Sie sprachen von der so genannten "Sebastianikälte". Tatsächlich herrscht in 80 Prozent der Jahre während der Zeit vom 16. bis 26. Januar überwiegend niederschlagsarmes, frostiges Hochdruckwetter vor.
Über einer geschlossenen Schneedecke, welche die Saaten vor dem Zugriff von Väterchen Frost schützt, pflegen wirklich häufig die niedrigsten Temperaturen im Jahresverlauf aufzutreten. Kein Wunder, dass in Herd und Kamin besonders viel Holz das Opfer der Flammen wird. Deshalb verrät ein Sprichwort: "Der Jänner ist ein Holzverbrenner".
Dass die Saaten bei harter Winterkälte dann unter tiefem Schnee bestens aufgehoben sind, unterstreicht der Reim: "Verschließt tiefer Schnee zu Sebastian die Saaten, wird unser täglich Brot gut geraten". Sebastian, dessen Leben als Märtyrer um das Jahr 288 endete, wird im Volk als Schutzpatron der Eisenhändler, Töpfer, Gerber und Gärtner verehrt. Er soll sich sehr stark für in Not geratene Christen eingesetzt haben, was dem Kaiser Diokletian missfiel, der als berüchtigter Christenverfolger in die Geschichte eingegangen ist. Dieser ließ Sebastian mit Pfeilen durchbohren.
Als die Witwe eines anderen Märtyrers namens Kastulus ihn bestatten wollte, merkte sie das Sebastian noch am Leben war, nahm ihn in ihr Haus auf und pflegte ihn gesund. Nachdem Sebastian, wieder genesen, den Kaiser vor aller Öffentlichkeit der Christenverfolgung beschuldigte, wurde er von Anhängern desselben mit Keulen erschlagen.
Im Hinblick auf Fabian lässt der Volksmund wissen: "An Fabian fängt oft der rechte Winter an". Außerdem behauptet der Landmann: "Von Fabian bis sieben Tage nach Lichtmess (02.02.) Frost und Schnee im Garten, dann lässt der Lenz uns nicht lang warten". Fabian, der als Papst und Märtyrer im Jahr 250 starb und als Patron der Töpfer und Zinngießer gilt, wird in der Kunst in Pontifikalkleidung mit Tiara, Buch, Stab, Taube und Schwert dargestellt. Weitere, auf beide Heilige gemünzte Sprüche betonen: "Schütten Fabian und Sebastian viel Schnee aufs Dach, wird vor Matthias (24.02.) der Frühling nicht wach", "Wenn um Fabian und Sebastian Schneestürme toben, brechen Fichten und Tannen auf den Bergen droben" und "Können Fabian und Sebastian Schneemänner baun, türmt sich der Schnee bald mannshoch am Zaun; und glitzert in der Sonne dann die weiße Pracht, prägt strenger Frost die Winternacht".
Dass die Bauern sich keinen milden Januar wünschen, findet in dem Reim "Ist es um Fabian und Sebastian schon warm, wird das Jahr meist futterarm" seinen Ausdruck. Nicht so recht zu dem oft eisigen Wetter um Fabian und Sebastian will die alte Bauernregel "An Fabian und Sebastian, da steigt der Saft in den Bäumen an" passen. Früher durften wegen des Saftanstieges nach dem 20. Januar, an dem die jungen Burschen sich Weidenpfeifchen fertigten, keine Bäume mehr gefällt werden.
Dr. Jurik Müller, Deutscher Wetterdienst
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