Hallo aus dem Hohen Norden!
Was weißt du über Finnland? Letztes Jahr hätte ich wahrscheinlich geantwortet: Kälte, Sauna und Rentiere.

Meine Vorstellungen über Finnland waren ziemlich beschränkt, ich wusste wenig über dieses Land und die Kultur hier. Umso besser, dass ich Anfang Jänner meine Koffer gepackt habe und mit der Absicht, mehr über dieses Land und seine Bewohner zu erfahren, in den Flieger nach Helsinki gestiegen bin. Mein Ziel: Iisalmi, eine Stadt rund 480 km nördlich von Helsinki. Hier darf ich nun drei Monate im Rahmen eines Auslandssemsters verbringen.
Im Netz findet man viele Klischees rund um Finnen und ihre Kultur. Nicht alle decken sich mit meinen Erfahrungen, aber der Kulturschock war manchmal doch beachtlich. Welche Klischees habe ich wirklich so erlebt und welche nicht?
Auf unserem Bauernhof in Österreich war´s schon kälter als in Finnland
Klischee 1: Eisige Kälte und ein Meter Schnee
Klar, das Wetter ist nochmal eine Sache für sich. Je nachdem, wo man sich in Finnland aufhält, kann es schonmal -35 Grad Celsius und weniger haben. Bei meiner Ankunft hatte es auch brave -15 Grad, aber die zweite Hälfte vom Januar waren leider immer wieder leichte Plusgrade an der Tagesordnung. Hört sich erstmal toll an, war für mich aber der Horror. Denn die Gehwege wären eher fürs Eislaufen geeignet gewesen. Teilweise war es in Österreich kälter als in Finnland. Im Februar wurde es auch kälter, mein Kälterekord waren -27°C. Aber Schnee gibt’s genug, wenigstens hier erfüllen sich ganz meine Erwartungen.
In Finnland liebt man die Stille
Klischee 2: Smalltalk
Der finnische Albtraum: Finnen sagt man nach, sehr zurückhaltend und still zu sein und sich vor Smalltalk zu fürchten. Tatsächlich ist hier in Finnland Stille nichts Schlechtes. In Österreich ist es eher unangenehm, sich anzuschweigen, aber nicht hier. Man genießt Stille und hört gerne zu. Finnen schätzen ihre Privatsphäre und brauchen wortwörtlich viel Freiraum. Als ich in Helsinki am Bahnsteig eine halbe Stunde auf den Zug gewartet habe, habe ich ungelogen niemanden reden gehört, außer ein ausländisches Pärchen. Finnen brauchen etwas Zeit, um aufzutauen. Um das Eis zu brechen, haben sich einige Dinge als wirkungsvoll rausgestellt: Zusammen Sport machen, gemeinsam etwas Trinken und Feiern und in die Sauna gehen.
Sauna: in Finnland wirklich das größte
Klischee 3: Sauna überall
Wer kennt sie nicht, die finnische Sauna. Und tatsächlich ist Saunieren hier etwas ganz Natürliches und eine sehr beliebte Gemeinschaftsaktivität. In die Sauna geht man, um zu entspannen und der Gesundheit etwas Gutes zu tun, aber auch um zu reden und Zeit miteinander zu verbringen. Quasi das finnische Äquivalent zur österreichischen Stammtischrunde. Fast jedes Haus hier hat eine Sauna. Der große Unterschied: Wenn Finnen in die Sauna gehen, lassen sie dabei ihre Kleidung draußen. Das kann vor allem für Ausländer eine echte Überwindung sein, aber danach ist das Eis definitiv gebrochen.
Finnen lieben Eisschwimmen
Klischee 4: Eisschwimmen
Das andere Extrem zur extremen Hitze in der Sauna ist die extreme Kälte beim Eisschwimmen (finnisch: Avanto). Im Internet kursieren haufenweise Videos von Finnen, die beim Eisschwimmen wie in einer Therme entspannen. Ich konnte mir nie, nie vorstellen, dass ich jemals in ein Loch im gefrorenen See steige und das auch noch gut finde. Und das Paradoxe daran ist, je kälter es ist, umso besser fühlt sich Avanto an. Ich war skeptisch, aber was probiert man nicht alles aus… Und tatsächlich hab ich es seitdem mehrmals wiederholt und liebe es, besonders das tolle Gefühl danach! Und es gibt zwar Finnen, die Avanto noch nie ausprobiert haben, aber es ist trotzdem eine heißgeliebte Tätigkeit vieler Bewohnter hier.
Natürlich spiegelt diese Auflistung nur meine eigenen Erfahrungen wieder. Haben dich manche Punkte überrascht oder hast du vielleicht sogar etwas ganz Anderes erlebt?
Eure Karina
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