In der krisengeschüttelten Fleischwirtschaft der Vereinigten Staaten dauert die Konsolidierung an. Der in finanziellen Schwierigkeiten steckende Geflügelspezialist Pilgrims Pride gab am vergangenen Mittwoch - vorbehaltlich der Zustimmung durch Gläubiger - die Übernahme durch den brasilianischen Konkurrenten JBS bekannt, der durch verschiedene Zukäufe bereits stark auf dem nordamerikanischen Markt engagiert ist.
Laut der Vereinbarung übernimmt JBS 64 Prozent der Anteile an Pilgrims Pride zum Preis von 800 Millionen $ (550 Millionen Euro). Der Unternehmenswert einschließlich Schulden wird auf 2,8 Milliarden $ (1,92 Milliarden Euro) beziffert. Mit den 800 Millionen $ sollen Ansprüche von Gläubigern bedient werden. Der Plan sei allerdings noch nicht vom Insolvenzgericht genehmigt und es fänden weitere Verhandlungen mit den Beteiligten statt, erklärte Pilgrims Pride einschränkend. Man rechne mit einer Genehmigung noch vor Jahresende.
Starke Präsenz bei Rindfleisch in Nordamerika
JBS hatte vor gut zwei Jahren den angeschlagenen Fleischverarbeiter Swift gekauft, der Schweine und Rinder schlachtete. Es folgte vor knapp einem Jahr die Übernahme der Rindfleischsparte von Smithfield. Der vertikal integrierte Konzern aus Virginia konzentriert sich jetzt auf die Schweinehaltung, schreibt momentan aber tiefrote Zahlen. Hingegen hatten die US-Wettbewerbsbehörden JBS untersagt, sich National Beef als weiteres Großunternehmen auf dem nordamerikanischen Fleischmarkt einzuverleiben.
Batista verweist auf solide Leistungen in den vergangenen Jahren
Vor diesem Hintergrund verwies der Vorstandschef von JBS, Wesley M. Batista, auf die Erfolge der Brasilianer auf dem nordamerikanischen Markt: "Als US-Rind- und Schweinefleischunternehmen sind wir stolz, jetzt in den Markt für Geflügelfleisch in den Vereinigten Staaten einzusteigen." Man freue sich darauf, zusammen mit dem Management von Pilgrims Pride die Wettbewerbsfähigkeit in den USA und auf internationaler Ebene zu erhöhen.
Konkurrent für Tyson
Man sei der Überzeugung, dass die Leistungen von Swift nach der Übernahme zeigten, wie erfolgreich das Ziel erreicht worden sei, das Unternehmen effizient und profitabel zu machen, betonte Batista. Sollte JBS für die Übernahme von Pilgrims Pride grünes Licht bekommen, hätte es der Konzern Tyson, der derzeit im US-Geflügelfleischmarkt tonangebend ist, mit einem mächtigen Konkurrenten zu tun. Wie viele seiner Konkurrenten machte Tyson zuletzt Verluste. Schwierigkeiten hat vielen vertikal integrierten Fleischverarbeitern die starke Preisvolatilität an den Getreidemärkten gemacht. (AgE)
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