Die Geschichte hat viele Gemüter bewegt: Im italienischen Trentino hat am Wochenende ein Wolfsrudel den Hund eines Spaziergängers getötet. Als der Besitzer seinem Tier zuhilfe kommen wollte, wurden die Wölfe auch auf ihn und seinen zweiten Hund aufmerksam, worauf der Mann sich verängstigt versteckte. Erst als Hilfskräfte anrückten, zog das Rudel ab.
Im Netz wird über diese Geschehnisse heiß diskutiert. Die Meinungen gehen dabei von "erlogene Schauergeschichten" bis "alle Wölfe in Europa abschießen". Doch zwischen diesen Extremen gibt es auch zahlreiche interessante Gedanken und Lösungsansätze.
Kein Hundefreilauf in Wolfsregionen?
In der Kommentarspalte unter dem Ursprungsbeitrag (siehe oben), schreibt Andreas Gerner: "Wenn auffällige Wölfe nicht konsequent erlegt werden (das gäben die rasant steigenden Populationszahlen locker her, ohne die Art nur im Geringsten zu gefährden), ist unausweichlich, dass die Wölfe immer mehr, immer draufgängerischer werden. Dazu immer hungriger, wenn mehr Wölfe mit weniger Wild auskommen müssen und durch bessere Zäune von den Nutztieren ferngehalten werden. Also wird es Angriffe auf Menschen geben. Absolut sicher."
Andere gehen davon aus, dass der Angriff eigentlich nur dem Hund galt und sich der Besitzer in der heiklen Situation falsch verhalten hat. Fine schreibt: "Jeder Hundehalter weiß, daß Wölfe andere Caniden, also auch Haushunde, als Konkurrenz betrachten und gnadenlos bekämpfen. Wer mit Hund im Wolfsgebiet unterwegs ist, sollte sich also an einige Regeln halten und – tja, hier hat sich das liebe Herrchen dann doch lieber versteckt. Mir platzt der Kragen. [...] Hund-Mensch-Teams bleiben in so einer Situation zusammen und ziehen sich zurück. Freilauf gestrichen. Armer Hund – unverantwortlicher Mensch."
Andreas Gerner fragt daraufhin zurück: "Es ist aber Realität, dass Menschen mit Hunden durch Wald und Flur laufen. Soll das verboten werden?"
Sorge um schwerfällige Gesetzgebung
Auch auf Facebook gibt es zahlreiche Wortmeldungen. Wir haben ein kleines Spektrum herausgepickt.
Die meisten äußern ihre Sorge, dass erst Konsequenzen gezogen werden, wenn wirklich ein Mensch verletzt oder getötet wurde: "Leider wird erst gehandelt, wenn ein Mensch angegriffen wird." Dem stimmen viele zu und fordern schnellere Abschussgenehmigungen für auffällige Wölfe.
Aber auch hier kritisieren viele, dass der Hund nicht angeleint war und der Besitzer falsch reagiert habe. Andere halten dagegen, dass man ein falsch geparktes Auto trotzdem nicht "mit dem Traktor zusammenschieben" dürfe, wie es ein User es formuliert. Es ließe sich nicht rechtfertigen, dass Menschen, nur weil sie sich in Wolfsgebieten frei bewegen, zu Sündenböcken gemacht werden, wenn etwas passiert.
Wolfsfreie Regionen gefordert
Immer wieder wird die Forderung nach wolfsfreien Zonen laut. Vor allem in Gegenden mit häufiger Weidehaltung und viel Tourismus müssten Wölfe konsequent verdrängt werden. Philipp lehnt das in seinem Kommentar auf den Ursprungsbeitrag ab: "Meiner Meinung nach sollte bei Wolfsangriffen zu allererst der Herdenschutz verbessert werden, ist dies bereits ausreichend erfolgt, [...] sollten die Tiere (und nur diese Tiere!), die mehrfach und überdurchschnittlich häufig Nutzttiere reißen, auch abgeschossen werden. Gleiches gilt für solche Wölfe, die die Scheu vor dem Menschen komplett verloren haben (wie in dem oben beschriebenen Fall). Ein Recht auf wolfsfreie Gebiete gibt es jedoch nicht."
Das sieht altilla anders: "Ich bin mir sicher, dass es das Anrecht auf wolfsfreie Gebiete gibt [...]. Denn spätestens wenn der Wolf sich in Hamburg oder Berlin oder München ansiedelt und dort gewohnheitsmäßig durch die Straßen läuft, wird man diesen Wolf wegen "artuntypischen Verhaltens" entnehmen, selbst wenn er direkt keinen Menschen gefährdet. Städte werden weitgehend wolfsfreies Gebiet sein und bleiben ..." Die Beurteilung der Situation hängt also sehr davon ab, wo man selbst lebt. Die Mehrheit der Wolfsbefürworter hat einen städtischen Hintergrund, während auf dem Land die Sorge wächst.
agrarheute wird an dieser Diskussion dranbleiben und Fachstimmen zum Thema Verhalten Mensch/Hund/Wolf einholen.
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