Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Politik international

Ilse Aigner trifft Kofi Annan

am Dienstag, 11.12.2012 - 09:19

Berlin - Die Landwirtschaft ist in Entwicklungsländern einer der wichtigsten Arbeitgeber. Bundesministerin Ilse Aigner sprach gestern in Berlin mit Friedensnobelpreisträger Kofi Annan über das Thema.

Bis zum Jahr 2025 werden allein in Afrika 330 Millionen Jugendliche auf den Arbeitsmarkt drängen. 200 Millionen davon leben in ländlichen Regionen und werden dort Nahrung und Arbeit benötigen. Zum Vergleich: Die EU-27 vereinen insgesamt rund 500 Millionen Einwohner. Bei einem Treffen mit dem Friedensnobelpreisträger und früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan am Montag in Berlin sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner: "Angesichts dieser drastischen Zahlen müssen wir gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, dass diese jungen Menschen leben können und Zukunftsperspektiven haben. Das ist eine moralische Verantwortung und auch eine Sicherheitsfrage. Die Landwirtschaft spielt bei der Lösung der Probleme eine Schlüsselrolle. Hier finden nicht nur zahlreiche Menschen eine Beschäftigung, auf dem Land wird die Ernährung der Menschen sichergestellt."

Nahrungsmittel dort produzieren, wo sie gebraucht werden

"Mehr als 700 Millionen Euro gibt die Bundesregierung aus für Ernährungssicherung und die ländliche Entwicklung in Entwicklungsländern. Ziel der Anstrengungen sind Ertragssteigerungen und mehr Wertschöpfung auf dem Land, zum Beispiel durch Bildung und Ausbildung vor Ort," erklärte Aigner weiter. Die regionalen Schwerpunkte des BMELV liegen in Afrika und Afghanistan. In Projekten in Tansania, Uganda und Sierra Leone werden Menschen zum Beispiel geschult, wie lokale Politik zur Ernährungssicherung transparent gestaltet werden kann. Sie lernen, wie nichtstaatliche Akteure von der lokalen Verwaltung Rechenschaft einfordern können oder wie jeder Einzelne mit Hilfe von Beschwerde- und Rechtsbehelfsverfahren seine Ansprüche einfordern kann.
  • Podcast: Kleinbauern an den Chancen teilhaben lassen (16. Okt) ...
Aigner betonte bei dem Treffen mit Annan auch die große Bedeutung von Investitionen in die afrikanische Agrarwirtschaft: "Investitionen sind einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren für eine stabile Ernährungslage in Entwicklungsländern." Durch den Anstieg der Weltbevölkerung müssen bis zum Jahr 2050 rund neun Milliarden Menschen mit Lebensmitteln versorgt werden. Gleichzeitig bleiben die natürlichen Ressourcen zur Erzeugung von Lebensmitteln begrenzt.
  • EU unterzeichnet neues Übereinkommen zur Nahrungsmittelhilfe (06. Aug) ... 

FAO sieht Investitionsbedarf von 83 Mrd. US-Dollar pro Jahr

Die UN-Welternährungsorganisation FAO geht pro Jahr von notwendigen Investitionen in Höhe von 83 Milliarden US-Dollar aus. Hinzu kommen begleitende Investitionen in Infrastruktur, Lagereinrichtungen, Marktentwicklung oder Ausbildung sowie Forschung und Entwicklung. Investitionen, öffentliche wie private, wurden in der Vergangenheit vernachlässigt wie kaum ein anderer Wirtschaftsbereich. "Beim Treffen des Welternährungsausschusses der FAO in Rom haben die Mitgliedstaaten mit der Verhandlung von Leitlinien für verantwortliche Investitionen begonnen. Diesen Prozess werde ich beim Internationalen Agrarministertreffen im Januar in Berlin fortsetzen und mit Kollegen aus der ganzen Welt wichtige Impulse für mehr und verantwortliche Investitionen schaffen", sagte Aigner.
  • Weltweit genug Nahrungsmittel erzeugt (12. Nov) ...
Kofi Annan, der sich dieser Tage zu Gesprächen in Berlin aufhält, war vom 1. Januar 1997 bis 31. Dezember 2006 für zwei Amtszeiten Generalsekretär der Vereinten Nationen. Für sein großes Engagement erhielt er 2001 gemeinsam mit den Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis. Seit Beendigung seiner Arbeit für die UN setzt sich Kofi Annan für eine bessere Politik zugunsten der Bedürfnisse der Ärmsten und am stärksten gefährdeten Gruppen, insbesondere in Afrika, ein. Annan ist zudem Vorsitzender des Africa Progress Panel (APP) und der Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA).

Video: Äthiopische Landwirtschaft: Ungenutzte Potenziale nutzen (08/2011)