Zu schnelles Wachstum, fehlende Kontrollen und "Gehälter auf phantastischem Niveau" haben KTG Agrar nach Ansicht des vorläufigen Sachwalters Stefan Denkhaus in die Insolvenz getrieben. Nun soll Deutschlands größter Agrarkonzern verkauft werden.
Die Gläubiger können sich nur wenig Hoffnungen machen. Die Zahl der Gläubiger schätzte der Sachwalter auf mindestens 10.000.
Sachwalter kritisiert Konzernführung
Denkhaus kritisierte die frühere Konzernführung. "Wir sehen Indizien für Haftungsansprüche", sagte Denkhaus. Ein zu schnelles Wachstum, fehlende Kontrollsysteme und unangemessene Kosten - darunter 1,5 Millionen Euro für Helikopterflüge des Konzernchefs und "Gehälter auf phantastischem Niveau" - hätten mit zur Insolvenz geführt, resümierte Denkhaus. Es gebe einen Abschreibungsbedarf bei Beteiligungen und Forderungen von insgesamt fast 400 Millionen Euro.
Es gibt bereits Interessenten für die KTG Agrar
Für den angestrebten Verkauf zeigten sich Sachwalter und Vorstand zuversichtlich, auch wenn nahezu sämtliche Ackerflächen verkauft und zurückgepachtet wurden. Es gebe bereits Gespräche mit Interessenten, ergänzten die Sanierer. Möglichst sollen die landwirtschaftliche Produktion und die Biogas-Erzeugung im Paket veräußert werden. Den Lebensmittelbereich - ein Bio-Händler wurde verkauft - gibt es bis auf die Ölmühle nicht mehr, dadurch fielen rund 200 Stellen weg.
KTG Agrar: Ein undurchsichtiges Firmengeflecht
Der Sachwalter sagte, die KTG-Gruppe sei ein weitestgehend undurchsichtiges Firmengeflecht. Die Gruppe verfüge über keine transparenten Finanz- und Controllingsysteme wie für Aktiengesellschaften erforderlich. Sie sei bewusst hierarchisch geführt worden. Auch der Aufsichtsrat hat nach Ansicht von Denkhaus seine Kontrollaufgaben nicht erfüllt.
16,8 Millionen Euro Agrarsubventionen
Unterdessen wurde bekannt, dass KTG Agrarsubventionen in Millionenhöhe bekommen hat. In der Förderperiode 2014/15 seien EU-Mittel in Höhe von 16,8 Millionen Euro geflossen, wie aus einer der dpa vorliegenden Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion hervorgeht. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über die Zahl berichtet.
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