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Umwelt

Kampf gegen Ölteppich in Ostfriesland

am Samstag, 23.11.2013 - 08:29 (Jetzt kommentieren)

Hunderte Helfer versuchen, den Ölteppich einzudämmen, der nach einem Unfall an einem Gaskavernenspeicher entstanden war. Die Situation entspannt sich, doch Folgeschäden werden befürchtet.

Im ostfriesischen Etzel im Landkreis Wittmund herrscht Ausnahmezustand. Durch eine nicht verschlossene Lüftungsanlage waren hier auf dem Kavernen-Gelände der Firma IVG Caverns am vergangenen Sonntag bis zu 40 Kubikmeter Öl ausgelaufen und haben umliegende Gewässer verschmutzt.
 
Eine dicke braune Schicht treibt nun in den Kanälen und auf dem Wasser. Hunderte Helfer versuchen, die weitere Ausbreitung zu verhindern. Das endgültige Ausmaß der Umweltschäden ist bisher noch nicht einzuordnen.

Lob für Hilfskräfte

Eigenen Angaben zufolge haben die Einsatzkräfte bisher 75 Prozent des Öls abgesaugt. Stefan Wenzel, der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz, lobte die Arbeit der Helfer. Die technischen Hilfsdienste und die Feuerwehr hätten nach der Schadensmeldung schnell und umfassend gehandelt. Auch die Unterstützung des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Form von Personal und Gerätschaften sei zügig bereit gestanden.

Kritik an Betreiber

Wenzel kritisierte die späte Schadensmeldung und die unzureichende Information der Öffentlichkeit seitens des Betreibers. Hierdurch sei viel wertvolle Zeit verloren gegangen. "Es bleiben viele Fragen zur Ursache des Unfalls und den technischen Standards der Anlage", so Wenzel. Sobald die unmittelbare Ölbekämpfung abgeschlossen ist, würde der Umweltminister eigene Experten zur Begutachtung der Schäden bereitstellen. Zudem müsse ermittelt werden, welche Folgekosten vom Betreiber IVG zu zahlen sind.

Naturschutz oberste Priorität

Aktuell jedoch sei der wichtigste Aspekt der Schutz des Grundwassers und des Nationalparks Wattenmeer, so Wenzel. Das Hauptaugenmerkt liege auf der Flora und Fauna der Region, die bereits deutliche Spuren des Unfalls trägt. Nun wurden erste ölverschmierte Vögel gefunden, wie der Naturschutzbund (NABU) meldet. Die Landkreise Friesland und Wittmund konnten diese Beobachtungen jedoch nicht bestätigen, schließen es aber nicht aus, so Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD). Es bestehe zudem die Gefahr, dass Giftstoffe in die Nahrungskette gelangen. Aus diesem Grund wurden bereits erste Angelverbote ausgesprochen.

Situation entspannt sich

Bei Ellens sei der Ölteppich nun gestoppt, so Ambrosy. Einsatzkräfte hatten zahlreiche Sicherheiten und Doppelsicherheiten bis hin zur Hochseeölsperre eingebaut, um ein weiteres Ausbreiten zu verhindern. "Die Nordsee ist nicht bedroht", gab Ambrosy bekannt. Auch Jochen Meier von der Unteren Wasserbehörde in Friesland bestätigte: "Die Situation entspannt sich zunehmend". Jedoch würde es wohl noch einige Wochen dauern, bis die Ölschichten an den Kanälen endgültig beseitigt sind. Vor allem an den Uferzonen halte sich der Ölschlamm hartnäckig. Mittlerweile wurden schwimmende Pontons angefordert, um das Öl aus dem Schilf- und Uferbereich abzusaugen.

Folgeschäden befürchtet

Trotz der sich langsam bessernden Verhältnisse befürchten Umweltschützer auf Jahre andauernde Schäden für die Natur. Vor allem die Uferregionen der betroffenen Gewässer würde lange brauchen, um sich vollständig zu erholen. Sie fordern einen sofortigen Stopp des Kavernenbaus. Im Raum Etzel sind bisher 65 Anlage fertiggestellt, 99 Kavernen sind jedoch geplant. Allerdings bezweifelt auch Wenzel, dass weitere Anlagen überhaupt benötigt werden.

Ermittlungen gegen Betreiber

Wie die IVG mitteilte, sei die Ursache für den Unfall unklar. Auch der TÜV untersuche neben einem Gutachter des Landesbergamtes die Sache. Angeblich habe ein nicht ganz geschlossenes Ventil bei einer Lüftungsanlage den Ölaustritt verursacht. Gegen den Betreiber hat die Staatsanwaltschaft Aurich Ermittlungen wegen des Verdachts auf Gewässerverunreinigung eingeleitet. Überwacht wird der Fall durch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), das die Anlage untersuchen lassen will. Auch IVG-Mitarbeiter sollen befragt werden. Selbst Sabotage sei nicht völlig auszuschließen, so Bergbau-Sprecher Klaus Söntgerath: "Wir müssen mit allem rechnen."

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