Der Landwirt Jim Irvine staunte nicht schlecht, als er Tonscherben auf den Flächen seines Vaters Brian Naylor entdeckte. Er meldete das den Behörden, die ein Team von Archäologen losschickten und schließlich eine römische Villa inclusive eines Bodenmosaiks fanden. Eine Sensation für die britischen Altertumsforscher.
Immer wieder kommt es vor, dass Landwirte die Vergangenheit ans Tageslicht holen: Kürzlich tauchten auf einem Acker in Erwitte im Kreis Soest beim Pflügen Bruchsteine auf, die zu einem mittelalterlichen Gebäude gehören. Auf einem Feld in Dänemark fand man jetzt einen Goldschatz von rund einem Kilogramm Gewicht. 2018 entdeckten Farmer in den USA gar den Kopf eines Mammuts auf ihrem Acker.
Landwirte als Finder und Zerstörer
Keine Frage: Äcker sind mitunter Hort von Schätzen oder zumindest verborgene Museen. Allein in Sachsen geht man beispielsweise von mehr als 6.000 archäologischen Denkmälern auf landwirtschaftlichen Nutzflächen aus. Das birgt Gefahren, denn die alltägliche Arbeit macht vor fragilen Relikten nicht Halt. Landwirte sind also gleichsam Finder und Zerstörer der Überreste aus der Vergangenheit.
Dabei steht nicht nur die Bodenbearbeitung sondern auch die Bodenerosion im Fokus der Archäologen. Schon im Jahr 1897 warnte Johannes Deichmüller, Leiter der prähistorischen Abteilung am Königlich Mineralogischen Museum Dresden, vor dem „geradezu vernichtenden Einfluss“, der von der „modernen Landwirtschaft“ für die „altehrwürdigen Reste einer urgeschichtlichen Vergangenheit“ ausgehe.
Gerade in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg förderten Landwirte viel an die Oberfläche. Tiefes Pflügen und die Flurbereinigung hatten ihren Anteil. Manche entwickelten sich sogar zu passionierten Archäologen. Landwirte haben damit eine wichtige Rolle in der Altertumsforschung inne.
„Das ist heute trotzdem seltener der Fall“, sagt Professor Rubert Gebhard, Sammlungsdirektor der Archäologischen Staatssammlung in München. „Moderne Maschinen zerkleinern kleinere Funde schnell und der Landwirt bekommt das gar nicht mit. Da muss schon ein größeres Teil im Pflug hängenbleiben.“
Keine Angst vor dem Entdecken beim Pflügen
Wer beim Pflügen oder bei der Ernte etwas entdeckt, darf es natürlich nicht einfach behalten oder gleich unterpflügen. „Wer etwas findet, muss es den Landesdenkmalämtern melden“, so Professor Gebhard. Das ist je nach Bundesland unterschiedlich aufgehängt, in Bayern ist etwa die Untere Denkmalschutzbehörde oder das Landesamt für Denkmalpflege zuständig.
Nach einer Meldung schaut sich ein Experte die Situation vor Ort an. Gegebenenfalls entscheidet der dann, wie weiter vorgegangen werden soll. „Der Landwirt sollte aber keine Angst davor haben“, sagt Archäologe Gebhard. „Er trägt keine Verantwortung für den Fund und kann die Flächen nach der Bergung wieder nutzen.“ In Bayern bekommt er sogar etwas: „Die Hälfte des Wertes erhält der Finder, die andere Hälfte der Grundeigentümer.“
Der Fund in England besiegelte das Ende der Landwirtschaft
Ein wenig anders ist die Situation, wenn auf dem Land bereits ein Bodendenkmal eingetragen ist. Dann gibt es Nutzungseinschränkungen. Professor Gebhard: „In dem Oppidum bei Manching, einer keltischen Siedlung, ist Gemüseanbau erlaubt, aber Tiefpflügen eben nicht.“
Auch in England hat der Fund Folgen für den Landwirt. „Meine Familie hat das Land seit 50 oder 60 Jahren bestellt“, sagt Jim Irvine. „Es war spannend etwas zu sehen, was 1700 Jahre verborgen war.“ Weitere Grabungen sollen 2022 folgen. Mit Landwirtschaft ist es aber hier erst einmal vorbei.
Übrigens: Auch die Geschichte vom Topf voll Gold am Ende des Regenbogens hat ihre Wurzeln in einer wahren Begebenheit. Denn es kam immer mal wieder vor, dass Goldmünzen nach einem Gewitterregen auf Feldern freigespült wurden.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.