"Der Weltklimagipfel in Cancun hat positive Ergebnisse gebracht. Das ist wichtig und erfreulich, weil damit das Vertrauen in die Klimapolitik der UNO wieder gestärkt wurde. In der Konferenz wurde aber hauptsächlich über Finanzierungsfragen und den Waldschutz gesprochen. Die Hauptursache des Klimawandels wurde aber kaum behandelt: Immerhin 64 Prozent der globalen Treibhausgase stammen aus dem fossilen Energiesystem. Waldrodungen verursachen nur zwischen neun und 15 Prozent der Emissionen. Diese sind auch zu reduzieren, doch damit allein kann das Weltklima nicht gerettet und der Temperaturanstieg auf über 2 Grad nicht verhindert werden. "
Rascher Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien nötig
Diese Bilanz zog Heinz Kopetz, Vorstandsmitglied des Welt-Biomasseverbandes und Ehrenpräsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. Notwendig wäre ein möglichst rascher Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger, sprach sich Kopetz für eine "Energierevolution " aus.
Der Gipfel in Cancun brachte vor allem drei Ergebnisse: Der globale Temperaturanstieg soll - verglichen mit dem Beginn des Industriezeitalters - auf zwei Grad beschränkt bleiben. Der Schutz der Wälder, besonders der Regenwälder in den Tropen und Subtropen, soll wesentlich verbessert werden. Die Industrieländer wollen ab 2020 jährlich 100 Milliarden Euro in einen Fond einzahlen, der verschiedene Maßnahmen, wie Anpassungen an den Klimawandel, Technologietransfer, Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen usw. in Entwicklungsländern finanzieren soll.
"Leider konnte keine Einigung darüber erzielt werden, ob nach 2012, wenn die Kyoto-Periode ausläuft, überhaupt eine neue Reduktionsverpflichtung kommen soll. Von China wurde das verlangt, von Japan und anderen Ländern abgelehnt - und dies, obwohl von Experten aufgezeigt wurde, dass die CO2-Emissionen bis 2035 in den OECD-Ländern um etwa 50 Prozent zu reduzieren sind, wenn das 2-Grad-Ziel erreicht werden soll ", erklärte Kopetz.
Klimakonferenzen allein lösen das Problem nicht
"Die UN-Klimakonferenzen sind unverzichtbar, aber nicht ausreichend, um eine Erderwärmung auf über zwei Grad zu verhindern. Die Entscheidungsfindung erfordert einfach zu viel Zeit, da immer der Langsamste unter den mehr als 190 Ländern das Tempo des Fortschritts vorgibt", verwies Kopetz auf ein grundlegendes Problem. "Die Zeit drängt, wir müssen möglichst rasch eine radikale Senkung der Treibhausgas-Emissionen einleiten ", unterstrich der Experte.
Der Prozess der völkerrechtlich verbindlichen Reduktionsvorgaben durch die UN-Klimapolitik müsse unbedingt durch freiwillige Emissionsreduktionen ergänzt werden. "Niemand hindert ein Land daran, seine Treibhausgase rascher zu senken, als dies im Rahmen der UNO verpflichtend vereinbart wird ", so Kopetz. Einige Staaten wie Korea, China, Mexiko, Deutschland, Dänemark und Schweden hätten dies schon erkannt und eigene Initiativen und Strategien zur Energie- und Klimapolitik entwickelt.
Ohne Abkehr von den Fossilen können Klimaziele nicht erreicht werden
Der Welt-Biomasseverband hat ein Positionspapier an das UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) gerichtet. Darin wird festgestellt, dass "ein rascher Rückgang in der Verwendung von Öl, Gas und Kohle unerlässlich ist, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen". Daher sollten alle Subventionen und Steuererleichterungen für fossile Energieträger als die Hauptverursacher des Klimawandels gestrichen werden. Die eingesparten Mittel sowie die Einnahmen aus einer CO2-Steuer sollten global zum Ausbau der Erneuerbaren und zur Verbesserung der Energieeffizienz verwendet werden.
Zwischen Brandrodung und nachhaltiger Waldnutzung unterscheiden
"In Europa sollte im Rahmen der EU-Agrarpolitik so rasch wie möglich die Aufforstung von mindestens drei Millionen Hektar in Form traditioneller Wälder oder Kurzumtriebswälder vorangetrieben werden, um einerseits mehr Kohlenstoff biologisch zu speichern und andererseits mehr Biomasse zum Ersatz fossiler Energien zu produzieren", forderte Kopetz. Er sprach sich in diesem Zusammenhang für eine klare Differenzierung zwischen der Rodung von Regenwald etwa in Brasilien einerseits und nachhaltiger Holznutzung aus. Dieser Unterschied müsse bei der Erstellung von CO2-Bilanzen berücksichtigt werden. (aiz)
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