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Landleben

Interview: Ländliche Mobilität planen

Bushaltestelle
am Mittwoch, 04.09.2019 - 11:49 (Jetzt kommentieren)

Die digitale Vernetzung und die Einbindung der ehrenamtlichen Mobilitätsinitiativen in den öffentlichen Nahverkehr sind eine Vision von Moritz Kirschech von der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume. Im Interview verrät er, wie sich Ideen umsetzen lassen.

Was bedeutet Mobilität auf dem Lande?

Lange Zeit wurde der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Raum vernachlässigt. Gerade erleben wir eine Trendwende. Das motiviert auch Ehrenamtler, über Bürgerlösungen nachzudenken. Zahlreiche Initiativen wurden bereits auf den Weg gebracht. Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert beispielsweise mit dem Modellvorhaben Land(auf)schwung 13 ausgewählte Landkreise in strukturschwachen Regionen mit insgesamt 32 Mio. Euro.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Mobilitätsangebote funktionieren?

Am erfolgreichsten sind solche Projekte dort, wo sie von möglichst vielen Menschen mitgetragen werden. Wichtig erscheint mir auch, dass die Angebote in ein vernünftiges Grundverkehrskonzept eingebunden sind. Bürgerbusse oder Ähnliches können den öffentlichen Nahverkehr nicht ersetzen, sondern allenfalls ergänzen. Langfristig funktionieren die Ideen auch nur, wenn sich Bürger engagieren. Zudem halte ich es für unerlässlich, zentrale Informationsangebote für die Nutzer zu schaffen. Das kann der Dorfplatz sein, aber auch eine Mitfahr-App fürs Dorf ist vorstellbar oder die Einbindung von Angeboten in die Deutsche-Bahn-App oder bei Google-Maps.

Welche Initiativen sind in der Praxis bereits erfolgreich?

Das möchten wir herausfinden. Mit „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen“ hat das Ministerium förderungswürdige Projekte gesucht. 151 Projektskizzen sind beim Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLe) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung eingegangen. Die Auswertung läuft gerade. Die eingereichten Skizzen decken ein vielfältiges Spektrum ab. Dazu zählen On-Demand-Angebote – das sind flexible Routen im öffentlichen Nahverkehr –, gemeinschaftliche Fahrzeugnutzung (Carsharing), Vermittlung von Fahrern und Mitfahrern (Ridesharing) oder allgemeine Beratungsangebote zum Mobilitätsmanagement. Nach Auswertung der Anträge erhalten die besten Projekte eine dreijährige Anschubfinanzierung.

Worauf sollten ehrenamtliche Mobilitätsplaner achten?

Es gibt bereits heute einiges an Fördermöglichkeiten, etwa über LEADER-Programme. Darüber sollte man sich im Vorfeld informieren. Das Rad muss auch nicht immer neu erfunden werden. Wer Mitfahrbänke anbieten will, sollte sich bei Gemeinden schlau machen, die damit schon erfolgreich arbeiten. Auch andere Leuchtturmprojekte wie das „Dörpsmobil“ oder das „Zukunftsnetz Mobilität NRW“, um nur zwei zu nennen, bieten viele Anregungen. Die Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DSV) bietet Informationsmaterial bis hin zur Anleitung von Planspielen, die im Vorfeld geeignet sind, das komplexe Thema Mobilität zu strukturieren. Denn eine Patentlösung gibt es nicht.

Den vollständigen Beitrag rund um das Thema "Mobilität auf dem Land" lesen Sie im aktuellen agrarheute Magazin.

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