Naturschützer und Glyphosat, das ist wie der Teufel und das Weihwasser. Der Streit um den Einsatz des Totalherbizids in der Landwirtschaft ist daher eine unendliche Geschichte. Gern übersehen wurde dabei ein Einsatzbereich von Glyphosat, der sich jeglicher Kontrolle unterzieht: der Kleingarten. Doch damit ist es bald vorbei.
Wie viel Roundup und Co. jährlich in privaten Gärten zur Anwendung kommt, ist nicht bekannt. „Über die Einsatzmenge von Glyphosat existieren lediglich Schätzungen“, schreibt ein Gartenratgeber online. Wer die minutiösen Kontrollen und aufwendigen Dokumentationsverfahren in der Landwirtschaft kennt, dem stellen sich bei dieser Aussage die Nackenhaare auf. Vor allem wenn man bedenkt, dass den meisten Anwendern vermutlich die umfassende Bedeutung des Begriff „Totalherbizid“ nicht geläufig ist.
Roundup spritzen nach Lust und Laune
Während also Landwirte, die einen regelmäßig aufgefrischten Sachkundenachweis Pflanzenschutz besitzen müssen, Anschaffung, Anwendungsfläche, Einsatzdatum, Aufwandmenge, Kultur, Präparat, Name des Anwenders und und und bis aufs mg genau dokumentieren müssen, durften Privatleute fröhlich und ohne jegliche Kontrollinstanz Roundup zwischen Tomatenpflanzen und Kirschlorbeer versprühen.
Während Hinz und Kunz einen Bauern bei „Verdacht einer ordnungswidrigen Pflanzenschutzmittelanwendung“, anzeigen können, nur weil der zu einer nicht genehmen Uhrzeit mit der Spritze auf dem Acker fährt, können Kleingärtner rund um die Uhr, 24/7 und 365 Tage im Jahr, nach Lust und Laune spritzen. Und zwar unbegrenzt - theoretisch ist zwar die Abgabemenge begrenzt, aber wer beim Onlinehändler Amazon verschiedene Gebinde oder neben der handlichen Sprühflasche noch zig Nachfüllpacks verschiedener Größen ordert, konnte bis vor kurzem unbegrenzt shoppen.
Glyphosat demnächst im Garten verboten
Das ist bald vorbei: Mit der Fünften Verordnung zur Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung soll der Einsatz des Mittels im Haus- und Kleingartenbereich und auf Flächen, die von der Allgemeinheit genutzt werden, verboten werden. Die Änderung war für Ende Juli angekündigt und verzögert sich noch ein wenig laut Aussage des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Den Bundesrat hat sie bereits passiert, nun steht es bei der Bundesregierung in der Warteschlange. Bei Amazon jedenfalls gibt es seit dieser Woche Roundup bereits nur noch mit dem Vermerk „Ohne Glyphosat“ zu kaufen.
Gut, wenn das Mittel nicht mehr von ungeschulten Anwendern eingesetzt werden darf. Aber schlecht für die Landwirte, denn mit diesem Verbot erhöht sich nochmals der Druck auf die Agrarbranche zum Verzicht auf den umstrittenen Wirkstoff. Da gilt es durchzuhalten, den Vorbehalten mit Ruhe und Sachlichkeit zu begegnen - und vor allem dem Drängen des Nachbarn zu widerstehen, mal schnell ein paar Liter vom „guten alten Zeug“ in einen Kanister zum Privatgebrauch gegen das Gartenunkraut abzufüllen.
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