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Weltgesundheitstag

Klimawandel gefährdet auch die Gesundheit von Landwirten

Frau leidet unter Hitze auf dem Feld
am Donnerstag, 07.04.2022 - 12:52 (Jetzt kommentieren)

In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Hitzetage stetig gestiegen. Analog dazu steigt auch die Zahl der Kranken und Toten. Eine Datenanalyse bestätigt, dass der Klimawandel zunehmend auch die Gesundheit gefährdet. Todesfälle durch Austrocknung nehmen drastisch zu.

Heute (7. April 2022) ist der Weltgesundheitstag. Das nimmt das Statistische Bundesamt zum Anlass, um Daten zur Gesundheit aus den letzten 20 Jahren vorzulegen. Sie zeigen: Der Klimawandel gefährdet nicht nur Natur und Umwelt, sondern stellt zunehmend auch ein Risiko für die Gesundheit von Menschen dar.

Landwirte sind besonders gefährdet, weil sie sich viel im Freien aufhalten

Die Entwicklung ist ebenso drastisch wie erschreckend, gerade für Berufsgruppen wie Landwirte, die sich viel im Freien aufhalten: Das Hautkrebsrisiko steigt und die Todesfälle durch Hitzschlag oder Sonnenstich nehmen zu. Besonders verheerend: Der Flüssigkeitsmangel bei älteren Menschen wird zu einem massiven Problem.

„Das ist der Beginn der Katastrophe, auf die wir zumarschieren“, sagte Christian Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahlen würden beweisen, dass der Klimawandel auch in Deutschland die Krankheitslast erhöht und Tote verursache. "Besonders betroffen sind Kinder, Menschen, die im Freien arbeiten, Ältere und Kranke."

Drastische Folgen von Hitze und Sonne: 2020 starben rund 4000 Menschen an Hautkrebs

Das Herunterkühlen des Körpers belaste Herz und Kreislauf, Luftverschmutzung verstärke Atemwegserkrankungen, Flüssigkeitsverlust führe zu Nierenversagen, in Hitzewellen gäbe es mehr Früh- und Fehlgeburten. „Studien belegen sogar Hitzefolgen für die mentale Gesundheit: Die Menschen werden aggressiver“, sagte Schulz, der auch Intensivmediziner ist.

Die Hitze- und Sonneneinstrahlungsfolgen haben drastische Folgen, wie die Krankenhaus-Statistik und Todesursachen-Statistik belegen: "Die Zahl der Hautkrebsbehandlungen in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren fast stetig zugenommen", berichtet das Statistische Bundesamt. Im Jahr 2020 wurden 81 Prozent mehr Menschen mit Hautkrebs im Krankenhaus stationär behandelt als im Jahr 2000. Im Jahr 2020 starben rund 4000 Menschen an Hautkrebs.

Austrocknung ist immer häufiger Ursache für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle

Etwa 108 000 Menschen wurden im Jahr 2020 deswegen im Krankenhaus behandelt. Das sind 177 Prozent mehr als 2000. Die Zahl der Todesfälle durch Flüssigkeitsmangel hat sich innerhalb von 20 Jahren sogar mehr als verachtfacht. 2020 starben knapp 3300 Menschen daran.

Schulz geht von einer großen Dunkelziffer aus, weil Hitze bei der Todesursache als Co-Faktor bei nur selten berücksichtigt werde.

Von Flüssigkeitsmangel und Hautkrebs seien ältere Menschen besonders häufig betroffen. Deren Zahl habe in den vergangenen 20 Jahren zugenommen.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) haben Schäden durch Hitze und Sonne, wie etwa Hitzschlag oder Sonnenstich, in den vergangenen 20 Jahre durchschnittlich zu jährlich 1519 Krankenhausbehandlungen und 19 Todesfällen geführt. Im Jahr 2015 gab es sogar 2322 Krankenhausfälle und 60 Todesfälle. Der Deutsche Wetterdienst hatte mehr als 17 Tage über 30 Grad aufgezeichnet. Extrem war auch das Jahr 2003 mit 2600 Krankenhausbehandlungen und 41 Todesfällen. Damals war es an 19 Tagen über 30 Grad heiß.

Forscher ermitteln über 12.000 Hitzetote in Deutschland

Viel drastischere Zahlen sind 2020 in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht worden. Forscher kamen im Jahr 2018 auf rund 20.000 Todesfälle, die im Zusammenhang mit Hitze stehen. Die Wissenschaftler kalkulierten unter anderem die tägliche Maximaltemperatur, den Anteil der über 65-Jährigen und das Sterberisiko dieser Altersgruppe durch Hitze mit ein.

Methodisch führt das zu einem deutlichen Anstieg: Zwischen 2014 und 2018 habe die Zahl der Hitzetoten in Deutschland im Schnitt bei 12 080 gelegen. Das seien bereits 3640 Hitzetote mehr gewesen als im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2004.

Bundesärztekammer schlägt nationalen Hitzeschutzplan vor

Bereits im Jahr 2019 hat Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, einen nationalen Hitzeschutzplan vorgeschlagen. Häufigkeit, Dauer und Intensität von Hitzewellen nähmen weiter zu, Rettungsdienste, Kliniken, Alten- und Pflegeheime müssten darauf besser vorbereitet sein. Die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels würden nicht irgendwann in weit entfernten Weltregionen spürbar, sondern hier und heute.

Mit Material von Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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