Mein Hund beißt oder tötet Nachbars Katze - wer haftet, wer zahlt?

Hunde und Katzen sind manchmal beste Freunde. Oft jedoch kommen die beiden sehr unterschiedlichen Tiere nicht gut miteinander zurecht. Treffen ein Hund und eine Katze aufeinander, kann das übel ausgehen. Die bekannte Fernsehmoderatorin Judith Rakers beklagte am Wochenende per Instagram den Tod ihrer Katze, die vom Hund des Nachbarn getötet worden war. Wer haftet, wenn der Hofhund die Nachbarskatze verletzt oder gar tötet?

Geraten Hund und Katze aneinander, bleibt es selten bei Bellen und Fauchen. Bei größeren Auseinandersetzujngen sind meist die Katzen als die kleineren und schwächeren Tiere die unterlegenen. Hier kann es schnell zu gefährlichen Verletzungen und zu Tierarztkosten in Höhe von mehreren Tausend Euro kommen.

Jagt der Hund eine Katze und verletzt sie, steht erst einmal der Hundehalter in der Pflicht. Denn grundsätzlich haften Tierhalter für den Schaden, den ihr Vierbeiner anrichtet. Das gilt für Hofhunde ebenso wie für Jagdhunde oder Hunde in Hobbyhaltung. § 833 im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) schreibt vor, dass der Tierhalter alle Schäden ersetzen muss, die sein Tier verursacht. Der Hundehalter haftet allerdings nur, wenn er sein Tier nicht ausreichend beaufsichtigt hat.

Fall 1: Der Hund befindet sich auf dem eigenen, abgesicherten Hof. Eine Katze betritt den Hof und wird vom Hund gebissen. In diesem Fall haftet der Hundehalter nicht, da die Katze den gesicherten Bereich des Hundes betreten hat. Ausnahme: Der Hundehalter hat sein Tier auf die Katze gehetzt - in diesem Fall greift die Haftung.

"So wie jeder Hundehalter seinen Hund ausreichend beaufsichtigen muss, so dass er keine Schäden anrichtet, so müssen dies jedoch auch Katzenhalter", erklärt Rechtsanwältin Ann-Kathrin Fries auf dem Haustierportal Tasso. "Gelangt eine Katze also unbeaufsichtigt in einen eingezäunten Garten, kann der Katzenhalter keine Ansprüche gegen den Hundehalter geltend machen."

Fall 2: Eine Katze befindet sich auf dem Grundstück ihres Besitzers, der Nachbarhund überwindet den Zaun und greift die Katze an. In diesem Fall hat der Hundehalter den Hund nicht ausreichend beaufsichtigt und ist haftbar.

Fall 3: Hund und Katze treffen in freier Wildbahn, also auf dem Feld, der Straße oder im Wald, aufeinander. In diesem Fall gibt es keine klare Regelung, eine „Schuldzuweisung“ ist immer Ermessenssache. Hat der Hundehalter seinen Hund nicht beaufsichtigt, ist der Hund als aggressiv oder gefährlich einzustufen? Hat die Katze den Angriff provoziert? Derartige Fälle landen oft vor Gericht und werden auch in Fach- und Hobbyforen kontrovers diskutiert. "Sofern eindeutig bewiesen werden kann, dass der Hund Katzen tötet, ist der Hundehalter gesetzlich verpflichtet, den Haltern der getöteten Katzen Schadensersatz zu leisten", erklärt Rechtsanwältin Ann-Kathrin Fries bei Tasso.

Sollte eine Katze bei einer Auseinandersetzung mit einem Hund getötet werden, ist der Hundehalter gegebenenfalls (siehe oben) schadenersatzpflichtig. Tiere gelten rechtlich seit 1990 nicht mehr als Sachen, sondern als Lebewesen, weshalb es sich nicht nur um reine Sachbeschädigung handelt. Das ist auch dann wichtig, wenn eine Katze nur verletzt wurde und die Behandlungskosten den Wert der Katze übersteigen. Bis 1990 war das nicht ohne weiteres möglich.

Beim Tod der Katze stellt sich die Frage nach deren Wert. Bei einer Rassekatze, die für einen bestimmte Kaufpreis erworben wurde, ist der Wert problemlos festzustellen und muss ersetzt werden. Gerade Freigängerkatzen sind jedoch häufig keine Rassekatzen mit Stammbaum, sondern einfache Haus- und Hofkatzen mit der Einordnung Europäisch Kurzhaar (EKH), denen kein besonderer materieller Wert zugeschrieben wird. In diesem Fall ist die Entschädigung für das Tier Verhandlungssache und fällt vermutlich nur gering im Bereich von bis zu 100 Euro aus. Katzenhalter sollten den Halter des Hunds innerhalb von 14 Tagen schriftlich auffordern, Schadenersatz zu leisten.

Auch wenn der Verlust einer geliebten Katze weh tut - der Halter des getöteten Tiers hat keinen Anspruch auf Schmerzensgeld.

Was passiert, wenn Bello in der Auseinandersetzung mit einer Katze den kürzeren zieht? Katzenkratzer zum Beispiel auf der Nase oder an den Augen können gefährlich sein, Katzenbisse entzünden sich schnell und machen in der Regeln eine tierärztliche Behandlung notwendig. Wer zahlt das?

Katzen gelten wie Meerschweinchen oder Kaninchen als kleine Haustiere. Daher sind Schäden, die sie verursachen, in der Regel über die private Haftpflichtversicherung des Halters abgedeckt. Eine gesonderte Tierhalterhaftpflicht braucht man nicht. Der Halter des geschädigten Hunds kann je nach Sachlage durchaus die Behandlungskosten für sein Tier als Schadenersatz einfordern.

Nicht nur bei einem Vorfall mit Nachbars Katze ist daher für Hundehalter der Abschluss einer Tierhaftpflichtversicherung lohnenswert - in folgenden Bundesländern ist sie sogar Pflicht:

• Berlin
• Hamburg
• Niedersachsen
• Sachsen-Anhalt
• Schleswig-Holstein
• Thüringen

Folgende Bundesländer schreiben den Nachweis über das Bestehen einer Hundehaftpflichtversicherung nur für bestimmte (gefährliche) Hunde vor:

• Baden-Württemberg
• Bayern
• Brandenburg
• Hessen
• Nordrhein-Westfalen
• Rheinland-Pfalz
• Saarland
• Sachsen

Keinerlei verpflichtende Tierhalterhaftpflicht gilt in:

• Mecklenburg-Vorpommern

Nicht miteinander auszukommen, liegt in der Natur von Hunden und Katzen und ihren Eigenheiten. Vor allem die Körpersprache der Tiere arbeitet mit komplett verschiedenen Signalen: Schwanzwedeln bedeutet bei Hunden: Freude. Bei Katzen bedeutet es: Anspannung. Knurren heißt beim Hund, dass er aggressiv oder ängstlich ist. Gibt die Katze dagegen solche Brummlaute von sich, schnurrt sie und ist entspannt. Lautes, freudiges Bellen stresst die Katze, fröhliches Rennen und Toben sehen Katzen oft als Akt des Angriffs. Läuft die Katze dann davon, erwacht der Jagdtrieb des Hundes.