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Wirtschaft

IVA: 'Immer weniger Pflanzenschutzmittel zugelassen'

am Dienstag, 13.05.2014 - 17:45 (Jetzt kommentieren)

Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2013 zurück. Allerdings bereiten die drohenden Regulierungen aus Brüssel der Branche Sorgen.

Im dritten Jahr in Folge konnten Hersteller und Anbieter von Pflanzenschutzmitteln ihre Umsätze steigern, berichtet der Präsident des Industrieverbands Agrar (IVA) Dr. Helmut Schramm auf der diesjährigen Jahrespressekonferenz. Der Nettoinlandsumsatz im Direktgeschäft zwischen Industrie und Großhandel lag 2013 bei etwas über 1,5 Milliarden Euro, das sind 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
 
Die drohenden Regulierungen aus Brüssel bereiten der Pflanzenschutzbranche Sorge. Dazu zählt unter anderem die diskutierte Leitlinie für die Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln für Bienen.
 

Hoher Umsatz bei Fungiziden

Insgesamt stieg der Umsatz bei den Herbiziden um 2,7 Prozent, nach Fruchtarten lag das vor allem am leichten Anstieg bei den Getreideherbiziden. Rübenherbizide gingen wegen der geringeren Aussaatfläche zurück. Auch die Anbaufläche bei Mais sank, höhere Preise haben den geringeren Mengenverkauf allerdings kompensiert. Totalherbizide wurden sowohl öfter verwendet als auch teurer bezahlt. Deutlich gestiegen ist der Umsatz bei den Fungiziden. Die 18-prozentige Zunahme beruht vor allem auf dem Zuwachs bei Getreidefungiziden: Die unbeständige Witterung im letzten Sommer hatte einen hohen zur Folge. Der Umsatz mit Insektiziden ging nach dem hohen Verbrauch des Vorjahres wieder um 7,1 Prozent zurück. Damit lag er wieder auf dem Niveau der Vorjahre.
 

Düngemittel verbuchten Minus

Die im IVA zusammengeschlossenen Unternehmen der Düngemittel-Industrie verbuchten mit knapp 3 Milliarden Euro einen um 13 Prozent niedrigeren Umsatz als 2012. Der Inlandsumsatz ging dabei um 11, der Exportwert um 14 Prozent zurück, was hauptsächlich auf den Preisrückgang zurückzuführen sei.
 
Für den Absatz im Düngejahr 2012/13 (Juli-Juni) konnte Kuhlmann eine positive Entwicklung vermelden. Der Stickstoffverbrauch stieg leicht um 0,5 Prozent - vor allem wegen des sehr kühlen und verspäteten Frühjahrs. Der Absatz an Kali und Phosphat wuchs mit 9 beziehungsweise 15 Prozent deutlich. Vielversprechend für die Düngemittelindustrie gestalte sich laut IVA das Düngejahr 2013/14, der Stickstoffdüngerabsatz stieg bislang um 5 Prozent, was besonders auf den früheren Saisonbeginn zurückzuführen sei.
 

Brüssel blockiert Zulassungen

Die Branche steht den politischen Entwicklungen in Brüssel und Berlin und der zunehmenden Verbraucherunzufriedenheit ratlos bis verzweifelt gegenüber. Die drohenden Regulierungen aus Brüssel fasste Dr. Schramm so zusammen: "Wir sehen mit einiger Besorgnis auf die kommenden Jahre. Die Zulassungen für zahlreiche Wirkstoffe laufen aus, und eine überzogene Regulierung auf EU-Ebene blockiert die Wiederzulassung und die Entwicklung neuer Substanzen. Wenn es so weiter geht, stehen die Landwirte in Deutschland über kurz oder lang ohne moderne Pflanzenschutzmittel da."
 
Als Beispiele nannte Schramm die derzeit diskutierte Leitlinie für die Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln für Bienen. "Ob sie zu mehr Bienenschutz führt, darf man bezweifeln. Dass sie aber durch überzogene Anforderungen die Entwicklung und Einführung neuer Insektizid-Wirkstoffe behindert, ist dagegen offenkundig, da einige der Vorgaben schon rein technisch nicht zu bewältigen sind."
 
Auch die Pläne der EU, eine einheitliche Definition für endokrine Disruptoren (hormonschädliche Stoffe) zu finden, bergen ähnliches Problempotenzial. Die ungeheuer strengen Zulassungsregeln mit den so genannten Ausschlusskriterien (Cut Offs) hätten zur Folge, dass neun der zehn wichtigsten Getreidefungizide vom Markt verschwinden. Im Kartoffelanbau würde die Hälfte der heute zugelassenen Produkte ersatzlos verschwinden.
 

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