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Tipps und Tricks

Instagram als Landwirt nutzen: Interview mit Jonathan Agrar

Jonathan Agrar Instagram
am Mittwoch, 17.03.2021 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Viele junge Leute versuchen sich im Agrarbereich auf Instagram. Einer, der es durch Professionalität und Symphatie zu einer Reichweite geschafft hat, ist Jonathan Ullmann aus dem Alb-Donau-Kreis. Auf Insta hat er mittlerweile 29.000 Abonnenten. Im Interview erfahren Sie unter anderem Tipps für Neueinsteiger.

Entwickelt wurde Instagram 2010 – damals noch unter einem anderen Namen und mit eingeschränkten Funktionen. Die Kernidee war das Veröffentlichen und Teilen eigener Fotos, die auch heute noch im Fokus der Plattform stehen. Bereits zwei Jahre nach der Gründung wurde Instagram für 1 Milliarde USD vom Facebook-Konzern aufgekauft.

In Deutschland ist Instagram heute bei den 15-29-Jährigen die Socialmedia-Plattform mit dem höchsten Nutzeranteil.

Einsatzmöglichkeiten von Instagram in der Agrarszene

Instagram Foto Agrartechnik

Auch im landwirtschaftlichen Bereich hat sich auf Instagram in den vergangenen Jahren eine breite Szene etabliert. Die gängigsten Nutzungsmöglichkeiten für Landwirte, Azubis, Lohnunternehmer und Betriebsleiter sind Folgende:

• Teilen eigener Agrarfotos im Freundes- und Bekanntenkreis als Privatperson

• Fotoblogger, die ihre Abonnenten durch regelmäßige Feedposts und Stories über ihre landwirtschaftliche Arbeit auf dem Laufenden halten (Beispiel: jonathan_agrar)

Öffentlichkeitsarbeit und Realtalks zum agrarpolitischen Geschehen (Beispiel: bocholter_landschwein)

• Info- und Marketinginstrument für Betriebe mit Direktvermarktung (Beispiel: biolandhofkelly)

• Bei erfolgreichen Kanälen: Wirtschaftliche Nutzung durch Werbesponsorings von Agrarunternehmen

Interview: Erfahrungen von Jonathan Agrar mit Instagram

Jonathan Agrar Insta

Jonathan befindet sich in der Ausbildung zum Landwirt und postet unter anderem regelmäßig Fotos von der Arbeit auf seinen Lehrbetrieben. Mittlerweile hat er sich ein Publikum von 29.000 Abonnenten aufgebaut.

Welche Chancen bietet Instagram speziell Landwirten, die als Creator aktiv werden wollen?

Auf Instagram hat jeder die Chance ganz individuell darzustellen, was er / sie macht und was seine Einstellung ist. Man kann sich selbst zeigen und den Abonnenten erklären, was man für richtig hält.

Was hat dich selbst dazu bewegt auf Insta aktiv zu posten?

Ursprünglich hatte ich einen ganz normalen Instagram-Account wie jeder andere und habe Bilder von mir und der Landwirtschaft gepostet. Dann habe ich festgestellt, dass die Bilder von Traktoren immer am besten ankommen und habe daher genau dafür ein eigenes Profil erstellt. Das war im Mai 2016. Seit 2017 mach' ich Storys und da ging dann auch das Wachstum so intensiv los.
Ich denke meiner Community gefällt die Abwechslung und dass sie in jeder Lebenssituation mit dabei sein können. Sie sehen wo ich bin und was ich mache. Man kann einfach super daran teilhaben und das mögen die Leute.

Inwiefern kann ein erfolgreicher Instagram-Kanal für einen Landwirt auch wirtschaftlich Sinn machen? Welche Erfahrungen hast du dabei selbst gemacht?

Prinzipiell lohnt es sich für jeden. Ab einer gewissen Größe besteht die Möglichkeit in Form von Sponsorings sinnvolle Produkte zu erhalten und diese zu testen – das mache ich auch gern. Eigenes Merch zu vertreiben ist heute durch Spreadshirt und co. sehr einfach. Jeder kann ein Design hochladen und hat direkt individuelle Kleidung für seine Abonnenten. Mein Shop ist gegenüber des Standard-Merchs deutlich mehr Aufwand, aber dafür auch viel persönlicher. Jeder bekommt eine Autogrammkarte und jede Bestellung wird von mir und meiner Familie persönlich verpackt. Das macht Spaß und kommt gut an. Finanziell lohnt sich das auch mehr als ein Standardshop, denn mittlerweile wird der Merchmarkt immer mehr geflutet.

Welche Tipps hast du für Neueinsteiger, die auf Instagram mit landwirtschaftlichem Content durchstarten möchten?

Das Wichtigste ist in meinen Augen Authentizität. Es bringt nichts nur das zu posten, was die Leute sehen wollen – du musst die Landwirtschaft wirklich leben. Entweder man ist echt oder lässt es bleiben. Du musst ein Gefühl dafür entwickeln, was die Community sehen will und sie so gut es geht mit in den Kanal integrieren. Zum Beispiel durch Storys und die daraus resultierenden DMs findet viel Kommunikation statt. Das finde ich wichtig - gerade für Neueinsteiger. Bei mir sind es mittlerweile so viele Nachrichten, dass ich mit den Antworten leider kaum noch hinterher komme.

Wie lange hat es gedauert bis du auf Social Media ein größeres Publikum hattest?

Zu Beginn ist es schon schwer, aber je mehr gepostet wird, desto schneller läuft es. Nach zwei Jahren war ich bei 4.000 Abonennten. Nach weiteren zwei Jahren waren es bereits 16.000 und heute bin ich bei 29.000 Abos.
Ich freu' mich über die zahlreichen Rückmeldungen und habe das Glück recht wenig Kritik zu bekommen. Zudem macht es mir Spaß zu zeigen, was sich bei mir bewegt. Für viele bin ich ein großes Vorbild und ich versuche verantwortungsbewusst damit umzugehen. Auch hier gilt: Wenn man echt ist und auch hinter dem steht was man macht, folgen einem die Leute gerne.

Was für ein Equipment nutzt du für Instagram?

Für Instagram nur mein Handy mehr braucht es überhaupt nicht. Fast 70.000 Bilder habe ich dort gespeichert und sortiere sie den ganzen Sommer in verschiedene Kategorien, damit ich auch im Winter Content zu bieten habe.

Hat deine Aktivität auf Social Media auch Auswirkungen für das echte Leben?

Unfassbar viele Leute habe ich kennengelernt, nur weil ich auf Instagram bekannt bin. Immer mehr Menschen treffen mich zufällig und erkennen mich.

Letztes Jahr war ich im Osten zum Strohpressen für einen Lohner. Ein anderes Mal durfte ich zum ersten Mal einen Mähdrescher fahren. Die Leute trauen mir was zu und das ist ein tolles Gefühl. Meine Social-Media-Känale und der Merch-Shop begleiten mich jeden Tag und ich genieße es. Ich freu' mich auf die Zukunft!
 

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