Da weitere Regenfälle erwartet werden, könnten die Schäden noch zunehmen. Im Überflutungsgebiet im Südosten von Queensland werden vor allem Zuckerrohr und eine Vielzahl tropischer Früchte wie Ananas und Bananen angebaut, aber auch Getreide.
Rohzucker: Durch Flut vom Exporteur zum Importeur
Laut vorläufigen Schätzungen der Branchenorganisation Canegrowers dürften die Wassermassen etwa ein Fünftel der Zuckerrohrernte 2010 vernichtet haben. Für die Ernte 2011 neu angelegte Pflanzungen stehen teilweise unter Wasser. Dabei hatte Canegrowers schon im Dezember, noch vor der großen Flutwelle mit einer um 23 Prozent kleineren australischen Rohzuckerproduktion gerechnet als im mehrjährigen Durchschnitt. Statt wie üblich große Mengen Zucker zu exportieren, werden die Raffinerien in Queensland Rohzucker auf dem Weltmarkt zukaufen müssen, um ihre internationalen Lieferverpflichtungen zu erfüllen.
Hochwassergebiet: Große Teile der Getreideerte vernichtet
In New York zog der März-Future für Rohzucker Nr. 11 zu Jahresbeginn um 3,2 Prozent auf 0,33 USD/lb an. Auch große Teile der Getreideernte wurden vom Hochwasser vernichtet. Allerdings stammen nur etwa zehn Prozent des australischen Weizenexports aus Queensland. Dennoch kletterten die Notierungen an den internationalen Warenterminbörsen zum Jahresauftakt. Der März-Kontrakt für Weizen verteuerte sich in Chicago um 1,5 Prozent auf umgerechnet 221,70 Euro je Tonne. In Paris stieg der Weizen-Future März 2011 um drei Euro auf 251,75 Euro je Tonne. Zu der festen Tendenz trugen auch Berichte über Kahlfröste in den USA bei.
Queensland: Landwirtschaft vor logistischem Problem
Derzeit ist in Queensland eine Fläche so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen von den Überflutungen betroffen. Wichtige Verbindungsstraßen, Eisenbahnstrecken und Häfen sind blockiert. Das stellt die Landwirtschaft auch vor ein logistisches Problem. Schon in normalen Jahren klagt die Getreidewirtschaft über unzureichende Transportkapazitäten zu den Exporthäfen. Findige Obsterzeuger rund um die Stadt Rockhampton setzen in ihrer Not Frachtkähne ein, um ihre Ernte zu den Großmärkten zu bringen. Der australische Einzelhandel rechnet schon jetzt mit einem drastischen Anstieg der Verbraucherpreise für einige Obst- und Gemüsearten.
Verluste bei Schafen und Rindern noch nicht absehbar
Die Schaf- und Rinderhalter im Süden von Queensland versuchen indes, ihre Tiere an höhergelegene Standorte zu treiben. Da Rinder und Schafe in Australien in der Regel auf riesigen Flächen weiden, ist nicht absehbar, wieviele Nutztiere der größten Überschwemmung seit 70 Jahren zum Opfer gefallen sind. Eine seriöse Bilanz der Verluste wird voraussichtlich erst in einigen Wochen zu ziehen sein.
Regierung legt Soforthilfeprogramm auf
Die Regierung hat für geschädigte Kleinunternehmen eine Soforthilfe aufgelegt. Landwirte in den am stärksten betroffenen Regionen können eine Beihilfe von umgerechnet rund 19.000 Euro für die Beseitigung von Flutschäden und den Wiederaufbau beantragen. In einem erweiterten Gebiet werden zinsgünstige Darlehen bis zu 190.000 Euro und Transportkostenzuschüsse von 3.800 Euro angeboten. Landwirtschaftsminister Joe Ludwig appellierte an die Erzeuger, von den Hilfen Gebrauch zu machen. Auch das Ministerium geht von Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Australien-Dollar aus. AgForce-Präsident Brent Finaly begrüßte die Hilfsangebote der Regierung. Damit könnten zwar im Einzelfall nicht alle Schäden beglichen werden. Die Beihilfe sei aber ein ermutigender Schritt in die richtige Richtung.
{BILD:130851:jpg}Norbert Lehmann
Freier Agrarjournalist
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