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Glosse

Humor aus dem Homeoffice: Peta und die Pandemie

Kind mit Ratte
am Dienstag, 24.03.2020 - 10:00 (Jetzt kommentieren)

Mit unserer kleinen Serie "Humor aus dem Homeoffice" möchten wir Sie ein paar Mal pro Woche zum Staunen, Kopfschütteln, Lächeln, vielleicht sogar zum Lachen bringen. In dieser Zeit voller Sorgen und schlechter Nachrichten hoffen wir, damit ein bisschen Sonne zu verbreiten. Denn so ernst die Corona-Pandemie ist, braucht der Mensch doch auch in der Krise ab und zu ein bisschen Aufheiterung. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Stellen Sie sich bitte mal folgende Situation vor: Sie kommen an einem einsamen Gehöft vorbei und sehen plötzlich, dass das Erdgeschoss vom Wohnhaus in Flammen steht. Keine Hilfe in Sicht, nur im Obergeschoss drängen sich auf einem Balkon verängstigt ein kleiner Junge, ein Hund, ein Schwein und eine Ratte (ich weiß, komischer Mix, aber wer weiß schon, was für Haustiere die Leute heutzutage haben). Also zurück zum Feuer, das mittlerweile auf den zweiten Stock übergreift. Jetzt wird’s eng.

Zwar finden Sie rasch eine Leiter, aber bei aller Liebe: Sie können sich nur einen von den Vieren da oben unter den Arm klemmen und retten. Wem helfen Sie? Keine Angst, das ist keine Rätselfrage nach dem Motto: "Ich rette zuerst den Blumentopf, weil da der Schlüssel für den Hydranten versteckt ist." Es geht nur um Ihre Prioritäten: Kind, Hund, Schwein, Ratte?

Junge oder Ratte?

Ich für meinen Teil müsste keine Sekunde nachdenken. Ich würde mir den Bengel schnappen und so weit wie möglich in Sicherheit bringen. Und mir wär sogar egal, ob der verflixte Rotzlöffel gezündelt und die Hütte selber angesteckt hat. Menschenleben ist Menschenleben, finde ich. Aber ich bin ja auch Speziesistin.

Ingrid Newkirk ist das nicht. Ingrid Newkirk ist Gründerin und Vorsitzende der Tierrechtsorganisation Peta – und Antispeziesistin. Das sind Leute, die finden, wir Menschen dürften zwischen uns und "anderen Tieren" keine Unterschiede machen. Oder wie Frau Newkirk das ausdrückt: "Eine Ratte ist ein Schwein ist ein Hund ist ein Junge." Einfach aus Prinzip das Menschenkind zu retten, hat in ihren Augen keinerlei Rechtfertigung.

Sehr weit unter Nagetier wagt sich die Ideologie der Antispeziesisten dann allerdings meist nicht mehr, sonst wird’s spätestens bei der Wurmkur für die Seelengeschwister Hund und Katze ziemlich brenzlig.

Und wie die Peta-Chefin es fände, wenn ein antispeziesistischer Feuerwehrmann lieber das Schwein als sie vom brennenden Balkon holen würde, ist auch nicht überliefert.

Peta: Keine Sonderrechte für den Menschen!

Doch wahrscheinlich hätte sie Verständnis. "Tierrechtler heben das menschliche Tier nicht hervor, es gibt keinen rationalen Grund zu behaupten, dass Menschen Sonderrechte hätten", erklärte die gebürtige Engländerin 1985, gefolgt von besagtem Ratte-Schwein-Hund-Kind-Vergleich. Das Zitat gilt seitdem als eine Art Credo von Peta.

Und aus ihm rechtfertigt die Organisation auch ihre Kampfziele. Den Krieg gegen Milchtrinker und Fleischesser beispielsweise. Kuhmilch stünde nur Kälbern zu, liest man auf jeder Tierrechts-Demo. Und Fleisch brauche kein Mensch. Weg mit der Sklaverei des Haustiers!

Kultur ist überheblich

Seien wir ehrlich: Wir Menschen nehmen uns da wirklich ganz schön was raus – allerdings nicht nur beim Erschließen von Nahrungsquellen.

Bislang baute auch keine andere Spezies das Taj Mahal, ein Krankenhaus oder ein Spaceshuttle. Ich kenne keinen Rentier-Rembrandt, keinen Gorilla-Goethe, keinen Moorhuhn-Mozart.

Ja, schon das Schreiben und das Lesen dieser Zeilen hier stellt eine schamlose Überheblichkeit dar: Welches andere Tier steht schon auf Literatur? Gut, vom Bücherwurm vielleicht mal abgesehen …

Veganismus als Allheilmittel

Allerdings würden wir ohne Lesefähigkeit auch solche Perlen wie das aktuelle Statement von Peta zur Corona-Krise verpassen: "Covid-19 wouldn’t exist in a vegan world" – zu deutsch: COVID-19, also die Corona-Pandemie, gäbe es in einer veganen Welt nicht.

Diese steile These vertritt die Tierrechtler-Szene bereits seit dem Corona-Ausbruch. Große Epidemien gebe es überhaupt nur, weil der Mensch Tiere hält und isst.

Das Deutsche Tierschutzbüro, in seinen Ansichten ganz nah an Peta, verstieg sich sogar zu der Behauptung, man müsse nur auf tierische Produkte verzichten, um sicher vor einer Ansteckung zu sein.

Wie Pandemien entstehen

Ob das Virus, das im Moment die Welt in Atem hält, tatsächlich von einem Wildtiermarkt in Wuhan ausging, ist noch nicht abschließend geklärt. Auch nicht, wie genau der Erreger vom Tier auf den Menschen überging.

Eins ist aber sicher: Epidemien und Pandemien gab es auch schon vor Covid-19. Und sie haben die Menschheit auf verschiedenen Wegen erreicht.

Patient Null der Ebola-Epidemie, die 2014 bis 2016 in Westafrika mehr als 11.000 Todesopfer forderte, war beispielsweise ein kleiner Junge in Guinea, der sich beim Spielen in einem hohlen Baum am Kot der dortigen Fledermauspopulation angesteckt hatte.

Die Spanische Grippe – mit mehr als 25 Mio. Toten die schwerste Pandemie der Neuzeit – hat sich nach heutigem Wissensstand innerhalb der menschlichen Population entwickelt und wurde von einer US-Militärbasis in die Welt getragen.

Und die verlustreichste aller Pandemien überhaupt, die Pest, die seit dem frühen Mittelalter Hunderte Millionen dahinraffte, wurde bekanntlich durch Flöhe von Ratten auf den Menschen übertragen.

Was die Pestgeplagten inmitten von Ratten und Flöhen wohl geantwortet hätten auf Ingrid Newkirks Aufforderung, keinen Unterschied zu machen zwischen Mensch und Tier …

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