohnen unterhalb des in der Werbung angegebenen Niveaus sehe, so der Generalstaatsanwalt mit Blick auf Studien an den Universitäten Pennsylvania State und Iowa State.
2010: Preiserhöhungen trotz zweifelhafter Ertragssteigerung
McGraw moniert in seinem Schreiben an Monsanto Preiserhöhungen für Sojabohnen zur Saison 2010 bei gleichzeitig zweifelhaften Ertragssteigerungen. Laut Zahlen des Landwirtschaftsministeriums in Washington seien die Sojabohnenerträge in West Virginia in den vergangenen beiden Jahren mit 27,5 dt/ha praktisch konstant geblieben. "Auch wenn wir uns bewusst sind, dass Roundup Ready 2 Yield im vergangenen Jahr noch nicht mit einer breit angelegten Marketingkampagne abgesetzt wurde, hätten wir doch durch die Anstrengungen des Unternehmens eine gewisse Ertragssteigerung in West Virginia erwartet", meinte McGraw zu den offenbar ausgebliebenen Auswirkungen der neuen Bohne auf die Flächenergebnisse der Farmer.
Dass der Konflikt in seiner jetzigen Form eskaliert, ist auch durch das amerikanische Saatgutrecht bedingt, das eine klassische Sortenzulassung wie in Deutschland nicht kennt, wohl aber den Patentschutz.
Wichtigste Ölfrucht in den USA
Mit dem Anbaujahr 2010 dürfte sich das Interesse der Landwirte nun verstärkt auf die Leistung von Monsantos Bohnen richten. Sojabohnen sind in den USA in diesem Jahr auf schätzungsweise 31,2 Millionen Hektar (ha) gepflanzt worden, das sind 300.000 ha mehr als im Vorjahr. Die Erntemenge wird für den Herbst derzeit auf rund 90 Millionen Tonnen veranschlagt.
USA: 90 Prozent der Sojabohnen gentechnisch verändert
Bei Sojabohnen ist die Marktdurchdringung mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) besonders hoch und wird in den USA auf nahezu 90 Prozent veranschlagt, gegenüber mehr als 60 Prozent bei Mais und Baumwolle. Die Roundup-Ready-Sorten vertragen eine Behandlung mit dem gleichnamigen Breitbandherbizid. Dessen Beitrag zum Unternehmensergebnis ist für Monsanto allerdings in letzter Zeit stark zurückgegangen.
Monsanto: Fast drei Viertel der FIRST-Tests gewonnen
Monsanto machte unterdessen in einer Stellungnahme deutlich, dass seine neue Roundup-Sojabohnenlinie fast drei Viertel der FIRST-Versuche gewonnen habe. Die Erfahrung der Landwirte werde schließlich entscheiden, welches Saatgut sie benötigten und weiterhin nutzten. Der Ertrag der Roundup-Ready-2-Yield-Bohnen habe im dreijährigen Mittel um mehr als sieben Prozent über Roundup-Ready-Angeboten von Wettbewerbern gelegen. (AgE)
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