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Ernährung und Gesundheit

Gesundheitsbehörden bestätigen sechs Todesfälle

am Montag, 15.02.2010 - 16:21 (Jetzt kommentieren)

Berlin/Wien - Die Rückrufaktion zweier Käsesorten wegen erhöhtem Listeria-Befall eines deutschen Discounters durch den österreichischen Käsehersteller zieht offenbar weitere Kreise.

Denn mittlerweile stehen nach Rechercheergebnissen der Österreich-Ausgabe des "dlz agrarmagazins" zumindest sechs Todesfälle im Zusammenhang mit dem zurückgezogenem Käsematerial.

Zum 23. Januar informierte der deutsche Discounter Lidl die Öffentlichkeit, dass zwei Käsesorten wegen erhöhten Listeria-Werten vom Hersteller aus den deutschen Regalen zurückgerufen werden (agrarheute.com vom 25. Januar: Rückruf für Harzer Käse von Lidl). Der in der Steiermark beheimatete Produzent der Lebensmittelhändler-Eigenmarke nahm gleichzeitig weitere Sauerkäsesorten in Österreich, Polen, Tschechien und der Slowakei auch aus anderen Labensmittelketten vom Markt. Umgehend hieß es damals, dass durch den Rückzug keine unmittelbare gesundheitliche Gefahr mehr bestünde. Gekaufter Käse sollte ins Geschäft zurück gebracht, bei Erkrankungen in nächster Zeit die Möglichkeit einer Listeriose in Betracht gezogen werden.

Listerien: Verantwortlich für schwere Infektionskrankheiten

Die im Käse gefundenen Listerien sind Bakterien, die schwere Infektionskrankheit auslösen können. Gesunde Menschen sind selten betroffen, gefährdet sind aber vor allem Kranke, Schwangere, Neugeborene/Kinder und vor allem geschwächte ältere Personen. Tatsächlich stehen laut den Ermittlungen und vorläufigen Ergebnissen der Gesundheitsbehörden und Ämter in Deutschland und Österreich aber auch tödliche Fälle mit dem zurückgezogenen Listeria-behafteten Käse in Verbindung.

Dezember 2009: 14 Krankheitsfälle können Listeria-Typ zugeordnet werden

Demnach traten im zweiten Halbjahr 2009 Listeria-Erkrankungsfälle auf, welche die Gesundheitsbehörden veranlassten, einer möglichen gemeinsamen Quelle nachzuforschen. Letztlich konnten im Dezember 2009 14 Fälle (zwölf in Österreich sowie zwei in Deutschland mit jeweils zwei Toten) dem Listeria monocytogenes-Serotyp 1/2a zugeordnet werden. Durch Nachforschungen der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) gelang schließlich die Rückverfolgung zum Käse.

Rückrufaktion: Proben im Januar zeigen Listeriabefall

Probenziehungen am 13. Januar im Unternehmen des Käseherstellers zeigten tatsächlich erhöhte Listeriawerte (aber innerhalb der Toleranzgrenze), woraufhin die Firma die freiwillige Warenrücknahme gestartet hat. Nach dem österreichischen Lebensmittel- und Verbraucherschutz-Gesetz (LMSVG) ist ein Lebensmittelunternehmer verpflichtet, bei entsprechenden Hinweisen aus Gründen des vorsorglichen Konsumentenschutzes sofortige Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Inkubationszeit bis zu 70 Tage: Weitere Fälle noch nicht absehbar

Gegenüber der Österreich-Ausgabe des "dlz agrarmagazins" wurden diese Fakten von Seiten der involvierten Gesundheitsbehörden und Labore in Deutschland wie Österreich bestätigt und im Internet veröffentlicht. Zu den vier bisher tödlich verlaufenden Erkrankungen kamen in Österreich laut einem Sprecher des dortigen Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zwei letale Erkrankungsfälle hinzu. Ob es noch zu weiteren Listeria-Fällen beziehungweise -Toten im Zusammenhang mit dem Käsekonsum kommen wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden, da die Inkubationszeit im Extremfall bis zu 70 Tagen dauern kann. In Deutschland laufen laut dem Robert Koch-Institut (RKI) derzeit weitere genotypische Stammvergleiche.

Käsehersteller beklagt behördliches Informationsdefizit

Ebenso in Österreich. In einer ausführlichen Stellungnahme bezüglich der von den Gesundheitsbehörden mit dem kontaminiertem Käse in direkten Zusammenhang gebrachten, sechs tödlichen Erkrankungsfällen zeigte sich der für die Produktion verantwortliche Geschäftsführer des Käseherstellers gegenüber dem "dlz agrarmagazin" höchst überrascht. Demnach hätte man diesbezüglich von den Behörden keinerlei Informationen erhalten. Derweil gehe die Ursachenforschung für den Listeriabefall in der Firma weiter. Bis zur vollständigen Klärung werde auch kein weiterer Käse erzeugt. (sp/dlz)

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