Eigentlich sollten sich Australiens Landwirte freuen: der Ernte wird in diesem Jahr ein besonders hoher Ertrag vorausgesagt. Allerdings fehlen die Arbeitskräfte, um Getreide und Co. auch einzufahren. Seit die Corona-Pandemie Australien dazu zwang, die Grenzen zu schließen, hat die Agrarbranche mit einem Arbeitskräftemangel zu kämpfen. Es fehlt an tausenden von helfenden Händen ausländischer Erntehelfer oder Work-and-Travel-Abenteurer.
Beamte im ländlichen Raum kennen sich sowieso mit Ernte aus
Der Bundesstaat New South Wales hat sich etwas besonderes einfallen lassen, um seinen Landwirten unter die Arme zu greifen. Die Mitarbeiter des ländlichen Ministeriums sollen mit anpacken und ihren Beamtensessel gegen den Traktorsitz tauschen. Drei Viertel der Beschäftigten wohnten ohnehin in ländlichen Gebieten, sagt Paul Toole, der stellvertretende Ministerpräsident von New South Wales. Daher würden sich die Meisten sowieso mit den Abläufen der Erntekette auskennen und wüssten, wie wichtig diese geschäftige Zeit für den ländlichen Raum ist. So können sich nun 4.500 Beamte des Ministeriums freiwillig melden, um fünf Tage lang bei der Ernte im ganzen Staat zu helfen:
Hier retten Ministeriumsmitarbeiter die Ernte:
- Blaubeerenernte in Coffs Harbour,
- Orangen- und Tafeltraubenernte in den Regionen Riverina und Murray,
- Kirschernte im zentralen Westen und
- Getreideernte landesweit.
Ministerium bezahlt Erntehelferlohn
Damit antworten die Verantwortlichen auf eine Forderung des Agrarsektors nach zielgerichteten Lösung für den Arbeitskräftemangel. „Drastische Zeiten erfordern drastische Maßnahmen“, sagt Adam Marshall, der Landwirtschaftsminister von New South Wales. „Die Lösung ist zwar kein Allheilmittel für den Covid-bedingten Arbeitskräftemangel, aber es ist ein weiterer Schritt, um die Branche zu unterstützen.“ Er betont dabei, dass die Maßnahme die Steuerzahler nicht weiter belaste. Die Beamten des ländlichen Ministeriums bieten ihre Zeit freiwillig an und erhalten weiterhin ihren üblichen Lohn des Ministeriums - sie werden also so oder so bezahlt, egal ob sie bei der Ernte helfen, oder nicht. Wer sich als Erntehelfer meldet, muss nachweisen, dass er auch tatsächlich auf einem Betrieb arbeitet. Zudem werden die Abwesenheiten so organisiert, dass die Abläufe im Ministerium nicht beeinträchtigt werden.
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