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Wirtschaft

Höchstmarken bei EU-Fleischausfuhren

am Montag, 05.03.2012 - 14:47 (Jetzt kommentieren)

Brüssel – Eine starke internationale Nachfrage beschert EU-Fleischexporteuren Spitzenergebnisse. Die Verkaufserlöse steigen auf rund 9,5 Milliarden Euro. Die Türkei wird wichtigster Abnehmer für Rindfleisch.

Die Vieh- und Fleischbranche in der Europäischen Union (EU) hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom bei ihren Exportgeschäften verzeichnet. Aktuellen Außenhandelsdaten der EU-Kommission zufolge belief sich die zusammengefasste Ausfuhrmenge der vier wichtigsten Fleischarten von Schwein, Rind, Schaf und Geflügel inklusive der Lebendtiere 2011 auf 5,28 Millionen Tonnen, das höchste Niveau aller Zeiten; im Vergleich zum Vorjahr entsprach dies einem Zuwachs von 816.000 Tonnen oder 18 Prozent. Da auch die Preise spürbar stiegen, verbuchten die Exporteure für die vier Hauptfleischarten ein Erlösplus von mehr als 30 Prozent auf rund 9,5 Milliarden Euro.
 
Mit einem mengenmäßigen Anteil von 60 Prozent an den gesamten Fleischausfuhren blieb Schweinefleisch 2011 mit Abstand das wichtigste Exportprodukt der Branche. Es folgten Geflügelfleisch mit rund 27 Prozent sowie Rindfleisch mit zwölf Prozent. Laut EU-Kommission erhöhte sich die Ausfuhr von Rindfleisch mit rund 30 Prozent relativ stärker als diejenige von Schweinefleisch mit 19 Prozent und Geflügelfleisch mit zwölf Prozent.

Fleischimporte aus Drittländern gesunken

Demgegenüber gelangte 2011 aus Drittländern weniger Fleisch auf den EU-Markt. Insgesamt verringerte sich der Fleischimport der Gemeinschaft um rund 60.000 Tonnen oder vier Prozent auf 1,42 Millionen Tonnen. Da sich aber auch auf der Einfuhrseite das höhere Preisniveau bemerkbar machte, stieg der Wert des eingeführten Fleisches im Jahresvergleich um etwa zehn Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Durch die gegenläufige Entwicklung der Handelsmengen hat sich der Abstand zwischen Ein- und Ausfuhr spürbar vergrößert: Der positive Außenhandelssaldo wuchs um 875.000 Tonnen auf 3,86 Millionen Tonnen Fleisch. Monetär betrachtet betrug der Überschuss fast 4,3 Milliarden Euro.

Hälfte der Schweinefleischexporte geht nach Asien

Nach Angaben der EU-Kommission wurden im vergangenen Jahr insgesamt 3,2 Millionen Tonnen Schweinefleisch an Kunden außerhalb der EU verkauft. Das war knapp ein Fünftel mehr als 2010 und so viel wie niemals zuvor. Noch stärker als die Ausfuhrmengen legten im vergangenen Jahr die Exporteinnahmen zu. Laut Kommission wurden durch den Verkauf von Schweinen und Fleisch in Drittländern 5,6 Milliarden Euro erlöst. Das entsprach einem Zuwachs von 1,37 Milliarden Euro oder 32 Prozent. Mit einer Gesamtausfuhrmenge von 782.000 Tonnen Produktgewicht blieb Deutschland auf Platz eins der EU-Exporteure, gefolgt von Dänemark mit 625.000 Tonnen und Spanien mit 317.000 Tonnen.
 
Für das Plus im Drittlandsabsatz sorgte vor allem die starke Importnachfrage in Asien. Insgesamt erhöhten sich die Schweinefleischlieferungen dorthin 2011 um fast 40 Prozent, wobei sich die Exporte nach China und Südkorea gegenüber 2010 fast verdoppelten. Mit annähernd 1,5 Millionen Tonnen hatte fast jede zweite Exporttonne Asien als Ziel. Nach Russland wurde 2011 nur noch gut ein Viertel des exportierten EU-Schweinefleisches verkauft. Vier Jahre zuvor belief sich dieser Anteil noch auf ein Drittel. Rund 847.000 Tonnen Schweinefleisch, darunter 55.500 Tonnen lebende Schweine, lieferten die EU-Exporteure nach Russland. Damit wurde das Vorjahresniveau um 4,8 Prozent übertroffen. Spürbar rückläufig war dagegen das Kaufinteresse der Ukraine, deren Bezüge um 17 Prozent auf 114.000 Tonnen abnahmen. Auch der australische Markt zeigte sich mit einem Minus von zwölf Prozent auf 44.200 Tonnen weniger aufnahmebereit.

Geflügelfleischexport nach Russland halbiert

Ebenfalls guten Absatz am internationalen Markt fand im vergangenen Jahr Geflügelfleisch aus der EU. Laut EU-Kommission stiegen die Exporte 2011 um 146.500 Tonnen oder 11,6 Prozent auf 1,41 Millionen Tonnen. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Entwicklung der Lieferungen nach Hongkong, die um 24 Prozent auf 188.000 Tonnen zulegten, sowie gute Geschäfte mit Saudi Arabien, deren Bezüge um 28 Prozent auf 151.000 Tonnen anstiegen. Deutlich mehr Geflügelfleisch wurde auch nach Afrika verkauft. Benin entwickelte sich mit einer Abnahme von 126.000 Tonnen zum drittwichtigsten Absatzmarkt für EU-Exporteure. Erheblich weniger Ware konnte dagegen nach Russland verkauft werden, die Menge brach um die Hälfte auf 115.000 Tonnen ein.
 
Die Geflügelfleischimporte der EU haben im Vergleich zu 2010 nur moderat zugenommen. Nach Kommissionsangaben wurden von Drittländern 827.400 Tonnen in die 27 Mitgliedstaaten verkauft. Das waren 24.300 Tonnen oder drei Prozent mehr als im Vorjahr. Der mit Abstand wichtigste Lieferant für die EU blieb Brasilien mit einem Importanteil von mehr als 70 Prozent. Diese exportierten im verganenen Jahr 587.400 Tonnen Geflügelfleisch inklusive Verarbeitungswaren und Nebenerzeugnissen in die Gemeinschaft. Die Einfuhren aus Thailand nahmen um drei Prozent auf 154.200 Tonnen zu.

Mehr Rindfleisch aus den USA

Sehr gut waren 2011 die Absatzmöglichkeiten der EU-Anbieter für Rind- und Kalbfleisch auf den Drittlandsmärkten. Der Kommissionsstatistik zufolge stieg die Exportmenge gegenüber 2010 um 150.000 Tonnen oder 30 Prozent auf 635.200 Tonnen an. Treibende Kraft hinter dem Exportboom bei Rindfleisch war der rasant gestiegene Bedarf der Türkei. 2011 wurden 166.700 Tonnen Rindfleisch, inklusive lebender Rinder, in die Türkei verkauft. Das entsprach einem Zuwachs von 135 Prozent. Russland belegte damit nur noch Platz zwei auf der Skala der wichtigsten EU-Rindfleischkäufer. Die EU-Kommission beziffert die Liefermenge für den russischen Markt auf 138.600 Tonnen, 2,1 Prozent mehr als 2010. Klar bergauf ging es mit den Rindfleischverkäufen in die Schweiz, die um 18,3 Prozent auf 26.400 Tonnen zulegten.
 
Demgegenüber hat die EU-27 im vergangenen Jahr erneut weniger Fleisch von Rind und Kalb importiert. Zusammengenommen kauften die Mitgliedstaaten 322.800 Tonnen in Drittstaaten, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 56.100 Tonnen oder fast 15 Prozent entsprach. Die Bezugsmenge aus Brasilien schrumpfte um 13,2 Prozent auf 125.700 Prozent, diejenige aus Argentinien um 21,3 Prozent auf 62.500 Tonnen. Zuwächse verbuchten nur die Einfuhren aus den USA mit einem Plus von 50 Prozent auf 22.900 Tonnen. Der Grund dafür war die Erhöhung der zollbegünstigten Importquoten.

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